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Autor Thema: Positivtagebuch als App  (Gelesen 848 mal)

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karstenwill

  • Gast
Positivtagebuch als App
« am: 22 Februar 2016, 13:34:14 »

Hallo,

Bestimmt kennen einige von Euch schon das Positivtagebuch als Werkzeug aus der Verhaltenstherapie:
Die Idee ist, jeden Tag ein paar gute Dinge kurz aufzuschreiben die einem passiert sind.
Das funktioniert mit Papier und Stift, ist aber nicht ideal.

Deswegen habe ich, ursprünglich für den Eigenbedarf, mit "Highlights" ein Positivtagebuch als App entwickelt.
In einer Minute pro Tag schreibst Du kurz auf, was gut war / ist. Bis zu 5 Dinge.
Dann bewertest Du den ganzen Tag mit 1 - 5 Sternen.
Fertig.


Lasst mich wissen, was Ihr davon haltet.

Karsten
« Letzte Änderung: 22 Februar 2016, 14:24:30 von InaDiva »
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Ina

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Re: Positivtagebuch als App
« Antwort #1 am: 22 Februar 2016, 14:27:37 »

Hallo Karsten,

den Link habe ich mal rausgenommen, weil es für mich schlicht und ergreifend nach Werbung (für eine Seite mit kostenpflichtigen Apps) aussieht. Wer Interesse hat, kann sich ja per PN mit Dir in Verbindung setzen.

Ich schreibe Dir trotzdem mal, was ich von Deiner Idee halte: Vom Prinzip her gar nicht schlecht, da in der heutigen Zeit offenbar die meisten Menschen am liebsten alles mit dem Handy machen möchten, was nur geht.

Aber warum soll das Aufschreiben der positiven Aspekte des Tages auf nur eine Minute begrenzt werden? Ich denke, der Effekt ist größer und nachhaltiger, wenn man sich wirklich Zeit dafür nimmt und die schönen Dinge nochmal in Ruhe Revue passieren lässt, statt sie kurz hinzutippen und das war's. Wenn man dem mehr Beachtung und Zeit schenkt, verinnerlicht man es sich besser (gerade (!) wenn man es handschriftlich macht). Viele Depressive sehnen sich nach Ruhe und Entspanntheit – dann wäre es, denke ich, angenehmer, wenn man die Dinge in seinem eigenen Tempo aufschreiben könnte und nicht durch diese eine Minute hetzen müsste.

Den Tag mit 1 - 5 Sternen zu bewerten, halte ich nicht für sinnvoll. Das endet meiner Meinung nach in einer total einseitigen Betrachtung und hat dann sowas "Endgültiges" für den Tag. Sinnvoller fände ich es, sich zu sagen, dass dieses und jenes schön war, das und das weniger, etc. Aber nicht z.B. "Der Tag war schlecht", weil die negativen Erlebnisse des Tages mehr Raum eingenommen haben. Da urteilt man oft vorschnell und verwehrt sich selbst die Chance, zu sagen "Vieles lief heute nicht gut, aber ... war schön, also war der Tag nicht NUR schlecht". Wenn man versucht, in einer Minute alles Positive aufzuschreiben, geht mit Sicherheit viel verloren, weil man so schnell gar nicht darauf kommt – und wenn man den Tag anschließend noch in eine Kategorie wie "Gut", "geht so", "schlecht" (oder was auch immer) quetschen soll, entsteht schnell ein verfälschtes Bild. Und dieses Bild wäre wahrscheinlich viel negativer als es zu sein "bräuchte" – eben weil man sich zu wenig Zeit genommen hat und zudem ohnehin manchmal zu pessimistischen Gedanken neigt, wenn man depressiv ist.


Liebe Grüße

Ina
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Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

karstenwill

  • Gast
Re: Positivtagebuch als App
« Antwort #2 am: 26 Februar 2016, 13:36:37 »

Hallo Ina,

Vielen Dank für dein ausführliches Feedback!

Werbung möchte ich hier höchstens für ein Positivtagebuch an sich machen. Das geht mit oder ohne meine App.

Ich habe "Highlights" mal aus eigenem Bedarf gebaut und benutze es immer noch täglich, ebenso meine Frau und einige unserer Freunde.
Ich habe damit aus meiner Midlife-Crisis, nach meinem laienhaften Verständnis eine Form von Depression, rausgefunden.
Zuerst über die bewusste Wahrnehmung kleiner Glücksmomente, dann indem ich mein Leben langsam aber entsprechend angepasst habe ("mehr und öfter Dinge tun die mich anscheinend glücklich machen").

Nun zu den inhaltlichen Fragen:

Warum auf eine Minute begrenzen? Weil man es dann auch wirklich regelmässig macht.
Die Gewohnheit aufzubauen ist hier der Knackpunkt :-)
Hast du schon mal versucht, regelmässig Sport zu machen? Eine häufige Empfehlung ist es, 1 (!) Liegestütze zu machen. Jeden Tag. 2 Wochen lang.

Du kannst natürlich, ob auf Papier oder in meiner App, beliebig viel schreiben.
Das kann länger dauern, muss aber halt nicht.
Ich selbst schreibe an manchen Tagen ziemlich viel, an anderen komme ich nur auf 2 "Highlights", mit je 2 Worten.

Die Tagesbewertung steht unter den Highlights weil man sie meistens danach (nochmal) macht.
Aus eigener, mittlerweile 2-jähriger, Erfahrung sowie Feedback von anderen kann ich sagen, dass man nach dem aufschreiben der Highlights den Tag oft ganz anders wahrnimmt.
Und genau das ist der Grund, warum es funktioniert: Die selbe objektive Realität subjektiv anders wahrnehmen und dann Stück für Stück in diese Richtung "umbauen".
Bei diesem "Umbau" hilft dann eine Retrospektive indem man sich die besten Tage und Einträge noch mal anschaut.

Beste Grüße,
Karsten

PS: Kein Problem mit dem Link, wer es finden will kann auch einfach bei Google "Positivtagebuch Highlights" suchen oder mir schreiben.
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