Liebe Lustlos
Habe lange überlegt, ob ich dazu etwas schreiben soll, denn mehr als nur schlaue Ratschläge im Umgang mit Pubertierenden , habe ich auch nicht :-).
Als Tochter die nach der Scheidung bei der Mutter bleiben musste, kann ich allen scheidenden Eltern nur raten sich nach der hitzigen Zeit zusammen zu setzen und niemals ein schlechtes Wort über einander fallen zu lassen, den die Kinder lieben Vater und Mutter und oftmals manipuliert man sie unbewusst. Die Botschaften werden jedoch verstanden und man ist ständig unter Druck sich mit einer Seite zu solidarisieren.
Ich finde du hast gut entschieden den Kindern nicht zu erzählen was man dir alles unterstellt hat. Dies kannst du jedoch eines Tages klar stellen, wenn sie selber erwachsen sind. Klar würde man sich gerne verteidigen, aber damit macht man den anderen automatisch schlecht und nimmt den Kindern das Recht sich selber eine Meinung zu bilden.
Das Wichtigste ist nun ein Fundament zu legen für eure künftige Beziehung als erwachsene gleichwertige Menschen und dies gelingt nur dadurch gerechtfertigte Grenzen zu setzen, bei gleich bleibender Freundlichkeit.
Als geschädigte Tochter die keinen Kontakt mehr mit der Mutter hat, kann ich hier nur erläutern wie ich mir gewünscht hätte, dass sie sich verhalten hätte.
Ich musste mit 16 vor Gericht durchsetzen, dass die Alimente meines Vaters an mich ausbezahlt werden dürfen.
Die verschiedenen Ratschläge hier habe ich zur Kenntnis genommen , teilweise bin ich erschrocken.
Meine Mutter hat mir böse Briefe voller Vorwürfe geschrieben, die mir jede Lebensfreude nahmen. Ich hatte des Friedens zuliebe mein Zu hause verlassen und sie hat mich dadurch weiterhin tyrannisiert. Die erhoffte Ruhe fand ich folglich nicht, im Gegenteil schlich sich jedes mal Panik ein wenn ich zum Briefkasten musste.
Versteh mich nicht falsch, ich sage auf keinen Fall, dass du auch so bist, ich erläutere lediglich wie ich mich fühlte.
Wenn wir Kontakt hatten, hörte ich immer nur wie schlecht es ihr ging (meine Mutter ist schwer psychisch krank), niemals fragte sie mich wie es mir geht... dies gab mir das Gefühl , dass es sie überhaupt nicht interessiert.
Bei jedem Treffen hagelte es Vorwürfe, betreffend meines Egoismus, und wie schlecht es ihr dadurch gehe, so dass ich ständig von Schuldgefühlen gequält wurde und mich nach jedem Kontakt verletzen musste...
Hin und her gerissen von Mitleid, Schuldgefühlen und Wut musste ich ständig vor mir selbst rechtfertigen, warum ich sie verlassen hatte und ob es richtig war, oder ein Fehler.
Ich fühlte mich total wertlos und ungeliebt und ihre Weigerung mich freiwillig im Rahmen der gesetzlichen Pflicht
finanziell zu unterstützen, hat mich in meinem Verdacht bestätigt ihr gleichgültig zu sein.
Gleichzeitig sagte sie mir, wie sehr sie mich lieben würde und wie schön es wäre, wenn ich wieder nach Hause kommen würde. Ich empfand diesen Gegensatz regelrecht als Hohn, ich konnte ihre Liebe die sie so oft beteuerte nicht fühlen...vermutete , dass sie nur wollte das ich zurück komme wegen des Geldes.
Mit all diesen Erfahrungen verhärtete sich der Verdacht, dass alles Schlechte was mein Vater mir von ihr erzählte wahr sein musste. Sie ihrerseits ließ ebenfalls kein gutes Haar an ihm, unterstellte sogar, dass er mich mit Geld und Geschenken geködert hatte, damit ich zu ihm ziehen würde, was jedoch überhaupt nicht stimmte.
Keinen Moment hat sie darüber nachgedacht, dass ich selber denken konnte, mir selber ein Bild von der ganzen Situation machen konnte, nein ich war das Blödi, dass die Familie ruinierte.
Also beschloss ich nicht mehr hinzu gehen. Wir hatten dann keinen Kontakt mehr bis ich 21 war. Es war reiner Selbstschutz und im Nachhinein kann ich sagen, dass es richtig war, denn sie hätte mich weiterhin fertig gemacht und ich musste endlich Ruhe haben um mein Leben leben zu können.
Lange habe ich mich danach vergeblich um Liebe und Anerkennung bemüht, ich war egal was ich tat immer die Böse und als ich ein einziges Mal ansprach was mir als Kind alles passiert ist, hat sie den Kontakt radikal abgebrochen und so ist es bis heute.
Ich hätte mir gewünscht, dass sie akzeptiert hätte, dass ich es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten habe. Ich hätte mir gewünscht, dass wir bei unseren Treffen gelacht und herum gealbert hätten wie als ich noch klein war.
Ich hätte gewünscht, dass sie mich einfach nur so nimmt wie ich bin und mich nicht bewertet wie ich angezogen bin und wie scheußlich meine Frisur ist. Ich hätte mir gewünscht, dass sie nicht immer nur ihre Seite, sondern auch einmal die meine gesehen hätte. Ich hätte gewünscht, dass ich fühlen könnte , dass sie mich liebt...
Mein Herz ist schwer
Epines