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Autor Thema: Meine Situation  (Gelesen 1390 mal)

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Andre39

  • Gast
Meine Situation
« am: 25 Juni 2017, 19:49:27 »

Hallo zusammen.

Ich möchte (wenn ich darf) dieses Forum nutzen, um einfach mal alles runter zu schreiben.

Ich bin seit 5 Jahren mit der tollsten Frau der Welt zusammen. Davon 2 1/2 Jahre verheiratet.

Aber: wir sind seit kurzem getrennt.
Sie sagt sie hat keine Gefühle mehr für mich. 
Und ich kann sie verstehen und bin selbst schuld daran.
Ich habe diese Ehe zerstört.
Es ging ca. Vor 1 1/2 Jahren los. Ich war nur noch müde. abgekämpft und mein Tag sah so aus:
Aufstehen, arbeiten gehen, nach hause und ab ins Bett. 
Wenn ich mal den allerwertesten hoch bekommen habe, Abends zum Sport.

Ich habe im Haushalt nix mehr getan, habe mich nicht mehr um Frau und Kinder gekümmert.. Nichts...
Ich bin schnell an die Decke gegangen, wenn etwas nicht so war wie ich das wollte.
Ich war mehr als unzufrieden mit meinem Job, ja sogar mit meinem ganzen Leben. Mal mit Freunden einfach weg oder mal nen Bier trinken wollte oder konnte ich nicht.
Dann kam die Trennung und seitdem bin ich auf gut deutsch fertig.
Ich esse seit Wochen wenig bis gar nichts. (bereits minus 10 Kilo)
Kann mich nicht mehr aufraffen meine Umschulung zu machen (sitze dort teilnahmslos die Zeit ab)

Von meiner Familie ist keine Hilfe zu erwarten.
Meine Mutter ist schwer krank und meines Vaters liebster Satz ist "Stell dich nicht so an, bist doch schließlich ein Mann".

Nachdem bei mir der Wunsch da war morgens nicht mehr aufwachen, habe ich mir einen Therapeuten gesucht.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das was bringen wird oder ob ich jemals aus diesem Abgrund wieder herausfinde.
Aber ich MUSS es. Damit wenigstens die Kinder noch einen Vater haben. Aber ich schaff es nicht.  Ich bin zu schwach
Weine den ganzen Tag und komme nur noch wenig bis gar nicht vor die Tür.
Wenn ich es mal schaffe zum Sport zu kommen und verliere dort, sag ich mir immer das ich eben ein loser bin.

Meine Frau will das ich ausziehe. Hier im Dorf gibt es leider im Moment keine freien bezahlbaren Wohnungen.
Was heisst ich müsste weiter weg und müsste die Umschulung schmeißen.
Ich sehe meinen Weg in die Gosse vor mir und weiss nicht wie ich das stoppen soll.

Sorry wenn es etwas durcheinander ist. Ich bin gerade wieder sehr down.

Gruß
Gespeichert

Nellysun

  • Gast
Re: Meine Situation
« Antwort #1 am: 25 Juni 2017, 20:21:24 »

Hallo Andre39,

ich kann Deine Verzweiflung gut verstehen aber wie Du schon selber geschrieben hast: "Aber ich MUSS es. Damit wenigstens die Kinder noch einen Vater haben."
Ich glaube Dir, dass Du im Moment kaum Kraft hast und glaubst es nicht schaffen zu können, ABER allein schon dass Du Dir einen Therapeuten gesucht hast bzw. bereit bist Dir Hilfe zu suchen ist ein erster sehr wichtiger Schritt. Vlt. war die Trennung ein wichtiger Weckruf, Deinen Problemen auf den Grund zu gehen und ganz vlt. findest Du bei Deinem Weg aus dem schlimmen Tief auch wieder mit Deiner Frau zusammen. Und selbst wenn nicht, kannst Du Deinen Kindern immer noch ein guter Vater sein und in meinen Augen ist das unglaublich viel wert.
Gib bitte nicht auf, kleine Schritte sind auch völlig ok und Rückschläge machen uns nicht zu Verlieren sondern wenn wir sie überwinden, zeugt das doch wie stark wir eigentlich sind. Auch im Sport sind haben vor allem die Erfolg, die eben nicht aufgeben, auch wenn sie zum zigsten Mal nur 2. oder 3. wurden. ;)
Hast Du denn mit Deiner Frau über die Depressionen gesprochen? Gibt es vlt. eine Möglichkeit wie ihr auch schon der Kinder zu liebe und mit Hilfe eines Therapeuten für einen geregelten Übergang finden könnt?
Du bist auf jeden Fall nicht alleine auch wenn unsere Päckchen die wir so rumtragen alle unterschiedlich sind habe ich hier lernen können, dass man Zuspruch und Ablenkung bekommen kann. Mir hilft das viel und solltest Du mal jmd. zum schnacken brauchen kann Du gerne ne PN schreiben.

Lieben Gruß
Nelly
Gespeichert

Andre39

  • Gast
Re: Meine Situation
« Antwort #2 am: 25 Juni 2017, 23:18:04 »

Hallo Nelly,

Erstmal danke dir für die Antwort.
Das für die Kinder stark zu sein,  gelingt mir auch immer weniger. Ich habe vorhin mit dem kleinsten im Bett gekuschelt und mir schossen die Tränen aus den Augen.

Ich ertrage die ganze Situation nicht.
Und vor allem mich selbst nicht.
Ja ich habe mit meiner Frau gesprochen.
Ich glaube sie glaubt mir nicht wirklich.

Ich bin gerade im Denken "ich schaffe gar nichts"
Jetzt kann ich nicht mal mehr vor den Kindern stark sein.

Ich fühle mich so allein. Keine Familie auf die ich bauen kann, meine Freunde zu weit weg.
Und meine Frau empfindet maximal mich als Kollege.

Ich kann nicht mehr.  Habe heute versucht was zu essen, das habe ich direkt wieder weggebracht.

Ich denke auch, dass ich meine Umschulung nicht schaffen werde. Ich werde in der Gosse landen.
Gespeichert

hardworking fool

  • Gast
Re: Meine Situation
« Antwort #3 am: 26 Juni 2017, 07:01:41 »

Hallo Andre,

wenn ich auch mal meinen Senf dazu geben darf. Du schreibst, dass du nicht mal vor den Kindern stark sein kannst. Ich glaube, dass du das völlig falsch siehst. Natürlich ist es für ein Kind erst einmal verstörend, wenn Papa weint und zugibt, dass er auch mal schwach und traurig ist, auf lange Sicht ist das aber eine wichtige Lektion die du ihnen auf den Weg gibst: Man darf auch mal Gefühle zeigen.
Vielleicht ist es nicht vergleichbar. Vor Jahren stand ich vor einer Klasse (ziemliche Rabauken, 20% unter Ritalin, der Rest ebenfalls nicht wirklich leicht erziehbar). Am frühen Morgen hatte ich von einem Todesfall in der Familie erfahren. Am liebsten wäre ich zu Hause geblieben, aber es stand eine wichtige Prüfung an und ich wollte meine Schüler so gut wie möglich vorbereiten. So sagte ich ihnen gleich zu Beginn der Stunde, dass ich nicht gut drauf sei und dass sie sich nicht wundern sollten, wenn ich ausflippen würde wenn sie sich nicht anständig aufführten. (Oder so ähnlich - ist lange her.) Ergebnis: Die Klasse hat noch nie so brav und konzentriert mitgearbeitet, es herrschte absolute Stille im Klassenraum und in der nächsten Stunde überreichten mir die Klassensprecher sogar einen Kuchen "zur Aufmunterung." Den haben wir dann zusammen genüsslich verspeist und danach war die Klasse wie ausgewechselt. Wir hatten nie wieder irgendwelche Probleme miteinander. Alles nur weil ich zugegeben hatte, dass Lehrer auch Menschen sind. Väter übrigens auch!

Aber zu deiner Situation. Ich finde es klasse, dass du dir therapeutische Hilfe gesucht hast, aber so wie du das schilderst habe ich den starken Verdacht, dass du eine Kombi aus Therapie und Medikamenten brauchst.

Wer weiß? Vielleicht kommen die Dinge doch wieder ins Lot wenn du die Depression in den Griff kriegst. Du musst dieses Monster ja nicht alleine besiegen. Auch, dass du hier schreibst, kann hilfreich sein.

Alles Gute für Dich!

Fool
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Felidae

  • Gast
Re: Meine Situation
« Antwort #4 am: 26 Juni 2017, 09:24:25 »

Du schreibst, dass du nicht mal vor den Kindern stark sein kannst. Ich glaube, dass du das völlig falsch siehst. Natürlich ist es für ein Kind erst einmal verstörend, wenn Papa weint und zugibt, dass er auch mal schwach und traurig ist, auf lange Sicht ist das aber eine wichtige Lektion die du ihnen auf den Weg gibst: Man darf auch mal Gefühle zeigen.
Vielleicht ist es nicht vergleichbar. Vor Jahren stand ich vor einer Klasse (ziemliche Rabauken, 20% unter Ritalin, der Rest ebenfalls nicht wirklich leicht erziehbar). Am frühen Morgen hatte ich von einem Todesfall in der Familie erfahren. Am liebsten wäre ich zu Hause geblieben, aber es stand eine wichtige Prüfung an und ich wollte meine Schüler so gut wie möglich vorbereiten. So sagte ich ihnen gleich zu Beginn der Stunde, dass ich nicht gut drauf sei und dass sie sich nicht wundern sollten, wenn ich ausflippen würde wenn sie sich nicht anständig aufführten. (Oder so ähnlich - ist lange her.) Ergebnis: Die Klasse hat noch nie so brav und konzentriert mitgearbeitet, es herrschte absolute Stille im Klassenraum und in der nächsten Stunde überreichten mir die Klassensprecher sogar einen Kuchen "zur Aufmunterung." Den haben wir dann zusammen genüsslich verspeist und danach war die Klasse wie ausgewechselt. Wir hatten nie wieder irgendwelche Probleme miteinander. Alles nur weil ich zugegeben hatte, dass Lehrer auch Menschen sind. Väter übrigens auch!

WARUM kann nicht JEDER Vater (oder Mutter) so sein??!! Danke für Deinen wunderbaren Text, Fool <3

Wer weiß? Vielleicht kommen die Dinge doch wieder ins Lot wenn du die Depression in den Griff kriegst. Du musst dieses Monster ja nicht alleine besiegen. Auch, dass du hier schreibst, kann hilfreich sein.

Mir hilft es sehr. Schreib einfach drauflos, Andre, sei willkommen und fühl Dich wohl.

lg
Feli
Gespeichert

Andre39

  • Gast
Re: Meine Situation
« Antwort #5 am: 26 Juni 2017, 23:09:54 »

Meine Ehe ist wohl endgültig hinüber.  Sie sagt das sie mich nicht mehr liebt.
Ich kriege hier im Dorf keine Wohnung.
Ich will aber nicht woanders hin.  Ich will in der Nähe der Kinder bleiben. :-(

Eines habe ich heute geschafft.  Ich bin zum Sport gegangen.  Aber... Das ich fast wieder gelassen. Mein kleiner Sohn hat einen Riesen aufstand gemacht als ich los wollte...

Nach dem Sport habe ich natürlich den bus verpasst und habe 2 Stunden auf den nächsten warten müssen.
Viel zu viel Zeit zum grübeln.
Ist doch alles doof.
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Andre39

  • Gast
Re: Meine Situation
« Antwort #6 am: 28 Juni 2017, 21:41:33 »

Heute hatte ich einen Termin bei meinem Therapeuten.
Er hat mir als Hausaufgabe mitgegeben mir zu überlegen bezüglich einer stationären Therapie.
Seitdem steh ich noch mehr neben mir.

Ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll.
Und dazu kommt natürlich Angst.
Meine Frau glaubt mir nicht.
Sie denkt ich würde das nur spielen.

Ich bin am Ende.  Ich kann mit niemandem so wirklich darüber reden.
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nobodyisperfect86

  • Gast
Re: Meine Situation
« Antwort #7 am: 28 Juni 2017, 21:56:41 »

Hallo Andre,

vielleicht wäre für dich eine stationäre Therapie ganz gut,  da du in dieser in einer geschützten Rahmen wärst und z. B. auch Sozialarbeiter gibt,  wo man schauen kann wie es Unterstützung weiter geht. 

Und es ist echt blöd, dass deine Frau dir nicht glaubt,  dass hinter deinem Verhalten eine Krankheit steckt und dich bei Behandlung unterstützt. 

Gruß

Nobodyisperfect
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Adrenalinpur

  • Gast
Re: Meine Situation
« Antwort #8 am: 29 Juni 2017, 00:05:08 »

Dazu kann ich nur sagen - du bist mit dem - diesem Problem nicht alleine - es geben nur viele nicht zu
die momentane Arbeitssituation macht Menschen kaputt - und ich glaube deines ist erstmal keines für eine psycothrapeutische Behandlung, sondern eines für einen neuen Job ....

ich muss jetzt aber erstmal ins Bett, damit ich morgen wieder knechten kann merkst was?

Ich schreibe irgendwann bald weiter und derweil dir alles Hoffnungsvolle
Adre
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Andre39

  • Gast
Re: Meine Situation
« Antwort #9 am: 12 Juli 2017, 11:39:44 »

Ist schon der Hammer, meine Frau glaubt das ich den Therapeuten nur als Alibi nutze um bei Ihr Mitleid zu erregen.

Ich habe Ihr versucht zu erklären wie es in mir aussieht.
Dann macht Sie wieder den Eindruck, dass Sie es doch versteht.

Ist Sie in so einer Phase wo noch immer Enttäuschung und Wut Sie beherrschen? Wo dieses es nicht zulässt mal dran zu denken, das es bei mir eine Krankheit ist? Ich weiß es nicht.

Ich weiß nicht weiter. Wir unterhalten uns ganz normal, spielen sogar machmal was zusammen. (Auch wenn mir nichts Spaß macht)

Aber ich greife jeden noch so kleinen Strohhalm.
Eine Wohnung habe ich immer noch nicht gefunden.

Aber ich muss da raus... jeder Tag ist eine Qual....

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Nellysun

  • Gast
Re: Meine Situation
« Antwort #10 am: 12 Juli 2017, 12:06:22 »

Lieber Andre39,

ich kann Dir nicht sagen was Deine Frau denkt, ich kann Dir aber meine Gedanken dazu schreiben ;)

Für viele ist eine Depression, wenn man bis dahin auch keine Berührungspunkte damit hatte, sehr schwierig zu begreifen. Das dauert seine Zeit und so wie ich es Deinen Erzählungen entnehme, war die Trennung aufgrund Deines Verhaltens von ihrer Seite - jetzt stell Dir mal vor, Du würdest einen geliebten Menschen verlassen, weil Du mit der Art nicht mehr klarkommst, es nicht mehr der Mensch ist, der er mal wahr und dann stellst Du nach und nach fest, es ist allen Anschein nach eine Erkrankung - wie schuldig würdest Du Dich da fühlen? Würdest Du nicht auch erst versuchen, nur für Dich selber eine andere Erklärung zu finden die Dein Verhalten rechtfertigt? Ich wäre ziemlich verunsichert und würde mir Vorwürfe machen, es selber nicht erkannt zu haben, aber es würde auch sehr lange dauern bis ich das auch vor mir selber zugeben könnte - bis dahin würde ich immer wieder Gründe suchen, die mein Verhalten rechtfertigen.

Bitte gib nicht auf, nach deiner Erklärung hattest Du doch den Eindruck, dass sie es evtl. versteht - gib Dir und Euch Zeit - Dir zu Heilung und ihr, damit umgehen zu können. Dein Therapeut hatte Dir ja aufgetragen über einen stationären Aufenthalt nachzudenken - vlt. ist das einen Möglichkeit, daheim rauszukommen, ohne gleich alles Niet und nagelfest zu machen, in einigen Kliniken gibt es auch die Möglichkeit, dass der Partner an Familientherapiestunden teilnimmt, vlt. gibt das Deiner Frau die Möglichkeit zu erkennen, dass es wirklich eine Krankheit und kein absichtliches Verhalten ist.
Ich lese hier immer wieder wie sich viele gegen den stationären Aufenthalt sträuben, ich weiß nicht warum das so ist - bedeutet das, sich selber einzugestehen, das es alleine nicht geht - aber das tue ich doch bei einer ambulanten Therapie auch?! Ich muss ehrlich sagen ich "freue" mich auf meinen Aufenthalt, denn ich hoffe einfach dass mir diese geschützte und begleitete "Auszeit" hilft bei meiner Selbsterkenntnis und ich so evtl. sogar schneller vorankomme als wenn ich in meinen Alltag und das Funktionieren eingebunden bin.
Wie lange geht denn noch die Schule/Weiterbildung? Kannst Du, wenn Du währenddessen zwischendurch weg wärst diese weitermachen oder musst Du von vorne anfangen oder wird es dann ganz gestrichen?

Ich lese aus all Deinen Beträgen heraus, dass Du Dir dir größte Mühe gibst Dich selber aus dem Sumpf der Depression zu befreien und das zeugt doch von einer unglaublichen Stärke und auch Lebenswillen/-mut. Vielleicht erkennt Deine Frau das an, wenn Du damit weitermachst und sie schritt für schritt kleine Verbesserungen erlebt. Vielleicht lässt Du sie einfach mal Deine Beträge lesen oder machst für sie ein Best-of-Dokument. Es ist für Angehörige einfach auch schwierig in die Gedankenwelt des Depressiven einzufinden - meinem Partner hilft es zB wenn ich ihn Sachen lesen lasse, die ich ihm so eigentlich nicht sagen kann, weil ich dann selten die passenden Worte finde und es im schlimmsten Fall zu streit führt und ich mich dann innerlich wieder verschließe.

Du bist in meinen Augen wirklich auf einem guten Weg und dass es immer wieder kleine Rückschritte gibt ist zwar frustrierend aber nur so ein Gedanke: auch mit zwei schritten vorwärts und einen wieder zurück kommt man irgendwann am Ziel an - es dauert halt etwas länger aber manchmal brauch man die Pausen oder gar einen Rückschritt weil man in der Eile des Weges nicht gemerkt hat, dass man beim Stolpern einen Schritt übersprungen hat ;)
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