Hi Sandra,
ich habe in den letzten Wochen ganz ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du: Die meisten Leute wenden sich ab, sobald sie mitbekommen, dass man depressiv ist und das verschlimmert die Sache noch, da es in dieser Situation sehr gut täte, einen stabilen Freundeskreis zu haben oder sich einfach mal spontan mit jemandem am Wochenende verabreden zu können. Das hat mich furchtbar aufgeregt und traurig gemacht, zumal ich besagte Leute bei Problemen immer unterstützt habe, aber inzwischen sehe ich die Sache anders: Durch die Krankheit habe ich erkannt, wie die Leute wirklich sind und wer von ihnen Charakter hat und wer nicht - dadurch ergibt sich die Chance, ein neues Leben zu beginnen und neue Bekanntschaften zu schließen bzw. mit den Leuten, mit denen man weiterhin zu tun hat, anders umzugehen. Charakterlose Menschen sollten nicht die Chance haben, Dich verletzen zu können - und da sie offenbar sowieso keine richtigen Freunde sind, kann Dir ihre Meinung ziemlich egal sein (leichter gesagt als getan, ich weiß, aber zu diesem Schluss bin ich inzwischen gelangt).
Was den stationären Aufenthalt angeht: Da ist es schwierig, Dir einen Rat zu geben. Der Mensch, der Dir wirklich helfen kann, bist eigentlich nur Du selbst - Therapeuten können Dir dabei Hilfestellung geben und Medikamente können die schlimmsten Auswirkungen bekämpfen, aber auf lange Sicht muss man seine Einstellung in den Punkten, die einen krank gemacht haben, ändern. Das kostet Zeit und Mühe und ist meistens nur mit therapeutischer Unterstützung zu schaffen, aber es gibt auch einige Dinge, die Du selbst tun kannst und die mir z.B. sehr geholfen haben: Bücher über Depressionen lesen (dann erkennst Du, was Dir die Krankheit alles an Negativem vorgaukelt), autogenes Training / Meditation (dadurch lernst Du, Dich zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen), Sport,... Vielleicht fällt Dir ja etwas ein, das Du früher sehr gerne gemacht hast oder gerne machen wolltest (z.B. einen VHS-Kurs machen, eine Sprache lernen, die vielleicht für den nächsten geplanten Urlaub nützlich sein könnte usw.), da könntest Du auch neue Kontakte knüpfen. Vielleicht fällt Dir auch jemand ein, zu dem Du früher guten Kontakt hattest und den Du vielleicht mal wieder treffen könntest (Schulfreunde oder ehemalige Kollegen z.B.) Natürlich ist es wichtig, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen, aber genauso wichtig ist es, sich ab und zu davon abzulenken versuchen, auch wenn das schwierig ist (und man es vielleicht erst lernen muss).
Auf jeden Fall finde ich es sehr gut, dass Du offen über alles redest und Dir professionelle Unterstützung geholt hast - das zeigt, dass Du auf dem richtigen Weg bist. :-)