Länger war ich nun nicht mehr hier, aber nachdem ich jetzt monatelang wieder alles in mich hinein gefressen hab, muss ich mit meinen Gedanken irgendwohin.
Ich fühle mich abgelehnt und unerwünscht. Von allen Menschen, denen ich begegne. Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich langweilig. Ich bin immer zu jedem nett, versuche jedem zu helfen. Vielleicht zu nett, zu hilfsbereit? Niemand hat Interesse daran, mit mir Zeit zu verbringen. Niemand fragt, wie es mir geht. Bei Treffen nie eingeladen. Andere planen ihren Abend gemeinsam und ich kriege nicht mal etwas davon mit. Obwohl doch, ich kriege es mit, aber mich fragt keiner. Wie Luft werde ich behandelt, als würde ich gar nicht existieren. In der Klasse waren anfangs fast alle neu (ich habe eine neue Ausbildung begonnen), kaum einer kannte sich. Nun kennen sich alle und man könnte denken, sie kennen sich schon ewig. Es wird sich jeden Morgen umarmt zur Begrüßung, es werden Gespräche geführt, als seien es seit Jahren die engsten Freunde. Alle haben sich gefunden, jeder hat irgendeine Bezugsperson, eine Freundin, jemanden mit dem er die Pausen verbringt oder die Zeit nach der Schule. Naja in den Pausen bin ich auch nicht allein, irgendjemand findet sich schon, zu dem man sich dazustellen kann. Aber wirklich dazu gehöre ich trotzdem nicht. Während sich andere verabreden für den Abend, merke ich immer mehr, wie alleine ich bin. Andere erzählen, mit wem sie sich alles getroffen haben in den Ferien, von ihren besten Freundinnen oder besten Kumpels. Und ich? Ich war alleine, bin alleine und werde es vermutlich auch immer sein. Ich gehöre einfach nirgendwo hin. In diese Welt passe ich scheinbar nicht rein, weil ich zu anders bin. Aber warum nur? Bin ich wirklich so seltsam? Ich bin doch auch nur ein ganz normaler Mensch. Der gemocht werden will, der anderen wichtig sein will. Jemandem etwas bedeuten, wie schön das wäre. Ich bin jedoch niemandem wichtig. Ich könnte von heute auf morgen verschwinden und es würde nicht mal ein Mensch merken. Meine Mitschülerin fragt mich, ob ich wieder komme, nachdem ich krank war, aber das einzige, was sie interessiert ist, dass ich sie wieder mit dem Auto mitnehme (wir machen eine Fahrgemeinschaft). Kein "wie gehts dir, gehts dir besser?". Kein "bist du wieder gesund?". Es ist allen völlig egal. Für mich als Person besteht kein Interesse. Ich bin egal. Ich bin einfach nur da, aber werde nicht wahrgenommen. Ich bin eine unscheinbare Existenz. Jeden Tag frage ich mich, warum ich überhaupt noch hier bin und von Tag zu Tag fällt es mir immer schwerer, diese Frage zu beantworten. Ich hab sowieso das Gefühl, dass ich nur noch vor mich hinlebe, in den Tag hinein. Die Autofahrten nach Hause, wenn ich mal wieder allein bin und niemand mitfährt, sind immer das schlimmste. Dann kreisen die Gedanken. Eine große innere Traurigkeit erfüllt mich und ich kämpfe mit den Tränen. Das Autofahren läuft dann nur noch vollautomatisch. Und leider erwische ich mich immer öfter bei dem Gedanken, was wäre wenn? Wenn das Lenkrad plötzlich verrissen wird, in eine Mauer, in einen Baum… Ja was wäre dann? Die Welt würde sich weiterdrehen, auch ohne mich. Jeden Morgen würde die Sonne erneut aufgehen und jeden Abend wieder unter. Und kein Mensch würde jemals mehr an diese unscheinbare Frau denken, die zwar da war, aber die niemand wahrnahm.
Meine Gedanken erschrecken mich selbst. Eigentlich will ich nicht aufgeben, ich will immer weiter machen, aber es fällt zunehmend schwer. Ich habe kaum noch einen Strohhalm an den ich mich klammern kann. Ich dachte, jetzt wo ich eine neue Ausbildung anfange wird alles besser, ich hatte endlich ein Ziel vor Augen. Stattdessen merke ich jetzt schon wieder, wie ich von allen gemieden werde. Geht es um Gruppenarbeiten wird sich extra von mir entfernt. Selbst wenn wir nur Partnerarbeiten machen sollen, setzt sich meine Banknachbarin von mir weg zu jemand anderen dazu und ich stehe mal wieder alleine da. Es macht mich so kaputt, dass ich scheinbar so ein schlechter Mensch bin, dass niemand etwas mit mir zu tun haben will.
Ich kann schon seit Monaten nicht mehr richtig abschalten, ständig kreisen die Gedanken in meinem Kopf. Ich wache früh auf und es geht mir nicht gut, ich bin einfach nur noch traurig und könnte manchmal von einem auf den anderen Moment heulen... Außerdem bin ich ständig krank in letzter Zeit. Allein innerhalb der letzten zwei Monate hatte ich 2 Erkältungen, die mich so fertig gemacht haben mit Fieber und allen drum und dran. Und gerade eben sitze ich auch wieder mit Schmerzmitteln vollgepumpt zu Hause, weil es mich schon wieder erwischt hat. Ich habe das Gefühl, mein Körper ist durch die psychische Belastung so sehr geschwächt, dass er es nicht mehr schafft gegen irgendwelche Viren/Bakterien anzukommen. Eigentlich sollte man auf die Warnsignale seines Körpers hören, aber ich weiß einfach nicht was ich machen soll. Ich will endlich mal etwas erreichen in meinem Leben, aber durch diese verdammte Depression wird es mir mal wieder schwer gemacht. Und die äußeren Umstände in der Klasse machen das ganze nicht gerade einfacher. Ich bin schon wieder so verzweifelt... Warum kann ich nicht einfach normal sein? Ein normales glückliches Leben führen so wie alle anderen auch? Ich wünsche mir nichts mehr, als endlich ein geregeltes Leben zu führen, ohne Depressionen, ohne Ängste vor der Zukunft, ohne ständige Ablehnung von allen Mitmenschen... Das wäre mein größter Wunsch.