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[DreiPunkte]

Hallo Interessenten,

ich möchte einmal ein sehr schwieriges Thema ansprechen, da ich mir aufgrund eines aktuellen Falles hierrüber viele Gedanken gemacht habe.

Viele von euch berichten hier immer wieder, sie seien von ihren Eltern schwer misshandelt, vernachlässigt und gedemütigt worden.
Gleichzeitig schreiben viele von euch, dass ihr bis heute keinen guten bzw. keinen Kontakt zu euren Eltern habt.
Da bei den geschilderten Erlebnissen sicher zahlreiche Straftaten vorliegen, würde mich mal interessieren, ob ihr schon einmal daran gedacht habt, eure Eltern anzuzeigen und sie somit für ihr Getanes bestrafen lassen zu lassen.

Natürlich klingt das alles einfacher als es ist. Mir ist schon klar, dass hier ein gewaltiger Schritt nötig wäre.
Evtl. würde man den Eltern auch durch eine Unterbringung in gewisser Weise helfen, mit ihrer eigenen Vergangenheit klar zu kommen.

Inzwischen ist ein Fall abgeurteilt worden, in dem eine Mutter jahrelang geduldet hat, dass ihr Ehemann die gemeinsamen Kinder sexuell missbraucht und Gewalt gegen diese anwendet.
Betrachtet man die Taten, ist das Ergebnis ein schlechter Witz.
Andererseits beruht das Urteil auf der Lebensgeschichte der Mutter, welche angeblich ebenfalls Gewalt in ihrer Kindheit erlebt hat. Sie kennt es also nicht anders.

Mich würde einfach einmal eure Meinung als Betroffene interessieren.

Vielen Dank an diejenigen, die sich hierzu äußern möchten und können. Ich weiß, dass dies ein sehr schweres Thema ist und man sich hierbei nicht nur mit der Beziehung zu den eigenen Eltern, sondern auch mit derjenigen zu den evtl. vorhandenen eigenen Kindern auseinander setzen muss und einem daher sicher auch eigene Fehler auffallen. Daher kennzeichnete ich das Thema mit "Trigger", auch wenn es dies erst bei einem weiteren Schritt ist.

Ich freue mich auf eine gute sachliche Diskussion!

Gruß
...

[JustMe]

> ...eine gute sachliche Diskussion! <

Ich habe mir lange überlegt hierzu überhaupt etwas zu schreiben. Es wundert mich nicht, dass bisher niemand geantwortet hat. Das ist nämlich für Betroffene nicht möglich... (eine sachliche Diskussion zu diesem Thema). Überhaupt ist es schwer bis unmöglich für die allermeisten Betroffenen bestimmte Worte auch nur zu denken/auszusprechen und mir geht es genauso.

Ich schreibe auch erst (offline) Tagebuch mit persönlichen Gedanken und Gefühlen zu meiner Person seit meine Mutter tot ist.

Ja, ich habe früher mal daran gedacht meine Eltern anzuzeigen, aber es war so als ob ich mich selbst noch einmal spalten sollte und das musste ich schon viel zu oft in meinem Leben. Ich bin schon meine erste Lebenszeit im Heim nicht gut behandelt worden. Also war ich meinen Adoptiveltern immer dankbar dafür mich genommen zu haben. Ich habe aber auch nie Liebe für sie empfunden, sondern immer nur Abneigung, Ekel und als kleines Kind nachts diese ständige Todesangst. (Irgendwann hatte ich aber keine Angst mehr zu sterben, sondern es war mein größter Wunsch und einzige Hoffnung. Das hat sich bis heute nicht geändert.) Als Jugendliche war es dann abgrundtiefer Hass und ich habe mir auch keine Mühe gemacht den zu verstecken! Ich habe mich für viele Dinge gerächt, die sie mir angetan haben und mir dabei immer nur selbst geschadet, weil ich es eben nicht besser wusste zu dieser Zeit. Im Grunde hatte ich noch Glück, denn das Jugendamt (und später Gutachter) haben mir geglaubt und Hilfe angeboten. Aber ich wollte nicht wieder ins Heim. Also habe ich es dort ausgehalten bis ich ausziehen konnte. Die letzten Jahre waren es auch keine sexuellen Übergriffe mehr, sondern nur noch gewalttätige "Erziehungsmethoden"...  Meine Eltern anzeigen? Dann hätte ich auch sehr viele andere Menschen anzeigen müssen... einschließlich jeden meiner Ex-"Freunde". Völliger Quatsch für mich. Auch wenn ich solche Menschen wirklich bewundere und es auch für richtig und wichtig halte! (Ich habe aber noch nie jemanden gesehen, der dabei tatsächlich zu seinem Recht gekommen wäre. Stattdessen wird man dann Opfer der Medien und Gerüchteküche oder Menschen, die auch noch Profit aus der Sache schlagen wollen.) So was geht auch nur, wenn man irgendeinen Halt im Leben hat. Hatte ich nie.

Meine "Eltern" sind nun zum Glück tot. Die liegen beide anonym unter Gras und niemand wird je hinfahren um sich an sie zu erinnern.