Hallo zusammen,
hier lese ich immer wieder, dass die meisten von uns von dem Zwang des "Müssens" regiert werden.
Daher mal meine Ansicht zu dem Thema.
Um eins vorneweg zu nehmen. Jeder Mensch "muss", egal ob gesund oder krank. Ich habe den Eindruck, viele von euch verbinden dieses Wort unweigerlich mit einer Erkrankung. Alles wird zuviel und nur aufgrund einer Krankheit scheinen sie mit dieser Qual belastet zu sein.
Dem stimme ich jedoch nicht zu.
Unser Leben besteht nun mal aus Pflichten. Schon von klein auf "müssen" wir gewisse Dinge einfach tun.
Es ist einfach eine Einstellung, wie man damit umgeht. Jeder kann für sich die Stärke und Intensität dieses Wortes bestimmen (ausgenommen Menschen, die krankhaft an einem Zwang leiden).
Man kann sein Leben dadurch prägen, dass man alles "muss" oder einfach etwas als - meinetwegen auch etwas lästige - Selbstverständlichkeit sehen, die man erledigt.
Ein Freund arbeitet unheimlich gerne. Der ist nur glücklich, wenn er den ganzen Tag beschäftigt ist. Viele Sachen, die er freiwillig macht, bezeichnet er als "Pflicht", die er nach außen hin als lästig beschreibt. Da ich ihn kenne, weiß ich, dass er ohne diese Aufgaben gar nicht leben könnte. Es macht ihm Spaß. Aber er ist ein Typ, der sich gerne selbst darstellt und Mitleid erntet. Somit stellt er Hobbys als etwas da, was viele als lästige Pflicht empfinden.
Und durch diesen Freund habe ich meine Ansicht zu vielem verändert.
Denn für mich ist es so, dass ich für mich selbst bestimmen kann, wie lästig mir eine Aufgabe ist. Umso mehr ich darüber nachdenke, was ich erledigen "muss", umso schlechter und überforderter fühle ich mich. Mit der Zeit habe ich viele Dinge, vor denen ich früher Bauchweh hatte, einfach in meinen Alltag eingebaut und ich habe schnell gemerkt, dass dies überhaupt nicht mehr so schlimm ist.
Ich muss nun nicht mehr auf dem Heimweg beim Bäcker halten, sondern ich hole schnell Brot, weil es alle ist und ich gerne was zu essen haben möchte.
Ich muss nicht mehr früh aufstehen, sondern ich stehe einfach auf, wenns soweit ist und mache mir einfach die Traumvorstellung, an diesem Tag früher schlafen zu gehen, um leichter aus dem Bett zu kommen.
Umso mehr wir müssen, umso kleiner und überforderter fühlen wir uns. Wir sind dann von einer bösen Welt umgeben, die uns einfach keine Freiräume lässt.
Doch das ist nicht die Welt, das sind wir selber.
Jeder Mensch hat Sorgen und Probleme. Den einen sieht man es an, die anderen zeigen sie nicht. Aber ihr seid nicht alleine, denen das tägliche "Muss" zuviel wird. Jeder Mensch hat die Phase, in der er sich einfach überrollt fühlt. Überrollt von einer Welle des "Müssens" und der Pflichten.
Jeder entscheidet für sich, wie oft er unter diese Welle kommt.
Ich kenne euch hier alle nicht und daher werde ich eure Situation auch nicht beurteilen. Ich habe manchmal einfach den Eindruck, dass viele kleine Dinge zu großen Problemen machen. Habe ich auch gemacht. Doch das konnte ich irgendwann nicht mehr aushalten.
Immer nur "Müssen"??? Nein, irgendwann wollte ich nicht mehr. Und nun? ich habe sehr viele Pflichten und viel Verantwortung. Aber macht auch Spaß. Manche Sachen erledigt niemand gerne, aber manche kann man einfach in seinen Alltag einbauen, ohne sich soviele Gedanken zu machen.
Vielleicht helfen meine Worte dem ein oder anderen ;).
Gruß
DreiPunkte