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Autor Thema: Ohne sie würde ich nicht mehr leben  (Gelesen 1204 mal)

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Darling

  • Gast
Ohne sie würde ich nicht mehr leben
« am: 25 Dezember 2013, 19:01:22 »

Hier möchte ich etwas sagen. Ich bin kein Directioner geworden, weil ich X-Factor gesehen habe.
Die Sendung kannte ich damals noch gar nicht.
Auch nicht, wegen Freundinnen, denn die sind ja alle hater. Auch nicht, weil die fünf Jungs so heiß sind.
Nein, ich bin aus tiefster überzeugung und dankbarkeit Directioner. Hier schreibe ich, wieso.

ACHTUNG: ES GEHT UM EINE ALKOHOLSUCHT UND SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN UND EINEN SELBSTMORDVERSUCH

Wahre Geschichte, meine Geschichte

Anmerkung: Wow, kaum zu glauben, das das jetzt schon fast ein Jahr her ist...



Damals war ich noch fünfzehn. Mein Leben war damals total schrecklich. Meine Eltern hatten sich getrennt, meine Mutter schmiss mich raus und ich wohnte bei meinem Vater. Meine Noten in der Schule wurden immer schlechter. Ich fing an zu trinken und mich zu Ritzen. Das Trinken hörte ich mir bald wieder auf. Es war zu auffällig und blöd war ich ja auch nicht. Man roch das ja und in die Klapse oder Entzugsklinik wollte ich nicht, also schüttete ich alles weg, was ich fand und tatsächlich schaffte ich den Enzug. Das ist übrigens der Grund, wieso ich jetzt keinen Tropfen mehr anrühre. Wenn mich jemand fragt, sage ich, das es mir nicht schmeckt und nicht, das ich dann rückfällig werden würde.

Das mit dem Ritzen war schon eine andere Geschichte. Es tat gut und war unauffällig. Schließlich hatten wir winter. Ich war Schulsanitäter und so wusste ich, wie man die Schnitte gut versorgte, sodass kaum Narben zu sehen waren. Oder wenn ich zu tief geschnitten hatte eine Lebensgefährliche Blutung zu verhindern.
Jeden Abend vor dem Einschlafen war es soweit. Oft auch zwischendurch oder in der Schule. Der Druck war so stark, das ich "ausversehen" mit dem Kopf gegen die Wand knallte, oder "versehentlich" mir das Handgelenk an einem Eck aufgekratzt habe.

Ich ritzte mich etwa fünf Monate, bis es einer Freundin von mir auffiel. Diese alarmierte die Lehrerin, die mich daraufhin zum Schulpsychologen schickte. Aber irgendwie schaffte ich es immer drumherum zu kommen, weshalb ich noch nie dort war. Hätte vieleicht geholfen, denke ich im Nachhinein. Die eine Freundin hat das einer anderen erzählt und die wieder einer anderen, sodass alle drei freundinnen nun bescheid wusste.

In der Zeit redete ich kaum noch. Die standartsätze waren. "Anna, warum machst du das?" "Anna, rede mit uns" "Anna, du kannst mit uns über alles reden." Irgendwann blockte ich ab, hörte gar nicht mehr hin. Und irgendwie hat meine Religionslehrerin das mitbekommen und behandelte mich so sanft und nett, im gegensatz zu allen anderen. Aber ich hasste das. Diese mitleidigen Blicke und das tun, als ob sie mich noch mögen würden. Mir war klar, das sie sich nur dazu gezwungen fühlten. Wenn ich mich schon nicht mochte, wie konnten es dann andere?
Irgendwann war ich so still, das mich die Lehrer nicht mehr ansahen und nicht mehr aufriefen. Kein Ausfragen und meine Noten musste ich auch nicht mehr unterschreiben lassen.

Und irgendwann in der zeit fing ich an, tabletten zu nehmen. Heimlich. Alle diese, die bei uns herumlagen und das so unauffällig, das es keinem Auffiel. Sie machten mich müde, ich vermute, sie machten mich teilweise bewusstlos. Und so schnell war ich wieder einer Sucht verfallen. das Ritzen hatte ich immer noch nicht aufgegeben und mir war klar, das ich mich immer tiefer in die Scheiße ritt. Aber das war mir egal. Mir war alles gleichgültig gewesen und selbst die Mobbing versuche hatten mich nicht interessiert. Ich bekam das gar nicht mehr mit.

Und irgendwann hörten sie auf. Und meine Freundinnen waren auch auf Abstand gegangen. Ich war allein. Meine Mutter hatte sich von mir abgewandt. Ich wohnte mittlerweile wieder bei ihr und meiner kleinen Schwester, und sie redeten auch mit mir, waren freundlich. Aber das lächeln erreichte nie ihre Augen. Sie taten nur so und wussten nicht, wie sie mit mit umgehen sollten. Und im April wurde ich das erste mal nicht auf eine Geburtstagsfeier einer meiner Freundinnen eingeladen. Damit war mir klar, das ich niemanden hatte, keinen dem ich wichtig war.

Im April fand ich dann diese Seite hier. FanFiktion. Ich las ein paar Geschichten und meldete mich aber nie an. Irgendwann sah ich mir diese Seite nicht mehr an. Ich schluckte weiter wahllos Tabletten, ohne ihre Nebenwirkungen oder Namen zu kennen. Meine Arme und Beine waren mit dünnen roten Linien übersäht und ich fing an, mich auch am Bauch zu ritzen. Ich war blass geworden. Dunkle Augenringe und glanzlose Haare und meine Augen waren emotionslos. Ich erschecke mich noch heute, wenn ich das Foto ansehe. Das einzigste, das in der Zeit gemacht wurde.

Und Ende Mai wurde es mir zuviel. Ich war alleine, mich brauchte niemand, ich lebte nicht. Und so kam ich zu dem Schluss, dem ganzen ein Ende zu setzen. Ich hortete die Tabletten, schnappte mir wieder den Alkohol und wartete. Ich rühte beides nicht an und wurde fast wahnsinnig wegen dem Entzug.

Aber ich war geduldig. Als meine Mutter einmal die ganze Nacht arbeiten musste und meine Schwester weg war, war der Tag gekommen. Ich hatte alles geplant. Ich würde die Tabletten alle schlucken, den Alkohol trinken und mir die Pulsadern aufschlitzen.

Am Nachmittag hatte ich mich mit meiner Mutter versöhnt und ihr und meiner Schwester gesagt, das ich sie sehr liebte. Um Mitternacht würde ich meinen Plan durchziehen. Und es war etwa zehn Uhr, als mir einfiel, was andere Leute dazu sagen würden. Und so beschloss ich, das ich einen Zettel mit einer Internet adresse hinterlegen würde. Und auf der Seite würde ich meinen Brief schreiben. Der alles erklärte. Und um elf hatte ich einige verzweifelte Kommentare bekommen, das ich das alles um himmels willen nicht tun sollte, das ich das ganze doch noch mal überdenken sollte.

Ich hatte das überdacht, es stand für mich fest. Und ich würde mich nicht abbringen lassen. Und so sah ich auf die Uhr. Es wurde halb zwölf, dreiviertel und die Kommentare wurden immer verzweifelter. Und dann der eine Kommentar, das ich mir doch ein Lied anhören sollte. Nicht mehr, nur der Link zu zwei Liedern. Und so klickte ich einen an und wurde zu YouTube geleitet.

Ich beschloss es mir anzuhören, auch wenn ich die Interpreten nicht mochte. One Direction waren für mich immer Abgehobene Schnösel gewesen, die ich genau wie alle Stars in dem Alter verachtete.
Aber da ich noch knapp 20 Minuten zu leben hatte, hörte ich das Lied mir an.

Und nach dem Lied bemerkte ich, das ich weinte. Das erste mal seit fast einem halben Jahr. Und dann den zweiten Link. Und wieder schluchtzte ich los. Mein Blick ging zur Uhr. Ich hatte noch 13 Minuten. Ich hörte mich die beiden Lieder immer wieder an. Immer wieder. Bis ich auf die Uhr sah. Eine Minute zu Mitternacht. In einer Minute würde ich anfangen. Ich sah wieder auf die Seite in der mein Brief war.

"Ich wünsche mir, das diese Lieder dir helfen und dich vieleicht umstimmen. Mir haben sie damals geholfen. Gib nicht auf, du schaffst das" schrieb die gleiche Person wie die mit den Links. Abgeschickt vor 15 Minuten. Ich hörte mir die beiden Lieder wieder an und als ich das nächste mal auf die Uhr sah, war es 6 Minuten nach Mitternacht.

Und mir war klar, das ich in dieser Nacht nicht sterben würde. Diese beiden Lieder und diese einer person hatten mir hoffnung gegeben. Hoffnung, das ich doch nicht alleine war, dass es jemanden gab, der mich noch immer liebte oder zumindest mochte.

Noch in der gleichen Nacht ging ich wieder hierher. Auf FanFiktion und las mir die erste One Direction FanFic durch, die ich fand. Und nachdem ich etwa eine Stunde gelesen hatte wurde mir klar, das diese fünf Jungen mir das Leben gerettet hatten. Diese FanFiktion lese ich immer noch. Sie wird regelmäßig um Kapitel erweitert. Ich werde sie am Ende auch verlinken.

Schließlich wurde mir klar, das ich ohne die Musik von den fünf nicht leben konnte und so kaufte ich Up all night und Take me home. Und diese beiden Lieder, die mich damals gerettet hatten, waren auf Take me home und beruhigen mich. Ihr werdet vieleicht auch schon wissen, welche beiden Songs das sind.

Jetzt bin ich sechzehn Jahre und seit der Nacht auf den 13. Juni clean. Ich habe das Ritzen aufgehört und das mit den Tabletten. Und das alles nur wegen zwei Liedern und zwei Kommentaren.

Und jetzt geht es mir wieder so. Es kommt alles wieder hoch. Es ist ein Teufelskreislauf. Was du einmal getan hast, holt dich wieder ein. Ich sprüre den Druck wachsen, ich WILL mich wieder Ritzen. Aber ich werde es nicht tun. Ich höre die Musik und sie beruhigt mich. Hält meine wiederkommenden Suizidgedanken zurück oder zumindest die tat an sich.

Und an jeden da draußen, dem es so geht: Hört die Musik. Nur wenn ich sie 24 Stunden am Stück hört wird es helfen. Ich höre während dem Schlafen, dem Essen, der Hausaufgaben, sogar im Kino oder dem unterricht höre ich musik. Dort natürlich heimlich via Kopfhörer.

Nun beruhigen mich mehrere Lieder (alle von One Direction), aber die beiden, die mein Leben gerettet haben, die mich vor dem Suizid bewahrt haben, werden für immer eine wichige Rolle in meinem Leben spielen.

Ich bin krank. Nicht körperlich, sondern seelisch. Ein Wrack. Immer wieder, aber die Musik bewahrt mich davor, wieder auf so blöde gedanken zu kommen. Ich habe diese Anfälle. Wutattacken, in denen ich alle Leute in meiner Umgebung am liebsten verprügeln würde. So stehe ich zitternd vor wut und erstarrt und versuche mich zu beherrschen.

Dann diese Migräneanfälle, die mich vor Schmerzen schreien lassen. Die Nervenzusammenbrüche, in denen ich einfach nur Irre lache und dabei weine. Beides aus tiefstem herzen. Und die Hustenanfälle, in denen ich keine Luft mehr bekomme. Nicht lange, nur in etwa dreißig Sekunden. Und in den Momenten helfen mir Lieder.

Zwei ganz bestimmte Lieder.

Die Lieder, die mich gerettet haben. Von der Band, die mich gerettet hat.

Little Things und Over Again

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Beim Schreiben sind all diese Emotionen wieder hochgekommen. Und nochmal: Das ist wirklich so passiert. Es war alles schon geplant. In der Nacht vom 12.6 auf den 13. Juni.






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Adrenalinpur

  • Gast
Re: Ohne sie würde ich nicht mehr leben
« Antwort #1 am: 26 Dezember 2013, 23:16:20 »

Alles Gute für dich
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