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Autor Thema: Tobe - eine Anmerkung  (Gelesen 1294 mal)

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Tagebuch

  • Gast
Tobe - eine Anmerkung
« am: 15 September 2023, 17:37:01 »

Hallo,

vielleicht ist das, was ich hier tue, nicht erwünscht. Dann einfach löschen.

Am Thema von Tobe ,"Ich bin wieder hier", bin ich lesend 'kleben' geblieben. Nicht mit einer Hand, nein. Mit den Gedanken.
Nun bin ich nicht registriert, kann also nicht direkt auf 'Tobe' antworten. Daher mein Versuch dies über Umwege, dem Gastbereich zu tun.
Vielleicht findet die Moderation Verständnis oder einen anderen Weg ...


Nun zum Thema "Ich bin wieder hier".

Ich bin nicht 'wieder' hier, sondern erstmals überhaupt.
Und dein Thema, ja, dein Leben, Tobe, hat mich ziemlich ergriffen.

Ich will versuchen, das zu schreiben, was ich beim Lesen deiner Zeilen zu Denken begonnen habe.
 Du bist 47  und lebst in einer, wie du schreibst, unerträglichen Situation. Eine Lebenswirklichkeit, die sehr leidvoll für dich ist. Das Pendel der Waagschale des Lebens ist, deiner Wahrnehmung nach, deutlich negativ und irreversibel.
Scheinbar kannst du es nicht ändern, deinem leidvollen Leben eine andere Wendung zu geben. Der letzte Halt, dein Freund Demian, hat dich quasi absolut fallen lassen.
Immerhin, es gab einen Fokus in den letzten Jahren, der dir Auftrieb gegeben hat. Der ist nun nicht mehr da und die Umstände seines Todes, der für sich genommen schon großes Leid ist, waren für eine angeschlagene Seele nicht vorteilhaft.

Aber es gab diesen Fokus in deinem Leben.

Wenn ich deine Geschichte revue passieren lasse, dann ist das erste, was mir dazu einfällt: Erwin Ringel: Präsuizidales Syndrom.
Alles in deiner Lebensgeschichte, bzw. dem, was du hier niedergeschrieben hast, leitet mich dort hin. Das würde allerdings bedeuten, dass eine Entscheidung ansteht, weil ein so großes Spannungsfeld, wirkend in in einem Menschen, nicht dauerhaft gelebt werden kann.
Und tatsächlich ist dein Ruf nach Erlösung nicht zu überhören.

Gleichzeit aber beweist du, dass du Lebenswillen hast. Denn du bist immer noch da. Du hast zwar deinen Fokus verloren, aber du hast die Fähigkeit und die Fertigkeit einen Fokus zu finden und zu halten.
Du schreibst wieder und wieder, dass "du es nicht mehr ertragen kannst" usw. etc., aber du beweist täglich, dass du es sehr wohl erträgst. Was du hier niederschreibst ist im Grunde die Widerlegung deines Wunsches nach einem endgültigen Ende!
Aber duu willst es anders, als es jetzt ist. Das ist verständlich.

Wieso nur kommst du auf die Idee, dass dies niemals wieder passieren könnte?
Was im übrigen ja auch ein logischer Fehlschluss ist: der Gedanke, dass etwas NICHT in der Zukunft möglich ist, offenbart, dass du nur Gedanken zulassen kannst, die auf dieses von dir vordefinierte Ziel zulaufen. Was aber tatsächlich in der Zukunft passieren wird, ist uns allen völlig unbekannt.

Was erschreckt dich so an dem Gedanken, dass es niemandem auffallen würde, wenn du plötzlich nicht mehr da bist. Was ist daran so bedrohlich? Der Tod eines Menschen hinterlässt bei anderen Menschen Trauer und Leid. Du selbst erfährst gerade, wie schrecklich - für dich - der Verlust von Demian ist. Ist es nicht völlig gleichgültig, welche Gedanken und Gefühle andere Menschen in sich tragen, nachdem du plötzlich nicht mehr da wärst?
Wenn ich mir eine Emotion wünschen würde, die Menschen nach meinem Ableben in sich tragen sollten, dann wäre es keinesfalls Trauer, Einsamkeit und Griesgram. Sondern Hoffnung, Zuversicht und das Wissen, eine liebevolle und einzigartige Zeit miteinander verbracht zu haben.
Das kommt in deinen Schilderungen ja auch immer wieder zum Vorschein: du weisst, dass die Liebe das Agens eines erfüllenden Seins auch für dich ist. Aber die Emotion, die Hoffnungslosigkeit übertüncht alles.

Auch wenn dein Gedanke der ist, dass ja niemand an dich denkt, so steckt darin ja der Wunsch, dass es anders sein möge. Der Trost, dass andere Menschen dein Ableben - und unser Ableben - betrauern, ist für sich genommen ganz schön eigennützig und offenbart dein/unser großes Potential geliebt zu werden.

Geliebt wird man aber nicht im Tod sondern im Leben!

Wer außer dir soll diese Veränderungen herbeiführen, von denen du weisst und gefühlt hast, dass sie dein Leben vollständiger und lebenswerter machen? 

Ich wünsche dir alles Gute auf dem Weg dahin, Stück für Stück deine Liebe wiederzufinden.

Zitat: „Ich male nicht, was ich sehe, ich male, was ich sah.“





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Gast

  • Gast
Re: Tobe - eine Anmerkung
« Antwort #1 am: 19 September 2023, 03:56:20 »

Ich bin tief beeindruckt von Ihrem Beitrag.
Ich habe noch nie eine solche mich tief berührende Meinung zu diesem Thema gelesen.
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