Hallo liebe kleine Zwiebel,
natürlich habe ich auch kein Patentrezept, möchte dir dennoch erzählen wie es bei mir war, denn ich sehe mich in deinen Worten wider. Zwar war ich nicht 11 Jahre Single, sondern nur zwei, aber davor war ich 3+6 Jahre mit einem Mann zusammen (es hat schon mit einem Hin und Her angefangen (die 3 Jahre)), die sowas von oberflächlich waren, dass ich nun im Nachhin denke, es wäre besser gewesen, es nach den 3 Jahren entgültig sein zu lassen. Leider habe ich das in den ganzen 6 Jahren nicht gemerkt; die Oberflächlichkeit war sehr einseitig; daher war die Trennung auch ein Rieseschock für mich. Egal.
Worauf ich raus wollte: Die zwei Jahre als Single bin ich auch durch alle Höhen und Tiefen, habe mich teilweise monatelang im Haus verkrochen, völlig depri, bis mir die Decke auf den Kopf fiel, oder bin tagelang um die Häuser gezogen, jede Party mitgenommen, immer die letzte, die ging, zig Dates gehabt, ... und immer auf der Suche nach einem neuen Partner. Ich dachte auch immer, dass mir ein neuer Freund einfach guttäte. Ein bisschen ausgehen, nicht übertrieben, und gleichzeit zuhause wohlige Ruhe und Zweisamkeit. Es klang so schön, so einfach. Dummerweise hat all das Suchen nichts genutzt.
Ich weiß auch nicht, wie es letztlich kam, aber irgendwann kam ich an einem Punkt an, an dem ich völlig mit mir im Reinen war. Das klingt schwülstig, aber mir fällt kein besserer Ausdruck ein. Ich war in Therapie, hab irgendwann ganz bewusst das Suchen nach einem Partner eingestellt, bin nur hin und wieder weggegangen, hab mich nicht schüchtern versteckt, bin aber auch nicht offensiv auf die Männer los, bin verreist (alleine!), habe mich zu Hause aber auch wohl gefühlt, habe für mich gekocht, öfter meine Eltern besucht,... so Sachen eben.
*)
Und dann - im Urlaub - hab ich ihn kennengelernt. Einfach und ungezwungen. Und vor allem ohne darauf aus zu sein, dass sich überhaupt etwas entwickelt. Wir haben uns vier Tage lang täglich mehrere Stunden unterhalten und haben so erst gemerkt, dass wir evtl. mehr füreinander übrig haben könnten.
Ich bin mittlerweile überzeugt, dass man zunächst erst mal selbst mit sich klar kommen muss und dann schafft man das mit dem Zusammenkommen auch leichter. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Zur Zeit komme ich auch nicht wirklich klar mit mir, kann nicht verstehen, wie mich überhaupt jemand mag. In so einem Moment jemanden kennenzulernen funktioniert meiner Meinung nach kaum. Jetzt - in einer Beziehung - kann der Partner auf jeden Fall eine Stütze sein. Klar, darf man ihm beim Kennenlernen nichts vormachen. Er soll ja keinen Schock bekommen, wenn er da eine offene, freundliche und lebenbejahende Frau kennenlernt und nach einem halben Jahr plagen sie Selbstzweifel und Depressionen. Man muss ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber wenn man sich gut versteht, kann man solche Wesenszüge durchaus bereits beim Kennenlernen ansprechen...
Uff - lange Reder kurzer Sinn: Was so viele sagen, nicht zu suchen, hat leider seine Daseinsberechtigung. Ich wünsche dir alles Liebe und Gute und drücke dir die Daumen, dass du bald trotz allem etwas Zufriedenheit und Ruhe in dir selbst findest.
*) Noch eine weitere Sache, die ich aber nicht gern als Grund angebe, da sie vielleicht fast schon missionierend klingt, daher nur als Fußnote hier: Mir hat auch der christiliche Glaube weitergeholfen. Ich war früher schon recht aktiv bei der Jugendgemeinde und dann aber jahrelang nicht mehr. Vor ein paar Jahren habe ich mit christlicher Meditation angefangen, später bin ich zufällig beim CVJM auf alte Bekannte gestoßen und hatte hier und da so ein paar Aha-Erlebnisse, die mir geholfen haben, mich auf mich selbst zu besinnen. Wie gesagt, ich bin hier nicht im Auftrag der Kirche. Ein mit-sich-selbst-zufrieden-sein kann man sicher auch auf anderem Wege finden.
Fühl dich gedrückt!