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Angehörige

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Zwantje:
Hallo - ich hab mich hier angemeldet, in der Hoffnung, mich mit anderen Angehörigen austauschen zu können.
Vielleicht kann man sich gegenseitig im Gedankenaustausch Mut machen und Tips geben.
(Gibt es hier einen Extra-Bereich für Angehörige, damit man nicht Gefahr läuft, jemanden zu triggern?)
Vielleicht kann auch jemand meine großen Fragezeichen schrumpfen lassen. Wäre auch toll.

In den vergangenen Wochen hat sich mein Leben von jetzt auf gleich gedreht.
Mein Partner ist nicht mehr der, den ich vor acht Jahren kennengelernt habe.
(Wir führen eine Fernbeziehung - vielleicht habe ich deshalb nichts kommen sehen...)
Nach einer Zeit der Schockstarre habe ich angefangen nach Erklärungen zu suchen und so bin ich halt hier gelandet.

LG, Zwantje

Ina:
 
Hallo und willkommen im Forum, Zwantje!

Einen gesonderten Bereich für Angehörige haben wir nicht, da sich hier fast nur Betroffene anmelden. Von daher bist Du schon im richtigen Bereich.
Bestimmt können wir Dir auch als Betroffene weiterhelfen.

Wurde Deinem Partner eine Depression diagnostiziert bzw. "nennt" er es so oder ist dies aufgrund Deiner Recherchen eine Vermutung von Dir?
Welche Veränderungen stellst Du an ihm fest und wie wirken sie sich auf Dich und die Beziehung aus?

Dass man sich verändert, wenn man unter Depressionen leidet, ist klar. Manche Symptome sind ganz typisch.
Wenn Du uns ein bisschen mehr erzählst, können wir Dir vielleicht Tipps geben, wie Du als Angehörige damit umgehen kannst.

Liebe Grüße
Ina
 

Zwantje:
Ich vermute, daß es eine Depression ist, zumal es da in seinen zwanziger/dreißiger Jahren eine Vorgeschichte (mit Suizidversuch/Krankenhausaufenthalt u.SHG) gab.
Wir waren schon ein Paar, als das Gespräch mal ganz allgemein auf Depressionen kam und ich dazu sagte, daß ich keine Beziehung mit jemandem beginnen würde, der an Depressionen leidet. Das liest sich jetzt bestimmt genauso schlimm, wie es sich für ihn angehört hat. Ich habe das allerdings auch gleich begründet - um solch eine z.T. schwere psychische Erkrankung mit durchzustehen reicht meine Kraft nicht aus. (Ich hatte nach zwanzig Jahren Schuldienst einen burnout. Tinitus und psychosomatische Probleme sind mir auch derzeitig noch treu.) Ich denke, er wird mir nicht sagen, was ist. Meine Antwort von damals wird noch in seinem Kopf sein.
 Es gab vor drei Monaten einen totalen Kontaktabbruch seinerseits nach einer sachlichen Kritik meinerseits (Umsetzung der Corona-Regeln) für 2 mal 1 Woche.  Mails ohne Anrede und Gruß/mit Schuldzuweisung/kalte Kommunikation/Anrufe werden nicht angenommen. Meine Mails werden irgendwann gelesen - keine Antworten auf Fragen, keine Nachfragen.
Seither , wenn ich Glück habe eine Mail abends mit einem Gute-Nacht-Gruß , kaum mehr bzw. widersprüchliche Signale.
(Naja, ist ja auch irgendwie eine bergauf-Entwicklung, wenn ich mir das jetzt so kompakt durchlese.)
Sonst haben wir mehrfach am Tag telefoniert und gemailt.
Ich denke nicht, daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt, zumal er sehr oft schreibt, daß er jetzt ins Bett geht/sich hinlegt - unabhängig von der Tageszeit.
Mit der Einschätzung -Depression- liege ich nicht falsch - oder ?

LG, Zwantje

Ina:
 

--- Zitat von: Zwantje am 07 Februar 2021, 21:29:27 ---Mit der Einschätzung -Depression- liege ich nicht falsch - oder ?

--- Ende Zitat ---

Schwer zu sagen. Hinter seinem Verhalten kann theoretisch alles Mögliche stecken. Aber wenn er schon mal von Depressionen betroffen war, ist es natürlich denkbar. Viel Zeit im Bett zu verbringen und sich insgesamt recht stark zurückzuziehen, kann ein Indiz dafür sein (Kontaktabbrüche nicht unbedingt – aber jeder Mensch ist anders). Dass die Corona-Situation mitsamt der Maßnahmen, durch die sich viele stark eingeschränkt fühlen oder durch die viele in alte Muster und Verhaltensweisen zurückgeworfen werden, seine Depressionen (oder was auch immer) verstärkt, ist gut möglich. Das erleben leider gerade recht viele.

Vielleicht ist eine genaue Diagnose im Moment aber auch gar nicht so wichtig.

Ich versuche mich mal in seine Lage hineinzuversetzen – in die Situation, die Du geschildert hast: Hätte mein Partner, der bis dahin nichts von meiner Erkrankung wusste oder dachte, dass ich sie so weit überwunden hätte, dass sie nicht "zurückkommen" würde, gesagt, dass er sich nicht auf jemanden einlassen würde, der an / unter Depressionen leidet, hätte mir das wahrscheinlich weh getan oder mich zumindest verunsichert. Allerdings wäre es mir wichtig gewesen, ihn aufzuklären und ihm das Thema näherzubringen, damit er sich besser in mich und meine Gefühls- und Gedankenwelt hineindenken kann. Das machen aber wohl leider die wenigsten, z.B. aus Angst, verlassen oder abgelehnt zu werden. Aus diesem Grunde würden viele zukünftig vermutlich eher darüber schweigen, was ihre psychischen Probleme betrifft.

Was ich Dir raten würde: Geh auf ihn zu, aber vermeide es, ihn zu drängen oder unter Druck zu setzen, was die Kontaktaufnahme angeht. Sag ihm, dass er Dir wichtig ist und Du ihn nicht verlieren möchtest. Signalisiere ihm, dass Du Dich für ihn und sein Seelenleben interessierst und für ihn da sein möchtest, so weit es Dir möglich ist. Du kannst ihm auch sagen, dass Dich die aktuelle Situation belastet und Du nicht so recht weißt, wie Du damit umgehen und Dich ihm gegenüber verhalten sollst.

Mir tut es jedenfalls immer gut, wenn mein Partner oder Freunde mich wissen lassen, dass ich nicht alleine bin und sie für mich da sein möchten, sofern ich das auch möchte. Ob ich das annehme, steht auf einem anderen Blatt, aber es hilft mir trotzdem. Genauso dankbar bin ich, wenn manche Dinge vorsichtig hinterfragt werden und nicht einfach davon ausgegangen wird, dass dieses und jenes "so und so" ist, nur weil es vielleicht bei anderen so ist. Menschen sind individuell und Gefühle können stark voneinander abweichen, auch bei Menschen, die ähnliche Probleme haben oder von der gleichen psychischen Erkrankung betroffen sind.

Sich anbieten, aber nicht aufdrängen; zuhören und Verständnis zeigen (oder genauer nachfragen, wenn man etwas nicht versteht); fragen, was ich brauche oder wie / womit man mir gut tun könnte; mir zeigen, dass ich wichtig und wertvoll bin, auch wenn es mir gerade schlecht geht und ich nicht so kann, wie ich gerne würde – das hilft mir in solchen Situationen wohl am meisten. Vielleicht versuchst Du mal auf diese oder ähnliche Weise, Dich ihm anzunähern. Aber gib ihm Zeit – das ist ganz wichtig
 

Zwantje:
Vielen Dank für Deine Antwort, InaDiva


--- Zitat von: InaDiva am 07 Februar 2021, 22:37:47 ---... Hätte mein Partner, der bis dahin nichts von meiner Erkrankung wusste oder dachte, dass ich sie so weit überwunden hätte, dass sie nicht "zurückkommen" würde, gesagt, dass er sich nicht auf jemanden einlassen würde, der an / unter Depressionen leidet, hätte mir das wahrscheinlich weh getan oder mich zumindest verunsichert.  ...
--- Ende Zitat ---

Ja, das kann ich ja auch nachvollziehen. (Aber wir waren schon ein Paar und da zählt doch eigentlich "in guten wie in schlechten Zeiten" und er ist solch ein toller Mann...) Allerdings bin ich in den ersten Wochen auch überhaupt nicht auf die Idee gekommen, daß  es da einen Zusammenhang gibt/geben könnte. Ich war dermaßen geschockt/fassungslos...
(Es hatte/hat für mich gesundheitliche Auswirkungen, aber das habe ich in keiner Mail thematisiert, hab ja wieder etwas "Boden unter den Füßen".)
Die Frage nach seiner Einschätzung der derzeitigen Situation hätte ich mir also verkneifen sollen ? Naja, es gab eh keine Antwort.
Bevor ich den nächsten Fehler mache - kann ich ihm schreiben, daß ich bei ihm eine Depression vermute ? Das könnte doch etwas Druck von ihm nehmen, oder seh ich das zu naiv ?

LG, Zwantje

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