So, jetzt aber... Gestern Abend bin ich nicht mehr dazu gekommen, Deinen zweiten Beitrag in Ruhe zu lesen.
Ich weiß, dass ich mich etwas daneben benommen habe, und eine simple Entschuldigung und Bitte um Verständnis nicht bei jedem Menschen ankommt.
Weißt Du was? Das ist für mich gar kein Thema mehr. Dass man mal etwas in den falschen Hals bekommt, sich angegriffen fühlt, obwohl dies nicht die Intention des Gegenübers war, und man überreagiert, ist menschlich. Das erlebt man auch in so ziemlich jedem anderen Forum, ganz gleich welchen thematischen Schwerpunkt es hat. Aber in einem Depressionsforum, in dem sich viele sensible Personen aufhalten, die alle nicht ohne Grund hier sind, sondern weil sie (psychische) Probleme haben, kann so etwas noch viel schneller passieren. Das ist nicht schön, kommt aber halt vor. Da sollte man nicht nachtragend sein, schon gar nicht wenn sich die Person bereits dafür entschuldigt hat.
Kommunikation ist eine vielschichtige, komplexe Sache, wenn man sie sich mal genauer ansieht. Es gibt so ein Modell, das besagt, dass man seinem Gegenüber mit jeder Äußerung mindestens vier Dinge mitteilt: eine Information, etwas über sich selbst, in welchem Verhältnis man zu seinem Gegenüber steht bzw. was man von ihm hält und etwas, was man mit jener Aussage erreichen möchte. Das ist erstmal nur die Seite des Senders, also von dem, der etwas sagt. Dazu kommt dann die Seite des Empfängers, der sich das anhört und das Gehörte interpretiert. Wie er diese vier Ebenen wahrnimmt, hängt von verschiedenen Faktoren ab und kann letztlich völlig anders aussehen, als es gemeint war. Ich schätze, es hängt u.a. auch (!) mit den Erfahrungen zusammen, die der Empfänger in seinem Leben gemacht hat; damit, dass er ein Muster erkennt und Erlebtes damit assoziiert; ebenso mit der seelischen Verfassung, in der er sich gerade befindet und inwieweit diese sein Denken beeinflusst.
Über diese vier Ebenen macht man sich keine oder kaum Gedanken, wenn man sich mit jemandem unterhält, aber sie sind trotzdem da – ganz automatisch. Manchmal sehr direkt, manchmal eher "zwischen den Zeilen". (Es gibt einen Begriff für dieses Modell, der mir gerade leider nicht mehr einfällt.) Die Intention einer Äußerung kann enorm von der Interpretation des Gegenübers abweichen und so kann es schnell zu Missverständnisse kommen. Völlig normal. Wenn man ohnehin neben der Spur ist, einen gerade vieles belastet, man generell eher misstrauisch ist oder in Selbstzweifeln festhängt (oder was auch immer – hier könnten noch hundert andere Dinge stehen), erst recht.
Darüber reden, sich damit auseinandersetzen, das ist der richtige Weg. Nur....meine Gefühllosigkeit steht mir dabei im Weg. Im realen Leben genau wie hier, in einem virtuellen Raum mit fremden Menschen.
Ja, genau. Das ist ein Weg, auf dem diese vier Ebenen genauer beleuchtet werden und der die Intention des Senders deutlich machen kann, genauso aber auch, warum es beim Empfänger "so und so" ankam. Da geht man dann auf eine sachliche Ebene der Kommunikation, auf der sich Missverständnisse leichter ausräumen lassen. Dass man das nicht immer kann und auch nicht immer will, halte ich aber – wie oben erwähnt – für menschlich.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu langweilig und theoretisch.^^ Ich finde den Blick auf dieses Modell einfach hilfreich, um Verständnis dafür aufbringen zu können, wenn mein Gegenüber z.B. (für mein Empfinden) zu heftig reagiert hat, unfreundlich wurde oder sich – gemessen an der Intention meiner Aussage bzw. hier: meines Beitrags) unangemessen verhalten hat; genauso aber auch, um bei mir selbst zu schauen, wo ich mich vielleicht nicht klar genug ausgedrückt habe, was evtl. zweideutig rüberkam, an welcher Stelle meine Wortwahl zu viel Spielraum für Interpretationen gelassen haben könnte usw.
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Ein Wort ist mir in Deinem Beitrag besonders aufgefallen: Gefühllosigkeit. Zugegeben: Da schwirrten plötzlich ein paar Fragezeichen über meinem Kopf herum. Gefühllos? Du? So nehme ich Dich nicht wahr. Daher stellt sich mir die Frage: BIST Du gefühllos oder MÖCHTEST Du (ggf. unbewusst) gefühllos sein? Emotionen wegschieben, nicht zu viel von seiner Gefühlswelt preisgeben, vor anderen keine oder möglichst wenig "Schwäche" zeigen – das halte ich für reinen Selbstschutz. Zum einen, um sich nicht verletzbar zu machen, zum anderen aus Angst vor den eigenen Gefühlen und davor, dass sie einen überrollen und man damit völlig überfordert sein könnte.
Ich kenne Dich nicht, daher beruht meine Wahrnehmung von Deiner Person einzig auf Deinen bisherigen Beiträgen hier. Vielleicht liege ich ganz weit daneben und vielleicht ist es Dir auch völlig egal, wie Dich irgendeine fremde Ina im Internet wahrnimmt. Wäre beides okay – dann ist es halt so. Ich möchte es Dir trotzdem schreiben: Auf mich wirkst Du nicht gefühllos. Ich sehe bei Dir eine tiefe Verzweiflung, viel (unterdrückte) Wut, ein hohes Maß an Frustration (die evtl. zum Teil für die Wut verantwortlich ist), Selbstzweifel und sogar Sehnsucht. Und ob Du es glaubst oder nicht: Ich sehe bei Dir auch eine Art von Liebe oder liebevoller Zuneigung und Rücksichtnahme – denn wäre die nicht vorhanden, würdest Du Dich nicht bemühen (unabhängig davon, ob es gelingt oder nicht!), dass Deine Kinder nicht so viel von alledem mitbekommen und auch Dein sonstiges Umfeld nicht damit zu belasten. Klar, das kann auch wieder Selbstschutz sein, aber so kommt es zumindest bei mir nicht an. Auch die Zeilen, die Du am Ende des Beitrags an mich gerichtet hast, zeugen von Wärme und dem Wunsch, mir ein gutes Gefühl und Trost zu schenken.
Das sind doch schon eine ganze Menge Gefühle. Wenn ich jetzt mal zum Ausgangspunkt zurückkehre und etwas weiterdenke:
Darüber reden, sich damit auseinandersetzen, das ist der richtige Weg. Nur....meine Gefühllosigkeit steht mir dabei im Weg.
Dann stellt sich mir die Frage: Ist es wirklich Gefühllosigkeit, die Dir im Wege steht? Oder ist es das auf Angst und Selbstschutzmechanismen beruhende Verdrängen / Ausblenden von Gefühlen, was Dich wirklich behindert, da diese den Weg (zumindest zu Anfang) nochmals erschweren und verlängern würden?
Es ist halb fünf und für heute Nacht soll es das von mir erstmal gewesen sein... Nur Gedankengänge, kein "Es stimmt nicht, was du sagst – es ist genau so, wie ich es hier jetzt geschrieben habe!". Wie gesagt: Wir kennen uns nicht und ich kann mit allem falsch liegen. Ich erwarte nicht, dass Du mir diese Fragen hier beantwortest. Vielleicht lohnt es sich aber für DICH, darüber nachzudenken, ob da etwas dran sein könnte. Wenn nur ein kleines Fünkchen Wahrheit / Realität darin steckt, könnte das Wissen darum bereits eine Veränderung Deines Weges bedeuten.
Liebe Grüße
Ina
PS: Ich hatte gesagt, dass ich Deinen Wunsch, nur mit gleichdenkenden Gästen zu kommunizieren, respektiere und mich hier daher nicht mehr zu Wort melden werde. Aber da Du mich direkt angesprochen hast, habe ich es doch getan. Wenn Dir das nicht recht oder irgendwie zu viel ist, brauchst Du es nur zu sagen, dann bin ich wieder "ruhig". Ich möchte mich und meine Gedanken niemandem aufdrängen, der sie nicht hören bzw. lesen möchte und nichts damit anfangen kann.