Lach, Epines. Eigentlich wollte ich morgen weiter schreiben, aber ich kann Deine Neugierde ja quasi fühlen. Also dann schon etwas früher.
Ich habe ernsthaft noch mal nachgeschaut. Der Besuch des Bundestrainers war 1969. Ich war noch nicht mal ganz 15 Jahre alt. Aber das ist nicht wirklich wichtig. Wo war ich? Ach so, ja plötzlich war ich Nationalspieler. So richtig wichtig war mir das erstmal nicht. Ja, naiv war ich. Keine zwei Wochen später kam die Einladung. Trainingslehrgang im Bundesleistungszentrum. Das war Berlin. Ich war vorher noch nie geflogen, aber nach Berlin konnte ich nur per Flug von Frankfurt aus kommen. Mein Mentor, für Jugenspieler gab es sowas, der hat das mit meinen Eltern besprochen, hat mein Ticket gebucht und mich zum Flughafen gebracht. Und los gings...
Wenn ich heute daran zurück denke, dann muss ich sagen, ich war entweder zu dumm oder einfach vollkommen angstfrei. Ich hab mir nichts gedacht. Nicht der Flug, fliegen wurde für mich recht schnell zu einer Selbstverständlichkeit. Nein, ich kam aus einer Kleinstadt, war noch nie so richtig irgendwo. Außer halt bei unseren Ligaspielen. Und dann immer Stundenlang im VW-Bus mit der berauschenden Geschwindigkeit von 110 km pro Stunde. Na ja, so war das halt damals. Und es war toll, wir haben Karten gespielt. Mau mau oder Skat, je nachdem, wer mitspielen wollte. Jeder kann recht einfach ausrechnen, wie lange es mit so einem Komfortfahrzeug damals gedauert hat mal eben 600 km quer durch die Republick zu fahren. Ja, stimmt. Lange.
Und plötzlich wurde ich beschleunigt und zwar erheblich. Von Frankfurt durfte damals nur die PanAm nach Berlin fliegen. Beim ersten Mal war mir schon recht komisch. Angst hatte ich nicht. Ich glaube 15jährige Wasserballer hatten damals vor nichts und niemandem Angst. Neugierig war ich schon. Ich musste lernen, dass man eine Platznummer hat. Und dass jede Sitzreihe nach Buchstaben geglieder ist. Also Reihe 12, Sitz C. Oder so. Und ich lernte, dass diese Flieger recht schnell starten. Beim ersten Flug hatte ich Glück, das war schon ein Jet. Eine Superconstellation. Klar, kennt natürlich keine Sau mehr. Sind auch längst ausgemustert die Dinger. Sie waren laut, ruppig und eng.
Als wir oben waren, da kam dann die Stewardess und fragte mich, ob ich was trinken möchte. Etwas verunsichert hab ich frech gefragt, was sie denn anbieten könnte. Aber da hatte mein Nachbar schon einen Martini bestellt und ich habe blitzschnell gesagt, ja, für mich auch. Normalerweise hätte sich der Flugzeugboden öffnen und mich direkt ausspucken müssen. Ich durfte keinen Alkohol trinken, schon gar nicht sowas. Es war auch nur so ein kleines Fläschchen und ein Plastikbecher. Immerhin war Eis drinne. Dann gab es als Essen verkleidetet Pappe und direkt später waren wir im Landeanflug.
Damals war das noch alles ganz anders. Es war Tempelhof. Wir sind eingeflogen, gefühlte drei Meter an den Wohnzimmer der Menschen dort vorbei. Man konnte sie beim Abendessen sehen. Dann die Landung und von wegen Schleuse... Nix war, hinten ging die Tür auf und wir sind brav rausmarschiert, eine seltsame Treppe runter und dann Richtung Tempelhofgebäude. Dort ging es dann eine durchsichtige Metalltreppe hoch und dann stand ich im Weltflughafen Tempelhof. Für mich war das überwältigend. Aber heute, mit etwas Abstand und etwas mehr Realität muss ich schon eingestehen, dass die Halle nicht allzu groß war. Und trotzdem wurde sie so etwas wie mein Wohnzimmer. In 1969 bin ich da ca. 80 mal gewesen. Also 40 mal gelandet und 40 mal abgeflogen.
Recht schnell wurde das für mich zur Routine und ich habe mich wie ein echter Jetsetter gefühlt. Na ja, letztendlich war ich es ja auch.
Aber eins nach dem anderen. Es geht ja immer noch um meinen ersten Flug. Und dann das erste Training, ohne meine Mannschaft, mit Spielern aus allen Teilen der Republik, handverlesen und die Besten von allen.
Aber das ist schon wieder eine andere kleine Geschichte.
lg
Hobo