Heute auch mal von mir: Guten Morgen, liebes Forum! :)
Ich habe eine schöne Nacht hinter mir, fühle mich gerade gut und ja, ich kann sogar sagen: jetzt gerade bin ich glücklich!
A propos Glücklichsein: Eine Unterhaltung vor einigen Tagen hat mir in gewisser Weise die Augen (ein bisschen weiter) geöffnet – in dem Gespräch ging es darum, dass wir alle im Grunde doch immer bestrebt sind, möglichst glücklich zu sein. Das ist auch wichtig, klar – aber immer? Immer glücklich sein? Würde man Glücksgefühle dann überhaupt noch als solche einordnen und schätzen können? Ich denke nicht. Muss man nicht auch mal traurig, melancholisch, wütend, verzweifelt, schlecht gelaunt, hoffnungslos, usw. sein, um sich dann wieder glücklich, zufrieden und wohl zu fühlen.
Trauer und Wut sind z.B. ganz negativ behaftete Begriffe. U.a. weil sie sich einfach nicht schön anfühlen und manchmal den ganzen Tag "schwarz färben" können. Aber auf den zweiten Blick darf man auch erkennen, dass alle – ja, alle! – Gefühle einen Nutzen haben und nicht "umsonst" sind. Kein Blahblah, von wegen "Das gehört halt zum Leben dazu", sondern z.B.: durch Trauer verarbeiten wir Dinge, können Abstand gewinnen, Abschied nehmen, etc.. Mit Wut drücken wir ebenso etwas aus, machen uns Luft, zeigen anderen vielleicht Grenzen auf, befreien uns ein Stück weit von seelischem Druck. Ganz individuell und situationsabhängig. Und wären wir nicht auch mal verzweifelt, wäre es schwer, einen Hoffnungsschimmer oder ein Licht in der Dunkelheit zu erkennen. Und so ist es auch mit allen anderen Gefühle, die auf den ersten Blick "negativ" erscheinen.
Besagtes Gespräch lief aber noch auf etwas anderes hinaus und drehte sich vielmehr um den Ausspruch: "Ich bin wunschlos glücklich!". Klingt schön! Keine Sorgen, kein Ärger, immer ein Lächeln auf den Lippen und ein sonniges Gemüt, man hat alles, was man braucht und sich wünscht, alles läuft stets nach Plan... Gut, zum einen ist das utopisch. Zum anderen ist mir aber nochmal deutlich geworden, dass ich das alles auch überhaupt nicht so haben wollte, wenn ich es mir aussuchen könnte! Heißt nicht, dass ich mein bisheriges Leben gerne nochmal genauso leben wollte (wobei ich manchmal doch glaube, dass es sowas wie Schicksal / Bestimmung / wie auch immer man es nennen mag, gibt), aber wunschlos glücklich sein möchte ich nicht!
Was wäre mein Leben ohne Wünsche? Ohne Träume, die ich verwirklichen möchte und ohne Ziele, die ich erreichen möchte? Wenn ich bereits alles hätte, hätte ich umgekehrt auch nichts, worauf ich hinarbeiten könnte. Nichts, worauf ich mich noch wirklich freuen könnte. Nichts, woran ich wachsen könnte. Es gäbe keine wirklichen Herausforderungen mehr. Kein klägliches Scheitern – schön –, aber auch keine Erfolgserlebnisse – zu schade! Keine Träume, die ich mir erfülle – oder die mir jemand anders erfüllt! Kein Sehnen nach einem Menschen, einem Gefühl, einer Sache, einem Erlebnis – welches eines Tages möglicherweise gestillt würde! Keine Überraschungen, nein, immer eintönig den gleichen langweiligen (wenn auch "glücklichen") Weg geradeaus. Ohne Tiefen, allerdings auch ohne wahre Höhen!
Ich verfluche mein eigenes Leben, meinen persönlichen Weg (auch wenn ich zum Teil ganz allein dafür verantwortlich bin!) oft und es gibt sogar bedeutend mehr Tage, an denen ich mein Leben mehr "hasse" als liebe! Ja, ich sehne mich in der Tat häufig nach glücklicheren Zeiten. Zeiten, in denen ich mehr lachen kann und mich frei fühle, loslassen und manche Momente intensiver genießen kann. Zeiten, in denen ich in gewisser Weise vielleicht auch ein bisschen erfolgreicher bin oder zumindest weniger Rückschläge und Niederlagen erleiden muss. Zeiten, in denen nicht regelmäßig noch so kleine Träume "einfach so" zerplatzen. Zeiten, die auch mal über ein paar Tage hinaus gehen, länger anhalten, mich möglicherweise etwas stabilisieren. Es gibt diese Phasen auch, ganz bestimmt, aber (noch) zu selten, als dass sie die Depression und alles, was dazu gehört, längerfristig in den Hintergrund drängen könnten. Ich kann mich also gewiss nicht von dem Gedanken frei machen: "Ich möchte doch einfach nur glücklich sein". Dieses brennende Verlangen nach Ruhe, Zufriedenheit, schönen Erlebnissen und Tagen ohne Trauer, Schmerz und Depression, was hier wahrscheinlich der Großteil aller User hat, finde ich auch völlig legitim und logisch! Aber ich kann nun auch ganz ehrlich sagen: Wunschlos glücklich sein möchte ich nicht – das möchte ich NIE sein! Lieber hänge ich Träumen nach – setze mir Ziele – scheitere auch mal, um es beim nächsten Mal anders (vielleicht besser?) zu machen – wünsche mir etwas ganz fest, auch wenn ich vielleicht sogar weiß, dass es niemals in Erfüllung gehen wird – ...und freue mich am Ende, wenn ein kleiner Traum doch wahr geworden ist, eine Sehnsucht gestillt wird, etwas Neues, ganz Unerwartetes meinem Leben einen "Aufschwung" gibt oder wenn meine Trauer überraschend von Sonnenstrahlen (in welcher Form auch immer) durchflutet wird. Und: wenn sich der ein oder andere Plan oder eine Vorstellung irgendwann in eine ganz andere Richtung wendet, denn dann entstehen neue Wünsche, Träume, Hoffnungen, Ziele und Perspektiven! Ohne hätte das Leben jeden Reiz für mich verloren!
Mit diesen Gedanken gehe ich nun in den Tag und versuche ihn zu nehmen, wie er nun mal kommt. Nach so einem (wunschlos glücklichen – wirklich!^^) Abend + Nacht darf es aber ruhig auch genauso weitergehen ;) Auf Traurigkeit, düstere Gedanken oder blöde Ereignisse habe ich jetzt nämlich doch irgendwie keine Lust (...glücklich sein wäre für heute dann wohl doch auch meine erste Wahl – wenn ich eine hätte) ;)
Einen schönen Tag Euch!
Ina