Da sich momentan immer mehr junge Mitglieder hier im Forum tummeln, wollte ich mal ein paar allgemeine Informationen zur Schule für Kranke zusammenstellen.
Grundsätzlich ist es so, dass eine Erkrankung die Schulpflicht nicht aufhebt. Wer also längerfristig oder absehbar immer wieder im Laufe eines Schuljahres erkrankt, soll Unterricht erhalten. Dies kann entweder individuell oder in speziellen Gruppen der Schule für Kranke im Krankenhaus, oder als Hausunterricht geschehen.
Zu berücksichtigen ist dabei natürlich die Beeinträchtigung des Schülers / der Schülerin durch die Krankheit, die individuelle Belastbarkeit usw. Wichtig ist auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den sonderpädagogischen Lehrkräften, der Schule und der Ärzte.
Wenn das alles klappt, ist das eine gute Sache. Gerade bettlägerige junge Patienten sind oft sehr froh darüber, wenn sie sich mal mit etwas anderem beschäftigen könne als mit ihrer Krankheit und natürlich lassen sich so schulische Versäumnisse minimieren.
Es gibt aber ein paar Probleme. Zunächst einmal die personelle Ausstattung. Viele Bundesländer suchen händeringend Personal um wenigstens den Regelschulbetrieb aufrecht erhalten zu können - da stehen kranke Schüler nicht unbedingt weit oben auf der Prioritätenliste. Um das mal ganz realistisch zu sehen, um in den "Genuss" der Schule für Kranke zu kommen, muss man schon eine wirklich sehr schwere Erkrankung vorweisen können.
Psychisch kranke SchülerInnen haben zwar zumindest theoretisch sicherlich den gleichen Förderbedarf wie ihre physisch kranken Mitschüler, allerdings steht da die psychische Erholung im Vordergrund. Wer es morgens kaum schafft, das Bett zu verlassen, der wird sicherlich nicht in der Lage sein, für die Schule zu lernen. Wenn ich mir z.B. ansehe wie anstrengend z.B. die Therapien in der Tagesklinik waren, dann kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie jemand da noch nebenbei büffeln soll. Ganz abgesehen davon, dass Probleme in der Schule ja unter Umständen die Auslöser für psychische Probleme sein können. Beispiel Mobbing.
Die Hoffnung, ein paar Wochen oder Monate versäumten Unterricht mittels der Schule für Kranke kompensieren zu können, erscheint mir dementsprechend mehr oder weniger utopisch, vor allem im Fall psychischer Erkrankungen .
Allerdings bin ich der Meinung, dass sich niemand mit Blick auf die Schule einem notwendigen Klinikaufenthalt verweigern sollte. Die eigene Gesundheit geht auf alle Fälle vor. Und ob ich jetzt ein Schuljahr in den Sand setze weil ich psychisch einfach am Ende bin, oder weil ich mir eine notwendige "Auszeit" nehme, das ist im Endeffekt egal. Im letzteren Fall habe ich allerdings die Chance, dass es mir nach einem Krankenhausaufenthalt wieder so gut geht, dass ich die versäumte Zeit wieder aufholen kann. Eine wiederholtes Schuljahr ist sowieso nicht das Ende der Welt - auch wenn manche Eltern es so darstellen.
Im Grunde gilt das Geschriebene analog für Erwachsene. Die Frage, was passiert mit meinem Arbeitsplatz, wenn ich mich in eine Klinik begebe, sollte nicht das entscheidende Kriterium sein, sondern die Frage, wie dringlich ein Krankenhausaufenthalt ist.