Hallo Gastin,
fühl Dich herzlich willkommen bei uns!
Ich möchte auf den letzten Teil Deines Beitrags eingehen: Wenn Dir die Erinnerung an so eine lange Zeit fehlt und Du nur noch einzelne Bilder, Szenen und sehr Lückenhaftes im Gedächtnis hast, hat das einen Grund. Man "vergisst" die ersten acht Lebensjahre nicht "einfach so". Ich möchte Dir keine Ferndiagnose o.ä. stellen, denn davon halte ich nicht viel (schon gar nicht anhand eines einzigen Beitrags). Aber ich möchte Dich auf den Begriff Dissoziation aufmerksam machen. Hast Du davon schon mal etwas gehört?
Du hast geschrieben, dass Du eigentlich von Anfang an, schon in frühester Kindheit immer nur überleben musstest, dass Dir Essenzielles gefehlt hat und Du keine wirkliche Bezugsperson hattest (so deute ich es jedenfalls). Also hast Du Methoden entwickelt, um dieses Leid auszuhalten und nicht unterzugehen. So wie ich Deine Worte interpretiere, hast Du Deine Lebenssituation schon im Kindesalter als bedrohlich empfunden. Stimmt das? In solchen Fällen sind Dissoziationen nicht ungewöhnlich. Sie sind ein Schutzmechanismus, um zu überleben. Traumatische Erlebnisse, bedrohliche Situationen und Gefühle, die schlichtweg "zu viel" für die Seele und den Geist sind, werden vom Bewusstsein abgespalten. So kann es unter Umständen zu solch großen Erinnerungslücken kommen, wie Du sie hast. Die Erinnerungen scheinen "weg" zu sein, wabern aber irgendwo im "Hintergrund" herum – im Unterbewusstsein – eben in jenem Teil, den man automatisch von der bewussten Wahrnehmung abgespalten hat, um dieses Leid nicht (er)tragen zu müssen (vereinfacht ausgedrückt). Dass man eines Tages das Gefühl hat, nicht wirklich zu wissen, wer man eigentlich ist, ist wohl eine logische Konsequenz daraus.
Das ging mir gerade so durch den Kopf, als ich Deine Zeilen las. Ich möchte damit aber nicht sagen: "So und so IST es.". Es ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die Du eventuell in Betracht ziehen könntest. Wenn Du ein wenig recherchierst, wirst Du Dich vielleicht in einigen Punkten wiederfinden – vielleicht aber auch nicht. Eine Selbstdiagnose kann man in so einem Fall kaum stellen. Dafür braucht es professionelle Hilfe.
Hast Du Dich mit Deinen Fragen, Problemen und Ängsten schon mal an einen Psychotherapeuten gewandt? Eine Gesprächstherapie könnte Dir vermutlich Aufschluss darüber geben, was "mit Dir los ist" bzw. Dir helfen, einen Weg der Selbstfindung zu beschreiten.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Zuversicht!
Ina