Hallo Violetta,
erstmal ist es schön zu lesen, dass Dir der Klinikaufenthalt so eine große Hilfe war und Du es geschafft hast, aus dem schwarzen Loch der Depression herauszukommen!
Zum eigentlichen Thema: Schwierig, wirklich schwierig... Ich kann mir gut vorstellen, dass das Bedürfnis groß ist, zu erleben und auszuleben, auf was Du in den letzten zehn Jahren aufgrund der Depression und der kaum bis gar nicht wahrnehmbaren Gefühle durch die Medikamenteneinnahme gezwungenermaßen "verzichten" musstest. Endlich wieder die Möglichkeit, etwas zu fühlen, wahrzunehmen, aktiv zu sein, Dir Gutes zu tun – jedenfalls theoretisch... Und jetzt sind es nicht mehr die Depressionen, sondern die Arbeit und sonstigen Pflichten, die Dir all das erschweren bzw. es nicht zulassen...
Du könntest versuchen, Dir an den Wochenenden bewusst Zeit für Dich zu nehmen. Zeit, in der Du etwas unternimmst, was Dir unter der Woche aufgrund der langen Arbeitstage nicht möglich ist; Zeit für wohltuende Momente; Zeit, in der Du aktiv bist – aber ganz in DEINEM Sinne, fernab von Arbeit und anderem "Pflichtprogramm". Vielleicht täte es Dir gut, Dir Zeiträume einzurichten, die Du ganz bewusst dafür nutzt, Deinen Interessen nachzugehen und um sozusagen für Dich selbst da zu sein. So könntest Du Arbeit und Freizeit eventuell deutlicher voneinander trennen und hättest wieder mehr das Gefühl, dass Dein Leben nicht nur aus der Erfüllung von Pflichten besteht.
Ein Freund von mir hat seine monatliche Arbeitsstundenanzahl reduziert, weil er Tag für Tag das Gefühl hatte, zu wenig Zeit für sich zu haben und am Wochenende so kaputt von der Woche war, dass er es auch nicht wirklich für sich nutzen konnte. Das hat ihm mehr und mehr zugesetzt und er war ständig erschöpft. Wäre Dir das möglich, ohne Gefahr zu laufen, Deinen Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten zu können?
Ansonsten fällt mir nur eine weitere Möglichkeit ein, die aber ein großer Schritt wäre und wohlüberlegt sein sollte: Ein Arbeitsplatzwechsel, sodass Du künftig einen kürzeren Weg und deutlich mehr Zeit für Dich hättest.
Ich wünsche Dir, dass Du bald eine Lösung findest, damit Du die depressionsfreie Zeit endlich genießen und auskosten kannst!
Alles Liebe
Ina