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Absetzen von Lamotrigin

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Ina:
 
Hat jemand von Euch Erfahrungen mit dem Absetzen von Lamotrigin?
Es ist ein Antiepileptikum, wird aber auch als Stimmungsstabilisator bei (rezidivierenden) Depressionen eingesetzt.
Ich nehme es (in Kombination mit anderen Psychopharmaka) seit über zehn Jahren; in den letzten Jahren war ich bei 100 mg täglich.

Auf meinen Wunsch hin haben mein Psychiater und ich einen Absetzplan erstellt, da ich einfach nicht weiß, ob es überhaupt Wirkung hat, denn meine Stimmung ist alles, aber nicht stabil. Ich nehme echt „genug“ Tabletten – und sollte es wirklich so sein, dass es mir ohne Lamotrigin nicht anders geht als mit, lasse ich es lieber weg. Nun soll ich es also langsam ausschleichen und die Dosis in 25-mg-Schritten reduzieren. Montag habe ich damit begonnen, bin jetzt also bei 75 mg pro Tag.

Dienstag hatte ich einen extremen Stimmungseinbruch und fühle mich seitdem sehr depressiv. Ob es an der Dosisreduzierung liegt, kann ich nicht genau sagen. Es kann auch mit aktuellen Ereignissen zusammenhängen (was ich für wahrscheinlicher halte). Symptome, die aber sicher darauf zurückzuführen sind, sind verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, Kreislaufprobleme und leichter Schwindel. Halb so schlimm. So etwas vergeht ja meistens nach wenigen Tagen (so zumindest meine Erfahrung; und ich habe ja schon wirklich viele Psychopharmaka aus fast allen Wirkstoffgruppen ausprobiert und wieder abgesetzt) und belastet mich nicht sonderlich. Was mir allerdings Sorgen bereitet, ist, dass gestern schon der dritte Tag in Folge war, an dem ich einfach so umgekippt bin und mich danach an nichts mehr erinnern konnte. Einfach „weg“, ohne vorher etwas davon gemerkt zu haben. Bei einem anderen Medikament hatte ich das auch schon mal, aber da fühlte es sich eher wie plötzliches Einschlafen an. Jetzt habe ich mehr den Eindruck, es würde sich um Ohnmacht handeln.

Auf dem Boden liegend zu mir zu kommen und mich nicht an das Davor erinnern zu können, ist mir nicht unbekannt: Aufgrund meiner nahezu völligen Schlaflosigkeit passiert dies ca. zwei- bis viermal im Monat, weil entweder mein Körper / Kreislauf schlappmacht oder weil ich eben wirklich von einen Moment auf den anderen einschlafe. Dann bin ich allerdings maximal für eine halbe bis dreiviertel Stunde „weg“ und komme immer mit extremen Kopfschmerzen wieder zu mir. Das war in den letzten drei Tagen anders: Da war ich deutlich länger „weg“ und hatte danach keine so starken Kopfschmerzen. Ich nehme auf jeden Fall einen Unterschied wahr, kann ihn aber nicht so gut in Worte fassen. Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl.

Sollte es heute noch einmal passieren, werde ich die Dosis vom Lamotrigin wieder auf 100 mg hochsetzen. Mit meinem Psychiater kann ich erst Montag Rücksprache halten. Er lässt mir bei so etwas ohnehin freie Hand, da ich ausreichend Erfahrung mit der Einnahme und dem Absetzen von Psychopharmaka habe und mich und die Reaktionen meines Körpers und meiner Psyche diesbezüglich ganz gut einschätzen kann.

Mich würde interessieren, ob jemand dieses „plötzliche Umkippen“ (ob es tatsächlich Ohnmacht ist, weiß ich nicht) beim Absetzen von Psychopharmaka kennt.
(Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob das Reduzieren der Dosis – es sind ja erst 25 mg weniger – wirklich die Ursache ist.)
 

Ina:
 
Vorgestern habe ich die Dosis von 62,5 mg auf 50 mg reduziert – und letzte Nacht ist es wieder passiert: Einfach weg, von einen Moment auf den anderen. Als wäre ich plötzlich ohnmächtig geworden. Habe stundenlang auf dem Boden gelegen, bis ich heute Morgen wieder zu mir gekommen bin. Erinnerungen habe ich so gut wie keine.

Kopfschmerzen: Ja, aber es ist nicht der „typische“ Kopfschmerz, den ich habe, wenn ich geschlafen habe. Ich vermute also, es war kein gewöhnliches Schlafen, sondern ein anderer Zustand.

Körpertemperatur: 35,4 °C.
 

Homo.habilis:
Hallo ina
Bin mit meinen Zeilen etwas spät dran. Ich schreib jetzt aber doch noch was zum Thema absetzen von lamotrigin.
Ich nehme schon seit längerem verschiedene Psychopharmaka. Wenn ich mal ein der zwei Tage eines davon weglasse, reagiere ich sofort mit einer massiven Verschlechterung.
Wenn ich Lamotrigin mal weglasse (z. B. weil ich zu doof war rechtzeitig neues zu besorgen) merke ich aber keine verschlechterung. Hab es aber nie länger als 3 Tage weg gelassen. Vielleicht sollte ich auch versuchen es abzusetzen. Hab aber Angst, dass mein labiles System dann einstürzt.
Ich hoffe du hast inzwischen deine ohnmachtsanfälle von einer Ärztin checken lassen. Ich bin da tatsächlich etwas besorgt.
Du schreibst so wunderbare Antworten. Genau so wünscht man sich eigentlich Antworten von Therapeuten und Ärzten. Leider kommt das eher selten vor. Danke für deine einfühlsamen, wertschätzenden, vorsichtigen, klugen,... Beiträge.
L. G. Homo. Habilis

Ina:
 
Halllo Homo.habilis,

danke für Deine lieben Worte! Solche Rückmeldungen tun wirklich gut.

Bis jetzt habe ich Lamotrigin noch nicht weiter runterdosiert, weil ich den ganzen September über viel unterwegs war und arbeiten musste. Da war mir das Risiko einfach zu hoch, dass so etwas passiert. Ich möchte aber versuchen, noch diesen Monat weitere 12,5 mg wegzulassen. Dann bin ich bei 37,5 mg pro Tag. Sollte es dann erneut dazu kommen, dass mein Körper schlapp macht, werde ich auf jeden Fall meinen Psychiater darauf ansprechen. Das habe ich bis jetzt nicht getan, weil es nicht mehr vorkam.

Liebe Grüße
Ina
 

Ina:
 
Ich habe die Dosis gestern wieder um 12,5 mg reduziert.
Es geht mir miserabel – nicht erst seit gestern – und ich frage mich, ob es wirklich der richtige Zeitpunkt dafür ist.
Andererseits: Wann ist schon der richtige Zeitpunkt? Ich habe doch IMMER Depressionen und weiß gar nicht, wann ich zuletzt eine Phase hatte, in der es mir einigermaßen gut ging. :-/
 

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