Auch wenn dies keiner liest, ich brauche das Gefühl zu sprechen. Über Emotionen, über das, was keiner hören will. Über das, was die wenigsten verstehen. Ich will in Selbstmitleid zergehen dürfen. Ich will nich stark sein. Ich will es auch nicht spielen müssen. Ich will Gefühle zeigen. Aber ich selbst steh mir im Weg, aus Angst vor mir selbst. Angst vor Blöße. Vor dem abgestempelt werden. Vor dem "ach, is doch nich so schlimm, wird schon". Ist nich schlimm, ich weiß, aber warum fühle ich mich dann so? Ich hasse mich dafür. Dafür, dass ich so übertreibe. Dass ich so denke. Dass ich will, dass mit etwas schreckliches passiert, nur dass ich die Berechtigung habe, so fühlen zu dürfen. Wieder Aufmerksamkeit zu bekommen. Wieder weinen, ohne mich zu verstecken. Dass sich Leute über mich Gedanken machen. Nicht unsichtbar sein. Nicht nur zu gebrauchen zu sein, wenn man ja "normal" ist. Lustig, ja soo lustig. Vetrauenswürdig, ganz viele Geheimnisse und Lebensgeschichten höre ich mir an. Agil, aufgeweckt. Die besten Partys erlebt man mit mir. Betrunken sein. Für den Spaß. Für das Wochenende. Aber es ist für das Vergessen. Für das jemand anders sein zu können. Für nackte Emotionen, die man am nächsten Tag auf den Rausch schieben kann. Meine Güte. So jung und so verkorkst. Ohne aufrichtige Hoffnung. Mit Verdrängungskünsten, wie sie selten jemand gesehn hat. Mit Lügen, ganz vielen Lügen. Zu schwach für die Wahrheit. Die Wahrheit ist zu schwach, die Emotion zu stark. Emotion im Vakuum. Ruhiger Fluss nach dem Wasserfall. Ballon, kurz vor dem platzen, ganz dünne Hülle.
Ich schreibe Wirrwarr. Selbst in diesem ach so anonymen Internet traue ich mich nicht die Wahrheit zu sagen. Hab Angst, ihr lacht über mich. Könnt ihr, würde ich vollkommen verstehen. Ich muss nicht ernst genommen werden, tu ich ja selbst nicht. Aber es wäre so schön. 9 Monate Psychatrie, 6 Monate Reha, etliche Stunden ambulante Therapie. Schon mit 7,8 Jahren musst ich zur Therapeutin. Kindesdepression. Keine schöne Kindheit. Als Jugendliche keine Lust mehr zu leben. Schwergradige Depressionen, PTBS, Massive Schlafstörung. Reha. Ich will leben. Mich selbst angelogen. Und alle anderen. Soll ja keiner schlecht über mich reden oder denken. Ich bin doch schlau, aus mir muss doch was werden. Bloß niemanden peinlich sein. Bloß keiner denkt schlecht über mich. Habs versucht. Hat so gut geklappt. Bis jetzt. Es bauscht sich seit Wochen auf. Ich habe so Angst. Ich will nicht wieder träumen. Nicht wieder eklige Narben. Niemand Sorgen machen. Aus mir soll doch was werden. Zwanzig Jahre das Sorgenkind sein sollte doch reichen. Will nicht sterben. Will leben, aufrichtig und stark. Will nicht meinen Psychater nerven. Will keine Medikamente. Will kein geheucheltes Mitleid. Will kein "wusst ich's doch, dass sies nicht schafft. Will nicht heulen und danach in dieses suspekte, angsteinflößende schwarze Loch fliegen. Will nicht nach durchschnittlich schweren zwischenmenschlichen Problemen in die Depression verfallen. Bin ich breits. Ich gebs auf. Nein, tu ich nicht. Jetzt noch nich. Etwas Zeit soll auch mir gewährt sein. Ich bin einfach nur übermüdet. Probleme häufen sich an. Liebeskummer. Bier intus. Radiohead läuft. Gott, wie Klischeehaft. Die Leere breitet sich seit ewigen Minuten aus. Betäubt alles. Mein Blick fühlt sich komisch an. Alles so weit weg, aber komischerweise ganz klar. Kenn ich doch schon alles. Warum schreibe ich das hier her? Eine rauchen. Vernünftig werden. Fragen stellen:
Warum will ich allen Ernstes, dass mir etwas Schlimmes passiert? Unfall/Vergewaltigung/Schläge-Einfach das Opfer sein, mich soll keine Schuld treffen.
Warum dieses widerliche Selbstmitleid? Warum Mitleid erhoffen, aber dann als abstoßend empfinden?
Warum dieses "Warum"? Dieses Wort bringt mich noch um den Verstand.
Ich bin so widerlich. Dieser Text ekelt mich an. Mal gucken ob ich das wirklich online stelle. So lächerlich. Kopf leer. Nachdenken. Ehrlich gesgat noch tausende Gedanken, kann sie aber nicht greifen. Kann ich schon, will ich aber nicht. Warten. Komisches Gefühl in den Füßen. Muss aufs Klo. Fuck, hab ich Angst, dass das alles wieder anfängt. Ich entscheide das. Will ich das? Kann ich das tatsächlich? Weiß nich. Kopf gegen Verstand. Wahrheit gegn Lüge. Himmel und Hölle, wobei ich nicht weiß, was was ist. Der Auslöser für dieses Getippe, so lächerlich. Die Angst, jemand liest das hier und denkt oder schreibt schlecht über mich, so groß. Weg gehen, aber es holt einen ja doch immer ein. Hätte es doch damals geklappt. Nein. Nein. Nein. Wär ich doch ehrlich gewesen. Ja. Ja. Ja. Hätte ich mich dochmal zusammen gerissen. Ja ich weiß, fang jetzt damit an. Aber es kommt mir so unmachbar vor. Oh mein Gott, was tue ich hier? Schluss jetzt. Abschicken oder nicht. Virtuelle Blöße, ja oder nein. Eventuelle Antworten, ja oder nein. Ja