Hallo du!
Auch wenn es dir kaum hilft: ich kann dein Dilemma verdammt gut nachvollziehen!! Beim Lesen schien mir im wesentlichen, als hättest du meine Situation damals beschrieben =:-0 Wir hatten damals VIELE (bei weitem zu viele!) Jahre in einem solchen Dilemma verbracht und uns letztlich beide gegenseitig am Leben gehindert ...
Mein damaliger Psychologe hatte mir mal einen Satz gesagt, der sich in mir eingebrannt hatte: "Mitleid ist keine Basis für eine Beziehung!" - und das wird wohl jeder bestätigen. Es ehrt dich, wenn du nicht bei erster Gelegenheit egoistisch abhaust, sondern für deinen Freund mitdenkst und nachempfindest. Es ehrt dich auch, wenn du alles hinterfragst und nicht nach Tagesgefühl handelst und rücksichtslos Trümmer hinterlässt. Ich habe Respekt vor solchen Menschen! Und du schreibst ja auch, dass da durchaus mehr ist als nur Mitleid ...
Ich werde mich hüten, dir zu irgendetwas zu raten. Aber ich will dich ermutigen, eines genauer zu hinterfragen:
Das Aufregende und das Kribbeln bei dem Anderen kann die Faszination des Neuen, des 'Verbotenen' und des zunächst mal nicht Erreichbaren sein. Aber es kann auch genau DAS sein, was du brauchst und suchst und bei deinem Freund lebenslang vermissen wirst. Ich finde es sehr wichtig, dass du dich und deine Gefühle in der Frage genau beobachtest und hinterfragst! Du weißt selber aus deiner Erfahrung, dass sich eine Beziehung immer verändert und entwickelt: Kribbeln und Lechzen mögen abnehmen - hingegen entwickeln sich Vertrautheit und Verlässlichkeit. Wie will man für sich entscheiden, was man für wertvoller erachtet ... langfristig ...?
Ich erinnere dieses Gefühl wie heute: man ist beseelt und wie neu geboren durch diesen jemanden, der einen da so fasziniert und einem all das entgegenbringen zu scheint, was man bisher so vermisst - und gleichzeitig ist man das schlechte Gewissen in Person! Ein Sch...gefühl, und man kann unmöglich irgendwie eine Art Entscheidung treffen. Muss in dem Moment aber auch nicht sein: kennst du diesen Anderen inzwischen halbwegs gut?? Kannst du ihn einschätzen?? Gibt er dir Zeit?? - Die solltest DU dir auf jeden Fall nehmen, bevor du irgendwas vielleicht wertvolles kaputt machst ...
Ich find es ganz und gar nicht lächerlich, dass dich das so belastet - diese Gewissensnot und das Gefühlschaos sind absolut nachvollziehbar!
Bevor ich hier noch ewig um den heißen Brei herumrede (weil es vielleicht nicht wirklich ein richtig oder falsch gibt, und nur DU das mit viel Aufmerksamkeit und Geduld entwirren kannst), nur noch eines: du lebst nicht, um jemand anderes Leben in die Reihe zu kriegen!!!!! Wenn es sein muss, kann man SEIN Leben leben und SEINEN Weg finden und gehen, ohne rücksichtsloser Egoist zu sein: das geht zwar mitunter nicht ohne Auseinandersetzungen, Verletzungen oder Schmerzen, klar. Aber DU musst dir in 30 Jahren sagen können "es war ok so, wie es damals war"! Du musst mit dir selber im Frieden sein, und idealerweise solltest du auch glücklich sein im Leben, mindestens aber zufrieden - das solltest du nie vernachlässigen.
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Ich wünsch dir alles Gute - horch in dich rein, gib dir dafür die notwendige Zeit, und bleib besonnen. Aber denk auch an dein Leben.
LG,
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