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Autor Thema: Perfektionismus macht unglücklich  (Gelesen 1453 mal)

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Perfektionist

  • Gast
Perfektionismus macht unglücklich
« am: 16 März 2013, 19:05:29 »

Hallo zusammen,

ich weiß selber nicht, was mit mir los ist. Es gibt eigentlich nicht viel zu beklagen, und doch fühle ich mich total depressiv.
Worüber ich mich beklage scheint für die meißten wohl nur lächerlich. Es ist mein Perfektionismus der mich in die irre treibt!
Habe in der Schule (Ausbildung) meist nur 1er! Und doch habe ich so große Angst, dass ich das Examen nicht bestehe. Wenn ich so überlege denke ich von mir selber "du bist doch total irre". Ich mache mich selber so fertig, zweifel an mir selber! Habe das Gefühl einfach nur zu versagen, dabei tue ich es nicht. Viele in meiner klasse beneiden mich. Ich fühle mich überhaupt nicht beneidenswert. Ich bin mit mir unzufrieden! Durch meine guten Noten habe ich nur "möchte-gern-Freunde", v.a. kurz VOR den Prüfungen. Wenn es mir aber mal nicht gut geht, fragt keiner was los ist oder so. Alle meinen, ich mache das mit links! Dabei habe ich so Angst das Examen nicht zu schaffen. Ich mache mir vorwürfe, dass ich noch nicht mit dem Lernen angefangen habe...
Und doch sagt mir hier der Kopf: Es hat fast noch niemand angefangen! Beruhige dich! Du hast gute Noten, du schaffst das schon! und doch ist da gleichzeitig dieses Gefühl in mir, das total gegensätzlich ist!
Noten alleine machen nicht glücklich, auch wenn viele das meinen! Die Leute haben höhere Anforderungen an einen (zumindest erscheint es mir so)! Man hat keine wirklichen Freunde! Die Leute sind verblüfft, enttäuscht wenn ich mal nicht die Antwort weiß.... Mein Gott, ich bin nicht perfekt...
Und was schreib ich hier eigentlich?
Ich merke nun selber, ich bin kein Perfektionist, und nein, ich bin nicht nur wegen den "Noten" unglücklich. Da gibt es vieles mehr! Aber wen interessiert es schon?! Alle meinen, ich sei perfekt, dabei weiß ich, ich bin es nicht!

Es rüttelt mich wach. Ich brauche Hilfe! Aber wie und wo?!
Meine Therapeutin droht mir stänig damit, wenn es mir schlecht geht, dass sie mit meiner Mutter reden will! Nein verdammt! Meine Mutter ist im Moment das geringste Problem! Meine Probleme würden nur größer werden, wenn meine Mutter erfahren würde, wie schlecht es mir wieder geht. Es tut gut, wenn sie wenigstens mal meint, es ginge mir gut. Ich weiß, dieses versteck-spiel ist nicht gut! Aber wenn meine Mutter was davon erfährt, werde ich kontrolliert ob ich mich z.b. wieder selbst verletze. Es würde meine Freiheit einschränken und das will ich nicht!

Ich habe keine Freunde, mit denen ich offen reden könnte und wo ich ansatzweise das Gefühl habe, sie versuchen mich zu verstehen...
Was soll ich nur machen? Ich fühle mich so hilflos und so allein gelassen! :/ Hallo? Ist da noch wer?!
Wie soll es nur weitergehen? Wird es denn niemals aufhören? Hilfe!
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...

  • Gast
Re: Perfektionismus macht unglücklich
« Antwort #1 am: 17 März 2013, 17:53:33 »

Nein, du bist nicht perfekt.
Niemand ist das.

Glaub mir, du redest dir sicher auch ein, dass die anderen glauben, du seist perfekt. kann das sein?

Kümmer dich nicht darum, was andere denken könnten. Du erzeugst nur unnötigen Stress bei dir.

Ich denke, an Selbstvertrauen mangelt es dir sicher nicht, wenn du sagst, die anderen halten dich für perfekt. Dann ist es meist so, dass man selbst andere für perfekt hält und sich für einen Looser.

Dann fass dein Selbstvertrauen so zusammen, dass du zu deinen Fehlern stehen kannst. Genau dann wirst du einige vermeiden und vieles nicht zu verbissen sehen.

Und mit deiner Therapeuten: OFFEN REDEN. Du sagst, sie will deine Mutter informieren, sag ihr doch ehrlich, dass sie nicht das Problem ist. Sie kann dir auch nur helfen, wenn du ihr hilfst, dich zu verstehen
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omikron

  • Gast
Re: Perfektionismus macht unglücklich
« Antwort #2 am: 18 März 2013, 06:31:57 »

hi Perfektionist,

ja, es is perfektionismus, wenn man sich solche mühe gibt durch den anspruch an sich selbst, und ich denke immer, fast jeder -ismus is etwas zu viel. Es hat bestimmt Gründe, und es macht unglücklich, da Perfektion nicht so sehr in der
Natur des Menschen liegt. Übrigens nicht mal in der der Technik. Auch Maschinen sind nicht wirklich perfekt.

Bedenklich finde ich die Selbstverletzung, auch das is dir bewusst, und dass deine Mutter das erfahren könnte, nun gut, wer möchte shcon gerne kontrolliert werden. ich frage mich dann, reicht die therapie überhaupt gerade aus, vielleicht brauchst du weitere Unterstützung, Medikamente, evtl mal in eine Klinik gehen. Angst bringt dich eben gerade nicht weiter, da ja schon die angst, nicht perfekt zu sein, das Problem ist.

Gestehe dir ein, dass da ein gravierendes problem ist, sei mutig, dass die anderen es akzeptieren werden, gut, jetzt verletzt er /sie gerade sich selbst (?), die Anderen werden kaum Perfektion von dir erwarten, so wie du es tust. Oder doch? - dann müsste man hierauf mal ein augenmerk richten. Wenn es sonst niemand von dir erwartet, ausser du selbst: Genau darin liegt deine chance.

Und wieder richtig finde ich die einschätzung, ja, falsche freunde, sicher mögen dich einige, ich nehme stark an, viele bewundern dich auch (davon manche heimlich evtl, die dir dann gleichzeitig neidisch und aberkennend sein können)  -aber das wäre mal interessant, wenn du menschlich wieder voran kommst, deine wahren freunde kennenzulernen. Du wirst sie brauchen im leben :-) und - es ist spannend - ich hoffe, das motiviert dich, denn dann wäre auch die manchmal empfundene leere ein stück weit beruhigend ausgefüllt  - und der perfektionismus müsste nun auch mit einem mächtigen interesse an den menschen konkurrieren.
soviel zu den chancen, die sich eröffnen , und dem möglichen lohn, wenn du mutig bist und dich da öffnest - selbstverletzung is ein zeichen für hilfebedarf - dazu sind menschen auch da! zum glück!

Eine Frage, die du dir bitte mal stellen magst: gibt es einen punkt in deinem leben, an den du dich erinnern kannst, einen zeitabschnitt, ab dem du so wurdest? dabei kann die auch die therapeutin helfen u.U. .
das fände ich pers. für deine zukunft wichtig, insofern, als du da nicht gleichfalls in einem nebel stehst und nich weisst, wie konnte es so kommen - das aber mittel- bis langfristig.

ich weiss auch, der leistungsdruck is heutzutag leider enorm, andererseits - hey- das leben is deins, und keiner kann dir den grund, die freude, den sinn, den inhalt oder was auch immer dir wichtig ist, nehmen und ersetzen - dafür bist genau du der/die richtige!

noch eins zu dem wort mut, das ich, glaub ich, zweimal schrieb - viele würden jetzt sagen - ich bin aber nich mutig :-(
genau das is dann der anlass, mal zu gucken, stimmt das überhaupt, was hab ich, auch wenn ich mich grad nich drüber freuen kann, schon erreicht, wie schwer war das, welche krise stehe ich ohnehin gerade aus - leben allein shcon ist mutig!

ich hoffe, ich konnte dich ein wenig anregen oder viel besser wäre und mir lieber, dich ein wenig beruhigt zu haben, aber dazu bewegt, dich zu öffnen auch denen gegenüber, die dir helfen können, in deinem umfeld.
du wirst sehen, du bist nicht der/die einzige mit diesem problem! ich brech mir hier grad einen ab, nich perfekt zu sein *g*
alles gute
omikron

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