Das Motto dieser Wochen ist: Jeder Schritt ist wertvoll, sei er noch so klein.
Für mich bedeutet das, dass ich mich auf mein Gefühl konzentriere. Geht es mir gut damit, einfach im Bett zu bleiben und Serien zu gucken? Wenn die Antwort JA lautet, dann tue ich das auch. Ich weiß aber aus Erfahrung, dass es ein feiner Grat ist zwischen der Erschöpfung, die ein Ausruhen erfordert und der von der Depression ausgestrahlten Erschöpfung, die tatsächlich verfliegt, wenn ich etwas tue. Die Kunst ist es, dazuwischen zu unterscheiden und vorsichtig auszuprobieren. Und vor Allem: keine Bewertung, keine Vorwürfe.
Dr. Aisha Ahmad ist die kluge Frau, von der ich die FFF-Strategie habe. Sie hat während der letzten Monate einige hilfreiche Threads zum Umgang mit der Krise geschrieben, aus denen ich mir einige Tipps abgeguckt habe. Der wichtigste war für mich: Haltet inne. Nehmt die Situation an und erlaubt euch, darin anzukommen. Verfallt nicht in blinden Aktionismus, sondern erkennt an, dass diese Krise Energie kostet, die ihr nicht mehr für etwas anderes zur Verfügung habt.
Ahmad bezieht das, was sie schreibt, nicht nur auf das Virus. Ihre Erfahrungen stammen aus verschiedenen ‚disaster zones’. Ich finde, vieles, was sie in der letzten Zeit geschrieben hat, passt wunderbar auch auf depressive Phasen.
Hier der erste Thread. https://threadreaderapp.com/thread/1240284544667996163.html Wenn ihr auf ihren Profilnamen klickt, seht ihr noch weitere.
Ina hat mit dem Adventskalendertürchen vom 18. auch noch mal daran erinnert, wie wichtig die Konzentration auf die kleinen Dinge ist. Ihn ihrem schönen Text schreibt sie „Ich weiß, wie sehr es von der seelischen Verfassung abhängt, ob uns solche Dinge überhaupt auffallen und wie wir sie wahrnehmen.“ Dabei ist es gerade, wenn es uns nicht gut geht so wichtig, dass wir sie wahrnehmen.
Meine tägliche Wunschroutine lautet:
1. Positive Gedanken und Wahrnehmung. Konkret: Falls ich zu früh aufwache: Meditation, positive Affirmation, Phantasiereise. (Mit Glück schlafe ich dann noch mal ein.) Für den Rest des Tages: gleicher Plan bei aufziehenden grüblerischen Gedanken. Bewusstes Wahrnehmen und Genießen der „schönen Dinge“.
2. 1x am Tag aufstehen. Konkret: das Bett verlassen und anziehen.
3. Essen. Konkret: etwas Leckeres zubereiten und genießen.
4. Körperwahrnehmung, Bewegung. Siehe Fitness bei ‚Die Drei Fs’. Alternativ: Gitarre spielen und/oder singen. Führt schnell aus dem Kopf in den Körper.
5. Schreiben. Konkret: mich in meinem Schreibraum an den Tisch setzen, Kerze anzünden, eventuell Musik anmachen und schreiben. Egal was, egal wie viel.
6. Zwischenmenschlicher Kontakt. Siehe Freund:innen/Familie bei ‚Die Drei Fs’. Geplant sind wöchentliche Treffen mit meiner geliebten Ex, ein Spaziergang mit einer Bekannten, ein Freiluftkaffee mit Kekstausch mit langjähriger Freundin und ein wöchentlicher Chat mit meiner Freundin. Dazu mindestens zwei gemeinsame Essen mit meiner Mitbewohnerin.
An zwei von den 16 Tagen erlaube ich mir, diese Routine komplett aus dem Fenster zu werfen. An den anderen Tagen versuche ich, alle Ziele zu erreichen. Bei einem erreichten Ziel lobe ich mich, bei zweien lobe ich mich ausgiebig, bei dreien feiere ich, bei vieren spende ich mir frenetischen Applaus, bei fünfen posaune ich meinen Stolz in die Weltgeschichte und bei sechs erreichten Zielen gönne ich mir etwas ganz Besonderes.
Damit ist sichergestellt, dass ich auf alle Fälle jeden Tag ein Erfolgserlebnis habe. Denn in 365 Tagen habe ich es vielleicht zweimal nicht geschafft, mir Frühstück zu machen. Doch ich bin optimistisch, dass ich meine zwei ‚Puffertage’ gar nicht brauchen werde.
So, los geht’s, ihr Lieben! Denkt Gutes, tut euch Gutes. Teilt eure Erfahrungen hier, damit andere auch etwas davon haben und sich das Gute vervielfältigt. Auf dass wir alle gestärkt, geliebt und getröstet ins neue Jahr kommen.
Am besten
Freudestrahlend