Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

Erweiterte Suche  
Seiten: [1]

Autor Thema: Eine Frage  (Gelesen 1082 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Susanne

  • Gast
Eine Frage
« am: 11 Juli 2017, 20:08:59 »

Ich lese hier unheimlich viele Tipps, was man gegen Depressionen machen kann, 1-Hilfe-Maßnahmen, Ärzte kontaktieren etc.
Aber was ist, wenn man einfach nicht kann. Keine Energie... Einfach nur müde und leblos...Was dann? Wenn es schon Energie kosten, sich in einem Forum wie diesem anzumelden und etwas zu schreiben?
Ich weiß nicht, wie es anderen geht. Jedoch steht man ziemlich allein und kraftlos da. Also, bitte gebt mir einen Tipp und sagt mir, wie man den Arsch hochbekommt...Denn das wäre für mich der 1. Schritt.
Gespeichert

Nellysun

  • Gast
Re: Eine Frage
« Antwort #1 am: 12 Juli 2017, 07:43:55 »

liebe Susanne,

es ist schwierige den Arsch hoch zu bekommen, ging/geht mir ganz genauso ;) Den einzigen Tipp den ich Dir geben kann ist, das ich mir überlegt habe, will ich lieber weiter über meine Selbsttötung nachdenken oder die Energie dann aufwenden um mir Hilfe zu suchen. Ich habe auch keine große Erwartungshaltung an mich, was ich schaffe macht mich stolz, was nicht versuche ich am nächsten Tag dann abzuarbeiten. Ich habe auch eine Freundin, die mir immer wieder anbietet zB ein Telefonat für eine Terminvereinbarung für mich zu führen, wenn ich es möchte - wir setzen mir dann Firsten und zur Not wenn es mir wichtig ist wird diese auch nochmal verlängert aber ich weiß ich kann es nur Not auch abgeben. 
Eines steht jedoch fest - Depressionen sind ein Miststück und die ersten Schritte sich gegen sie zu wenden wehrt sie mit aller Macht ab, nur ist es in meinen Augen auch wichtig sich gegen sie zu stemmen so weit es geht, denn in der Therapie ist sogeschen auch Arbeit an und mit sich selber - es ist leider nicht wie bei einen Beinbruch, der von Arzt eingegipst wird und es mit schonen und Abwarten dann getan ist. Daher ist das "sich aufraffen" schon der aller erste und auch wichtigste Schritt - tu es für Dich oder für Deine wichtigen Menschen, tue es aus welchen Gründen auch immer dir beim motivieren helfen und lass Dich nicht von Rückschritten fertig machen - man erreicht auch sein Ziel wenn man zwei schritte vor und einen zurück geht - es dauert einfach etwas länger ;)

Ich weiß das ist jetzt keine "super"-antwort - denn wenn man kraftlos ist, ist alles anstrengend und schon alleine die Vorstellung dass man einen schritt machen will/muss/sollte raubt schon wieder Kraft - ich kann Dir aber sagen es lohnt sich für sich selber zu kämpfen.

Du kannst mir jederzeit auch eine PN oder Mail schreiben, wenn es dir hilft oder Dir nach Austausch oder jmd. zum "zuhören" brauchst :)

Liebe Gruß
nellysun
Gespeichert

Susanne

  • Gast
Re: Eine Frage
« Antwort #2 am: 12 Juli 2017, 13:40:05 »

Vielen Dank, liebe Nellysun!  Eine gute Antwort von dir auf eine schwierige Frage. 
Ich lese deine Antwort und verstehe, was du mir sagen möchtest. Aber wie du vielleicht weißt, fühlt man sich nur kraftlos und schwach. Manchmal befürchte ich, das ich niemals mehr spüren werde wie es ist, sich gut und frei und leicht zu fühlen. Das nimmt mir ehrlich gesagt meinen Mut und meine Lust.
Die Idee mit einer Freundin finde ich sehr besonders. Du hast also jemanden, der es weiß und dir hilft. Das ist Gold wert.
Gespeichert

Nellysun

  • Gast
Re: Eine Frage
« Antwort #3 am: 12 Juli 2017, 14:50:55 »

liebe Susanne,

es gibt bei mir niemanden mehr der es nicht weiß, ich versuche so offen wie möglich damit umzugehen, alles andere empfände ich als Zusatzbelastung ;)

Du schreibst: Manchmal befürchte ich, das ich niemals mehr spüren werde wie es ist, sich gut und frei und leicht zu fühlen. Das nimmt mir ehrlich gesagt meinen Mut und meine Lust.

Niemals MEHR - schau da hast du mir schon etwas voraus - ich kenn es nur wenn ich verliebt bin und das sind dann auch "nur" die Hormone (ich habe eine Dystymie seit meiner Kindheit und dachte immer, dass mein Empfinden halt zu mir gehört)
Könnte evtl das aber dann auch eine Motivation sein - also zu wissen wie es sein könnte, wenn man sich Hilfe suchen würde immer mit der Hoffnung irgendwann das Gefühl von Leichtigkeit zurück zu gewinnen?

Hast Du denn niemanden, der Dir vlt. mal ein Telefonat abnehmen kann oder fällt es Dir schon schwer jmd. zu bitten und bekommst einfach kein Hilfsangebot von außen (vlt. weil noch nicht der Eindruck entstanden es, dass Du sie wirklich brauchst?)

Ich kenn das mit dem Mut und der Lust zu genüge, bisher hieß es einfach ich sei halt zu faul (was mich oft verletzt hat ich aber auch selber geglaubt habe) seit dem ich mir aber erlaube nicht funktionieren zu müssen und ich mir sage mach ichs heut nicht mach ichs morgen, bekomm ich doch erstaunlich viel erl. - evtl weil ich keine Erwartung an mich habe und mich damit dann auch nicht selber enttäuschen kann ;)

Ein erste und bewätigbarer Schritt ist der Gang zum Hausarzt - lass Dich an einen Psychiater / Psychologen überweisen und ruf dann bei der Kassenärztlichen Terminvergabe an - das hilft für den Einstieg weil Du innerhalb einer Woche einen Termin bei der psychologischen Notfallsprechstunde bekommst undDu dort bis zu 3 Gespräche hast. Das frustriert nicht so sehr wie zig Therapeuten anzurufen um festzustellen alle haben lange Wartelisten und wer immer wieder anruft, kriegt eher einen "Zuschlag"

Mit hat mein Notfalltherapeut sehr geholfen, ich darf auch im Notfall wieder anrufen und wenn ich Glück habe ist evtl. ein Platz frei, wenn ich aus der Klinik zurückkomme. Er kennt aber wenigstens Kollegen in der Stadt und hätte zur Not auch versucht mich in einer ihm bekannten Praxis mit Psychiatern schneller reinzubekommen.
Vielleicht hilft Dir das den ersten Schritt zu machen - und mal ehrlich - besser wird's von alleine nicht und so wie es gerade ist, ist es nur ein deprimierender Zustand ;)

Wenn Du magst schreiben wir auch gerne PNs und ich frag Dich was Du geschafft hast, lobe Dich wenn Du es brauchst und werde sicher niemals darüber urteilen, wenn Du es einfach nicht schaffst den Hintern hochzubekommen - ich trete nicht in den Hintern, ich würde es mehr so formulieren, dass ich gerne versuchen mag Dir beim Aufstehen zu helfen in dem ich Dich an Deinen Händen hochziehe ;)

Oder anders, ja schwäche und Kraftlosigkeit lähmen und hindern einen - aber stell Dir die beiden mal als kleine A.... vor die Dir nichts gutes wollen und Du ihnen nur Herr wirst, wenn Du es schaffst (und wenn auch zu beginn nur Sekunden/minutenweise) sie mal ganz kurz zu übertönen mit etwas anderem, irgendetwas positivem. Gibt es Musik die Dich bewegt und Dir ein gutes Gefühl gibt, hast Du einen Film oder ein Buch das Du Dir früher angeschaut/gelesen hast und du danach ein gutes Gefühl hattest? Wenn eines davon noch funktioniert, nutze es zum trübe Gedanken vertreiben. Manchmal hilft mir auch einfach ein Spaziergang - es kostet mich viel Energie mich zu überwinden rauszugehen, aber wenn ich es tue, fühle ich mich hinterher ein klitzekleines bisschen besser.

Jedenfalls hast Du schon mal einen Schritt gemacht - Du hast hier geschrieben und das hat sicher auch Überwindung gekostet - daher auch einfach mal ein Herzliches Willkommen :*
Gespeichert
Seiten: [1]