Nach wie vor frage ich mich, warum ich nicht "wütend" sein kann, damit meine ich natürlich eine Wut, die "steuerbar" und nicht "blind" ist, sondern eine gewisse positive Energie hat (schwer für mich zu erklären).
Wenn ich weiter in meiner Kindheit und Jugendzeit "forsche", merke ich, dass ich ne Art "Marionette" war.
Da ich kaum bzw keine Möglichkeiten hatte, die Welt da draussen zu erleben oder irgendetwas von der "normalen" Welt durch TV, Zeitungen usw verfolgen konnte, kannte ich eben nur die "heile Welt" der Sekte und die "böse Welt durch meine Mutter".
Zwei Welten, die nicht zusammen passten und doch jeden Tag real für mich waren.
Meine Mutter konnte ich irgendwann als "verrückt" wahrnehmen, so schwierig es auch war, weil ich mich immer nach Liebe von ihr sehnte.
Die Sekte hatte für mich auch irgendwann den Beigeschmack, dass hinter der vorgegaukelten "Harmonie" nur Manipulation stand.
Wütend konnte ich auf beide Anteile nicht sein, bin es bis heute nicht...obwohl sie mein Leben zerstört haben!
Immer wieder fallen mir im Heute "Bibelverse" ein, die mein Leben täglich prägten...von denen ich mich gern verabschieden würde, aber zu tief ist das in mir verankert.
zb "Ehre Vater und Mutter..." (bedingungslos und nicht von Fall zu Fall vorher zu prüfen, welche Eltern geehrt werden müssen und welche nicht)
Oder "liebe deinen Nächsten wie dich selbst..." (wie soll ich mich lieben, wenn andere mich hassen oder mich für nicht lebenswert erachten...also ich konnte mich nicht lieben, deshalb habe ich einen Beruf erlernt und ausgeübt, um anderen Menschen alle meine Liebe zu geben - Reinfall, weil es ne Einbahnstraße war - burnout)
Oder "liebe deine Feinde..." "wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, halte deine linke hin..." (Wenn Gott es will, dass ich dabei sterbe, habe ich nach seinem Willen gehandelt und werde das Paradies sehen)
Oder "die Frau sei dem Mann untertan..." ( habe fast 17 Jahre Gewalt in der Ehe erlebt, bis ich mich befreien konnte)
Oder "Lieben, bis dass der Tod euch scheidet"...(habe ich auch gebrochen, weil ich überleben wollte und dem Tod entflohen bin)
Oder Kinderlieder wie "Pass auf kleines Auge was du siehst, pass auf kleines Auge, was du siehst, denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich, pass auf kleines Auge, was du siehst". 2. Strophe "Pass auf kleines Ohr, was du hört...denn der Vater in dem Himmer schaut herab auf dich, pass auf kelines Ohr, was du hörst".
3. Strophe "Pass auf kleine Hand, was du tust....denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich, pass auf kleine Hand, was du tust"
4. Strophe "Pass auf kleiner Fuss wohin du gehst....denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich, pass auf kleiner Fuss, wohin du gehst..."
5. Strophe "Pass auf kleiner Mund, was du sprichst...denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich, pass auf kleiner Mund, was du sprichst.."
Schön mit Bewegungen untermalt, damit den Kindern und auch mir Spaß vermittelt werden sollte, ohne dass ich die Brisanz (im Alter von ca 2-5 Jahren wahrgenommen habe.
Erst später habe ich nur Angst gehabt, weil ich immer den strafenden über alles thronenden Gott, der alles bewacht und registriert über meinem Leben schweben sah...
Meine Mutter und andere Leiter der Sekte waren die verlängerten Arme Gottes...
Angepasst und gehorsam gegenüber Gott und den Leitern und vor allem meiner Mutter - ja, das passte genau da rein...
Die Angst, sich aufzulehnen oder etwas abzulehnen oder in Frage zu stellen, war UNMÖGLICH!!!
Wut hatte keinen Platz im Leben eines "heiligen Christen" - so auch nicht in mir!