Danke Lätta, ich habe bereits Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe, weshalb mir auch vieles Verständlicher geworden ist. Viele heftige Auseinandersetzungen mit meinem Mann hätten niemals stattfinden müssen, wenn wir über sein "Besonderssein" von Anfang an geredet hätten.
Jetzt sind beinahe 50 Lebensjahre ins Land gezogen, wir haben uns oft regelrecht zerfleischt.
Mein Mann unterbindet jeden Versuch ein normales Gespräch auf das Thema Klinfelter zu bringen... um ihm einfach in aller Sachlichkeit sagen zu können, das sein Seelenleben und seine Probleme eben doch mit XXY zusammenhängt... statt dessen habe ich Schuld an seinen Problemen, ich habe ihn über 25 Jahre fremdbestimmt, da muss er jetzt ausbrechen - ihn hat das nun zum 2. mal in eine tiefe Depression gestürzt.
Er umgibt sich mit Typen, die unsere Kinder sein könnten... er ist der coole... megageniale Typ - so fühlt er sich in deren Gesellschaft.
Nach einigen Gesprächen mit XXY-Betroffenen wurde mir eigentlich auch klar, daß ich tatsächlich mit an seinen Löchern gegraben habe, in die er immer wieder mental stürzt. Nein ich gebe mir keine Schuld... das sind einfach die Besonderheiten des Klinefelter Syndroms.... die auch er nicht kennt.
Seine Informationen umfassen lediglich das, was ihm irgendwann einmal in grauer Vorzeit bei der Diagnosestellung gegeben wurden... nur Fakten, nichts was das besondere Seelenleben angeht... davon weiß kaum ein Mediziner...
Aus Sicht meines Mannes bin ich das Monster, und er läßt nichts und niemanden durch seine Mauer hindurch. Keiner kann ihm erklären, daß es ein Zusammenspiel der Hormone und Botenstoffe im Körper eines Menschen gibt, ganz besonders in den Körpern von "Betroffenen".
Nein er ist nicht krank, er ist "Besonders" - ich mag noch nicht einmal den Begriff "Anders".
Und ich liebe ihn auch noch nach all den Jahren, nach all den Qualen, die er mir zugefügt hat ( ich sehe aber auch die Pein, die ich bei ihm verursacht habe), ich möchte meine Ehe nicht kampflos aufgeben... ich gerate aber an das Ende meiner Kraft.
Die Mutter hatte in der Pupertät wohl gesehen, daß ihr Sohn Probleme hat, hat aber nachdem sie brüsk zurückgestoßen wurde, als sie Hilfe anbot, schlichtweg aufgegeben...
Du schreibst, dein Bruder "hatte" KS?