Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

Allgemeines Nur-Ruhe Forum => Nur-Ruhe - Einfach nur Ruhe! => Thema gestartet von: Stachel am 27 Juni 2012, 12:11:21

Titel: Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 27 Juni 2012, 12:11:21
Hallo ich bin neu hier. Ich habe mich auch mehr aus Verzweiflung angemeldet, da ich niemanden zum Reden habe.
Ich lese fast immer, wenn jemand schreibt, es geht ihm schlecht, dass derjenige Hilfe suchen soll, echte Freunde würden zuhören, man soll einen Arzt aufsuchen etc...
Ich leide seit Jahren an wiederkehrenden Depressionen, ich war auch bei Ärzten, ich war nie in einer richtigen Therapie weil niemand sich zuständig fühlte. Ich wurde von a nach b geschickt, soll eine LIste von Therapeuten abtelefonieren und mich dort auf die Warteliste setzen lassen, ich fange wann immer ich mich wieder aufraffen kann zu einem Arzt, Psychologen oder wohin auch immer zu gehen, bei null an, muss wildfremden Menschen mein Innerstes auftischen und bekomme nach dem ersten Gespräch gesagt, man habe keinen Platz frei nur Gruppe oder weiss der Geier was.

Ich mache daher alles mit mir alleine aus, ich habe keine Feunde mehr denen ich mein Leid klagen kann. Ich habe mich von allen abgegrenzt, ich gehe arbeiten und dann nach Hause, habe einen Hund und eine Katze und das war es. Weder Familie noch mein restliches Umfeld wissen Bescheid und nach den bisherigen Erfahrungen mit Offenbarungen soll das jetzt auch so bleiben.

Ich rappel mich immer wieder auf, halte irgendwie durch, bin nie länger als 3-4 Wochen krank geschrieben und das auch max. 1 mal im Jahr...

Jetzt kommt / bzw. ist der nächste Schub da. Er kriecht seit Wochen langsam heran, seit ner Woche schlafe ich viel, eigentlich dauernd, und heute konnte ich zu, ersten Mal seit langer Zeit deswegen nicht arbeiten gehen. Ich konnte nicht aufstehen.

Es geht vorbei, aber wo es so ist wie heute, da habe ich keine Lust mehr, da frage ich mich, was das für ein Leben ist. Ich bin so dermaßen alleine, dass ich mir selbst zu viel bin. Ich ertrage mich nicht mehr und ich bin nicht in der Lage, gezielt Hilfe zu suchen. Ich kann auch mit niemandem richtig reden, selbst wenn es jemand anbietet schaffe ich es nicht zu sagen, ja bitte, ich muss unbedingt reden. Ich will andere nicht mit meinem Seelenmüll belasten. Aber so wie es ist kann es nicht bleiben, manchmal wünsche ich mir, jemand wird darauf aufmerksam und schüttelt mich und dann kommt irgendwie alles in Gang.

Wie soll ich denn wenn es mir schlecht geht gezielt nach Hilfe suchen und Therapeuten anrufen, da bin ich froh wenn ich mit dem Hund raus gehe und mich selbst irgendwie gerade halte? Ich habe eine Maske auf wenn ich arbeiten bin, bin fröhlich, witzig und komme mit allen gut aus. Meine Arbeit schaffe ich nicht, alles türmt sich und die Rückstände werden immer mehr. Auch da keine Hilfe in Sicht.

Alles so dermaßen sinnlos...
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Deja am 27 Juni 2012, 13:10:27
*SCHÜTTEL*

hallo Stachel

ich weiß, es langweilt dich und du wirst es wohl gleich wieder ausblenden. Ein Forum ist kein Erstz für eine Therapie und professionelle Betreuung. Ich sag das nicht, um dich zu ärgern sondern weil es eine Tatsache ist. Solange du dich nicht aufraffst, dich auf eine Warteliste setzen zu lassen, dich medizinisch begleiten zu lassen und sozialtechnisch unterstützen zu lassen, wirst du dich ewig in deinem Strudel weiterdrehen.

Es gibt in vielen Kliniken die Möglichkeit, in eine Tagesklinik zu gehen. Ich nehme an, du verdrehst die Augen? :-)
Dort wirst du als Notfall von heute auf morgen aufgenommen oder du kannst jederzeit auf eine psychiatrische Station gehen. Dazu mußt du nur in das nächstgelegen KH in die Notaufnahme gehen und sagen, wie schlecht es dir geht.

Also, was ich damit sagen will, ist, es gibt Alternativen und aus eigener Erfahrung weiß ich, daß man dies alles erst macht, wenn es einem so dreckig geht, daß man gar nicht mehr will und kann.

Hier geht es den meisten so wie dir und du bist damit nicht allein. Das kann ein erster Schritt sein aber es ist nicht der Weg, um aus der Depression herauszufinden.

lg yogurette.....für Fragen jederzeit ansprechbar
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: silke1706 am 27 Juni 2012, 15:07:22
Also ich kann Dich voll und ganz verstehen. Denke zu wissen, wie Du tickst.
Vielleicht weil es mir genauso geht? Ich war immer für alle da, habe immer gespürt, wenn was nicht in Ordnung war- und habe versucht zu helfen.
Dann bekam auch ich durch eine Beziehung Probleme, die mein ganzes Leben veränderten. Im letzten Jahr hat sich das enorm verschlechtert. Auch ich spiele mein Spiel, setze auf Arbeit meine Maske auf und bin die, die ich gar nicht bin. Das mit dem Freundeskreis ist irgendwie zerbrochen, ich wollte mich nicht immer rechtfertigen, wenn es mir nicht gut ging. Geburtstage und solche Dinge habe ich abgeblockt, weil ich nicht mal mehr die Mittel für ne kleine Aufmerksamkeit hatte, manchmal war nicht mal Geld für Sprit drin, um überhaupt hinzukommen. Also schnell ne SMS oder nen Anruf und das wars dann!
In der ganzen Zeit kam keiner mal auf die Idee zu fragen, was denn los ist, es wurde einfach hingenommen, das ich nicht mehr da bin.
Nun bin ich allein. Gerade die letzten Wochen wird es mir bewußt. Arbeiten, Schlafen...sonst nix. Kein Interesse an nichts, kein Schwung und Elan mal irgendwas "besonderes" im Haushalt zu erledigen - nur das Nötigste! Ich verkrieche mich in der Vergangenheit und in Erinnerungen, die Gedanken daran, dem allem ein Ende zu setzen, kommen regelmäßig.

Ich wünsche mir auch, das jemand da wär, der mich an die Hand nimmt, der für mich da ist, ohne, das ich ihn bitte. Ich wünsche mir, das Gefühl zu haben, nicht allein zu sein.
Ich habe auch schon drüber nachgedacht, deswegen einen Arzt aufzusuchen, aber was soll der helfen? Ne Therapie? Und dann? Ich bin auf das Geld angewiesen, was ich verdiene, kann nicht für längere Zeit ausfallen, das würde mich finanziell noch mehr ruinieren.
Ich habe jetzt die 2. Woche Urlaub, es gab Tage, da bin ich gar nicht aufgestanden. Ich hatte Geburtstag, ich hab das Telefon ausgemacht, ich wollte nichts sehen und nichts hören. Ich verkrieche mich und fühle mich so am wohlsten.
Aber manchmal denke ich eben auch, das es das nicht sein kann. Aber was tun?
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Epines am 27 Juni 2012, 17:55:01
Hallo Silke

Die Arbeit nicht zu verlieren ist in der Tat etwas sehr wichtiges, aber trotzdem solltest du versuchen dir helfen zu lassen. Wenn du keine Therapie machen möchtest würde ich dir eine Selbsthilfegruppe empfehlen. In den meisten Städten existieren solche und persönlich habe ich mich da am besten aufgehoben und unterstützt gefühlt. Man lernt neue Leute kennen die vielleicht Freunde werden und man muss sich nicht für alles rechtfertigen und kann offen reden und wird verstanden.

Das mit den Freunden ist immer so eine Sache, wenn man sich nicht mehr meldet entsteht der Eindruck man selbst habe kein Interesse mehr. Wenn es wirklich Leute sind die einem wertvoll erscheinen, sollte man sie auch darüber aufklären warum man keinen Kontakt haben kann. Sie verstehen dann auch besser, dass  keine Kohle für Geschenke, oder sogar kein Sprit wirklich ein akutes Problem ist.

Ich selbst mag Einladungen zu Geburtstagen auch nicht besonders. Bei mir liegt es allerdings nicht daran, dass ich kein Geld für ein Geschenk hätte, sondern eher daran, dass ich keinerlei Ambitionen habe stundenlang in Geschäften herum zu laufen um irgend etwas zu kaufen, darum habe ich oft auch Einladungen abgelehnt. Mit der Zeit wird man  nicht mehr eingeladen und Logo denken die anderen, die ja die Gründe nicht kennen, dass man sie aus irgend einem unbekannten Grund ablehnt.

Wenn dir an den Freunden also etwas liegt, dann solltest du selber aktiv werden und sie einfach einmal anrufen und klar sagen was mit dir los ist. Gerade gute Freunde sollten dies auch wissen.

"Wie soll ich denn wenn es mir schlecht geht gezielt nach Hilfe suchen und Therapeuten anrufen.."

Natürlich geht es schlechter wenn man ganz down ist, dann ist um Hilfe zu suchen wesentlich schwieriger und wenn es einem dann wieder besser geht, sieht man keinen Handlungsbedarf, bis zum nächsten Mal...

Du schreibst, dass du 2 Wochen Urlaub hast, versuch doch mal in dieser Zeit etwas für dich zu tun und finde einen Therapeuten und ruf deine alten Freunde an, ich bin überzeugt sie haben dich nicht vergessen, sondern denken immer noch oft an dich und fragen sich was du wohl machst und wie es dir geht.

Um herauszufinden ob ein Therapeut dir helfen kann oder nicht, musst du wohl oder Übel einen suchen. Ich würde es auf jeden Fall in Angriff nehmen.

Viel Kraft und alles Liebe
Epines
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 27 Juni 2012, 18:39:50
Also mir ist schon klar, dass ein Forum kein Ersatz für eine Therapie sein kann, das erwarte ich auch gar nicht. Aber mein Problem ist, dass ich ja bisher immer alleine aus der Misere raus kam, und nun zu Zeiten wo es mir gut geht, nicht zu einem Psychlogen gehe und da mein Elend ausbreite weil mir das in dem Mom zu doof erscheint. Ich bin zu Zeiten wo es mir gut geht weder eine Heulsuse noch ein Mäuschen, ich sage meine Meinung und bin nicht auf den Kopf gefallen, daher bin ich dann nicht in der Lage, jemanden wildfremdes so nah an mich ran zu lassen, indem ich ihm mein Seelenleid klage. In diesem guten Zeiten verstehe ich auch nie, wie es so weit kommen konnte, dass ich hier oder dort einen Termin gemacht habe und nach der letzten Erfahrung mit so einer Praxis habe ich auch entschieden, dass dies der letzte Versuch war. Ich ging dort nämlich zu einer Zeit hin, wo es mir besser ging, der Termin war ja 2 Monate nachdem ich so schlecht dran war erst zu bekommen, und kam mir vor wie ein Dummchen, das alleine nichts geregelt bekommt. Ich sass in einem Wartezimmer mit anderen Patienten und wollte einfach nicht "dazu" gehören.
Es ist nicht richtig, ich weiss das, ich muss Hilfe haben aber in meinem Kopf sitzt ein "Männchen" was mir immer wieder sagt: was sollen dir andere helfen können, wenn du es nicht selbst kannst? was soll ein wildfremder Arzt oder Psychologe machen können, was du nich auch alleine schaffen kannst?
Versteht ihr was ich meine? Ich erwarte hier in einem Forum keine Heilung, aber vielleicht hat hier einer ähnliches erlebt und ebenso gedacht wie ich und doch die Kurve bekommen und kann mir einen Rat geben.
Ich denke auch nicht übers aufgeben nach, aber oft über die Sinnlosigkeit des Daseins, wenn ich am Ende doch irgendwann sterbe...wofür lebe ich denn dann überhaupt? Und ist es nicht egal wie ich lebe? Kann ich nicht dann in meinem Leben einfach machen was ich will ohne an diesem ätzdenen System teilnehmen zu müssen?
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Deja am 27 Juni 2012, 21:06:38
Solange du so denkst, wie du noch denkst, wird sich nix ändern. Auch wenn dir das System nicht paßt, es ist nun aber mal so. Niemand zwingt dich, daran teilzuhaben aber dann beschwer dich nicht. Bist du bereit auf deinen Wohlstand zu verzichten? Auf den Standard, den du dir erschaffen hast? Willst du, daß es dir besser geht oder willst du vor dich hinvegetieren? Wie lebenswert ist ein Leben, was man allein und einsam führen muß, weil eine Krankheit einen dazu zwingt? Willst du das es so bleibt oder willst du etwas ändern?

Wenn ja, da tu was. Wenn nein, akzeptier es. Das System wartet nicht auf Menschen wie uns also müssen wir uns das holen, was uns in diesem ätzenden System überhaupt noch zusteht.

Ich kenne das Männchen gut genug, um dir zu sagen, daß es ein fieses, gemeines, hinterhältiges Männchen ist, was dich in deinen Symptomen gefangen halten will. Um es zu besiegen, muß man leider erst richtig im Dreck liegen. Zu groß die Angst, vor dem, was da kommt.

Vlt bist du noch nicht soweit. Kann alles sein. Hier haben wohl mind 90% ähnliches erlebt. Soviele Erfahrungen, soviele Meinungen. Wir können dir unsere Erfahrungen mitteilen. Machen mußt du sie selber.

lg
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Epines am 28 Juni 2012, 02:25:37
mein Beitrag galt natürlich Stachel nicht Silke, sorry :-)
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 28 Juni 2012, 20:34:12
Yogurette du hast so sehr recht.

Heute war eigentlich ein guter Tag. 500% Steigerung zu gestern und heute habe ich nicht nur zu Hause einige Dinge erledigt die liegen geblieben waren sondern auch den Weg zu einer Kollegin gemacht die sich kürzlich angeboten hatte, dass ich mit ihr reden kann weil sie mitbekommen hatte, das ich grad "komisch" bin. Ich hab also heute nachmittag dann das Gespräch gesucht, einfach so ohne große Vorgeschichte. Sie hat mich auch darin bestärkt, endlich eine richtige "Problemlösung" zu suchen und nicht mehr einfach nur zu warten, dass es vorbei geht. Da ich ja mehrere Versuche eine Therapie zu machen gestartet hatte und diese immer wieder abgebrochen habe, hat sie mich ermutigt dort anzusetzen, wo ich mich seinerzeit am besten aufgehoben fühlte, beim sozialpsych. Dienst.
Da ich mich nicht krank schreiben lassen will und meine Rückstände irgendwie in den Griff bekommen muss anstatt neue anzuhäufen, muss ich versuchen die Arbeit und die Gespräche dort zusammen zu schaffen.
Ich hab auch durch die Dinge die ich heute erledigt habe einen Auftrieb bemerkt und war völlig erstaunt, dass ich den Weg zu ihr gemacht habe.
Aber das war gut. Es war schon gut, dass jemand zugehört hat.
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Deja am 28 Juni 2012, 21:12:33
Hallo Stachel

hey, wat n Anfang....:-)

Ich kenne deine persönliche Situation nicht aber ich denke, daß du den wichtigsten Schritt gemacht hast. Sich jemandem öffnen und nach Wegen suchen. Sich darin bestärken lassen, daß es wichtig ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Therapien abzubrechen ist nichts Ungewöhnliches und darf einen nicht davon abhalten, immer wieder zu versuchen, seinen Weg zu gehen.

Das ist alles nicht leicht, jeder hier weiß das nur zu gut. Vlt kannst du sie fragen, ob sie mit dir gemeinsam einen Termin machen kann, der Griff zum Hörer fällt immer schwer. Laß dich auf jeden Fall nicht von deinem momentanen Auftrieb davon abhalten. Genieße ihn und bleib dran, damit du abgesichert bist, wenns wieder abwärts geht.

lg yogu
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 29 Juni 2012, 17:44:03
Hi Yogu,

also die Person der ich mich anvertraut habe ist zwar eine nette Kollegin der ich vom Typ her voll vertraue, dass diese Dinge bei ihr bleiben, aber dennoch niemand, den ich nun in die Situation bringen will, sich für irgendwas verpflichtet zu fühlen. Ich war froh, mit ihr gesprochen zu haben aber ich will sowas auch nicht dauernd, dann läuft es darauf hinaus, dass ich meinen Müll bei jemandem ablade, vielleicht später in meiner schlimmsten Phase dort für Unwohlsein sorge und damit dann jemanden der es gut meint in Bedrängnis bringe. Ich schätze sie sehr, sie ist älter als ich und hat eine sehr angenehme Art, Dinge vorsichtig anzusprechen aber eben auch gerade heraus zu sagen ohne um den heissen Brei zu reden. Sie weiss sehr viel, ich schätze Menschen die viel wissen und ihren eigenen Weg machen, zielstrebig und dennoch nicht den Blick für andere verlieren. Dazu gehört sie. Ich kann auch nicht sagen, warum ich gerade ihr davon berichtet habe, aber dennoch war es nicht falsch. Ich habe aber Angst, sie mit zu viel zu belasten, und ich selbst kann zu guten Zeiten ständiges gejammer von anderen leuten nicht ertragen. Ich will genauswenig jemand sein, der immer nur jammert und nicht selbst mal was tut.
Versteht ihr was ich meine?
Ich kann nicht 10 Mal zu jemandem gehen und sagen: bah geht mir so schlecht, ich komm nicht klar! , bekomme Ratschläge und nehme sie nicht an und sitze dann ein 11. Mal da und jammer die gleiche Platte.
Niemand will sich mit Menschen umgeben die schwach sind und nicht klar kommen, weil man selbst davon runter gezogen wird. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen, und manche tun das klaglos und einige eben laut. Ich möchte nicht zu den nur lauten gehören, ich kann nur diese Hilfe in Form eines Gespräches annehmen, wenn ich bereit bin, Hilfe in Form von Ratschlägen dann auch umzusetzen. Und vielleicht war es richtig, sie als "Hilfe" anzunehmen, weil ich vor ihr bestehen will und es schaffen will. Weil sie eben diese gewisse Stärke ausstrahlt die ich an mir im Mom vermisse. Ich habe mich mit dem Gespräch auch etwas in Zugzwang gesetzt.

Heute habe ich dann den soz.psych. Dienst angerufen aber die Dame war nicht da, die Termine macht. Also muss ich den Antrieb am Mo nochmal zeigen, und dort anrufen. Ich hoffe, sofern jetzt wirklich der Antrieb so bleibt wie heute (nicht sehr gut aber mind. befriedigend) , dass ich diese Gespräche dort wahrnehme und evtl. dann mal auf den richtigen Weg (Therapie) gebracht werde. Ich weiß nicht was bei mir los ist, dass es so ist wie es ist, aber vielleicht findet sich in einer Therapie wirklich was verborgenes was ich nicht als "Problem" abgespeichert habe.
Ich frage mich immer, was bei mir der Grund sein kann, für diese Sache. Ich zähle nicht zu denen die als Kind mißhandelt wurden, habe keine gewaltsamen Übergriffe erlebt, ich lebe alleine und habe einen relativ guten Job mit dessen Gehalt ich alleine sehr gut leben kann. Es gibt nichts dramatisches in meinem Leben, womit ich diese Krankheit erklären kann. Ich verstehe es einfach nicht. Ich bin, wenn es mir gut geht, nicht in der Lage nachzuvollziehen, wie es dazu kommen kann, dass mich etwas nicht aufstehen lässt oder wie mich etwas dazu bringt, beim Anblick von einem Korb Wäsche loszuheulen weil ich seit Tagen nicht in der Lage bin den in den Keller zur Waschmaschine zu tragen und anzustellen. Es will in meinen Kopf nicht rein, was mich da so lähmt. Und wenn es mir gut geht bin ich davon überzeugt, dass es nie wieder dazu kommen wird und ich beim nächsten Mal stärker bin. Tja...komisch, Mittwoch lag ich heulend auf der Couch und heute schwinge ich hier große Reden. Heute geht es mir auch nicht besonders schlecht.

Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Deja am 29 Juni 2012, 20:51:58
Hey Stachel

immer langsam mit die jungen Pferde....:-))

Also zuerstmal möchte ich dir sagen, daß ich nachvollziehen kann, daß du dich unter Strom fühlst, weil du mit deiner Kollegin geredet hast. Ich weiß, wie sich das anfühlt und ich weiß, daß es nichts nützt, dich davon zu überzeugen, daß das es nicht der Realität entspricht. Ich bin mir 100% sicher, daß deine Kollegin, so wie du sie beschreibst, sehr einfühlsam ist und nicht mir dir gesprochen hätte, wenn du ihr egal wärst. Das Problem an dieser verschissenen -sry- Erkrankung ist, daß nur der Betroffene selbst das als Belastung sieht, die er anderen damit aufbürdet. Man kann einfach nicht sehen, daß es Menschen gibt, die es gut mit einem meinen, um es mal in dieser Form auszudrücken.
Das kommt daher, weil man sich selber als Belastung empfindet und das auf die anderen projiziert.
Ich weiß aus meiner heutigen Erfahrung, daß es u.a. diese verzerrte subjektive Wahrnehmung der Realität ist, die das ganze immer tiefer in den Angrund treibt. Man hat einen Tunnelblick, man sieht nichts mehr um sich herum, man kann es nicht.
Und die Angst, daß andere das erkennen, läßt einen häufig sogar verbal entgleisen und in den schlimmsten Zeiten schlägt man mit Worten um sich als gäbs kein Morgen mehr.
Das gehört leider dazu. So werden Freunde immer weniger, niemand versteht, was das Gegenüber von einem möchte und man zieht sich immer mehr zurück. Keine Lust mehr auf die ewigen Rechtfertigungen und Erklärungen, die der andere doch nicht begreifen kann, denn diese Symptome kann man erst begreifen, wenn man sie selbst durchlebt.

Weißt du, ich glaube nicht, daß du jemand bist, der jammert und quengelt. Ich glaube, du bist verwurzelt darin, daß du denkst, du hast gar nicht das Recht dazu. Du willst immer stark sein, immer bestehen vor allen und bloß keine Schwäche zeigen. Aber so ist das Leben nicht, verstehst du? Das Leben nicht und kein Mensch kann das schaffen. Aber soweit bist du noch nicht.

Es geht nicht darum, ob du als Kind mißhandelt, mißbraucht oder gequält worden bist. Du bist krank, du hast eine Depression und es geht zuerst mal darum, wie ausgeprägt diese ist und wie sie behandelt werden kann. Es gibt zig verschiedene Arten von Depressionen und es wird sich im Verlauf der Therapie herausstellen, was bei dir los ist. Du hast scheinbar starke Stimmungsschwankungen und achje, allein dafür gibts so einige Diagnosen. Hier ist wirklich der Weg das Ziel und iwo in dir ist etwas, was ausbrechen möchte aber noch nicht weiß, wie das funktionieren kann.

Ich möchte dich nicht unter Druck setzen, es ist alles allein dein Weg aber ich würde es super finden, wenn du es schaffen würdest, am Montag nochmal dort anzurufen. Mach es so, wie du das für dich bewältigen kannst, niemand kann dir reinreden.

lg yogu

Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 29 Juni 2012, 22:15:08
Danke, dass Du Dir Zeit nimmst für mich :-)

Ja, ich schätze ich bin jemand, der stark sein will und alles alleine schaffen will. Ich lebe seit 14 Jahren alleine, seit 14 Jahren muss ich alles alleine bewältigen und ich schaffe es immer irgendwie. Andere müssen das auch, andere haben es schwerer und jammern nicht, also will auch ich nicht jammern. Als diese Phasen anfingen, ich kann nicht mehr sagen wann das genau war, aber es hängt zeitlich alles irgendwo bei der Trennung von meinem damaligen Partner und insgesamt an zwei sehr schwierigen Beziehungen die zu Ende gingen, hatte ich Freunde die diese schweren Zeiten mitbekommen haben. Zwei Freundinnen haben sehr intensiv mitbekommen, wie diese Trennung meinen Selbsterhaltungstrieb ausser Kraft gesetzt hat und wie sehr ich mich selbst gegängelt habe damals. Ich war nie ein Partylöwe aber ab und an weggehen war schon drin. Das hörte aber völlig auf, ich machte auf drängen hin immer Termine aus wo ich mit weggehen wollte und sagte kurz vorher ab, dieses "jetzt sind wir alle aber geschminkt und fröhlich" war mir zuwider, es trieb mich in pure Verzweiflung und wo andere vor dem Kleiderschrank stehen und nicht wissen was sie anziehen sollen, stand ich da und überlegte eine neue Ausrede nach der anderen. Irgendwann fragte verständlicherweise niemand mehr und das war auch gut so. Ich hasse weggehen, noch heute. Eine Freundin, mit der könnte ich auch heute noch reden, aber sie wohnt nicht mehr in der Stadt, hat geheiratet und zwei Kinder, Job und Haus. Da fühle ich mich auch nicht wohl, ihr die Ohren vollzujammern. Ich bring das nicht, weil sich seit Jahren nichts ändert an diesen Episoden. Ich tue nichts, dass es aufhört (Therapie) und somit denke ich habe ich kein Recht, zu jammern. Denn die Ratschläge, mir professionell helfen zu lassen, gab es damals schon. Und die Ansätze waren auch da aber ich habe nichts zu Ende gebracht weil ich in guten Phasen meine, ich brauche das nicht.
Und so habe ich heute zwar noch einige Bekannte, auch für das ein oder andere tiefsinnige Gespräch aber mein innerstes behalte ich bei mir. Meistens eben. Und ich bin schon ziemlich am Ende wenn ich zwischen schlechten Tagen dann wirklich wieder anfange, nach Hilfe zu suchen, so wie jetzt. Ich hoffe auch, dass ich am Montag da anrufe, ich schätze schon, dass ich das tue denn die letzten Wochen waren in jeder Hinsicht sehr kräftezehrend und haben auch sehr beeindruckend gezeigt, wie fies diese Krankheit plötzlich wieder ranschleicht und zuschlägt. Und dann habe ich eben nichts mehr im Griff.

Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Deja am 30 Juni 2012, 16:24:45
Hallo Stachel

bitte, gern. Jederzeit. Wenn man weiß, wie die Uhren in der Depression ticken, dann weiß man auch, wie unendlich schwer man sich tut, Hilfe zu holen, in Anspruch zu nehmen. Jeder, der ein gebrochenes Bein hat geht zum Arzt. Jeder, der Bauchschmerzen hat, will sich helfen lassen.
Nur wir, wir machen das eben nicht. Ein Hoch auf uns!

Ich lebe auch ohne Partner, sehr lange schon. Früher dachte ich, ok, ich wills ja nicht. Heute weiß ich, 13Jahre später, ich w
ollte es nicht, weil ich es nicht konnte. Und das wußte ich bis vor kurzem noch gar nicht. Heute weiß ich zwar auch noch nicht, ob ich es jemals können werde aber auf jeden Fall weiß ich, daß ich mir 13Jahre etwas vorgemacht habe.

All das, was du beschreibst kenn ich zur Genüge. Ich war früher so gern unterwegs am WE, auf Arbeit hab ich für gute Laune gesorgt, für alle bin ich gerannt- nur für mich nicht. Blind wie ein Maulwurf hab ich alle Erwartungen und Wünsche erfüllt, seitens der Familie, seitens der Chefs- ich war brav und meine Schultern wurden immer breiter, je mehr Menschen sich darauf abluden. Und ich?
Ich war stolz darauf, ich hab mich mega gefühlt, wenn ich wieder alles wuppen konnte. Ich hab nicht bemerkt, wie ich dabei langsam aber mit aller Gewalt vor die Hunde ging.

Der Schalter setzte sich um, als ich vor 5Jahren verlassen wurde. Einfach so, ohne Worte. Es folgten schreckliche Jahre bis jetzt. Im Oktober wurde ich das 2.Mal auf diese Art und Weise "verlassen". Ich hab diesen Menschen hier kennengelernt, wir haben 2Jahre mehr als intensiv gechattet etcpp. Freundschaftlich. Plötzlich im Oktober ein phänomenales "Ciao" und ich dachte, die Welt stürzt ein. 
Wir befinden uns hier in einem sehr speziellen Forum, die Person hat sehr unter solchen Gedanken gelitten und nun? Weg. Zack, als hätte es das alles nie gegeben. Das hat alles, was ich bis dahin erkämpft hatte, runtergerissen. Wem sollte ich davon erzählen? Jeder in meinem realen Umfeld hat den Kopf geschüttelt und mir nen Vogel gezeigt.

Jetzt war ich 3Monate in der Tagesklinik. Das hat mich ne Menge Kraft gekostet, es hat geschlaucht ohne Ende und ich bin mit dem konfrontiert worden, was ich so verabscheue. Familie, Haus, Kinder etc. Ich dachte, ich müsse Amok laufen, ich müsse alles abbrechen- so wie ich es jahrelang vorher getan hatte. Wenn ich merkte, daß jemand Rückhalt in der Familie oder bei Freunden hat, dann bin regelrecht ausgetickt. Ich konnte/ wollte nicht begreifen, was Menschen daran finden.
Erst während dieser 3Monate hab ich verstanden, daß ich mir das, was diese Menschen haben, so sehr wünsche, daß es mich physisch und psychisch quält anderen bei ihrem Glück zuzusehen.

Gerade weil du wie Tiefgründiges in dir trägst, mit dem du andere nicht belasten möchtest, ist es umso wichtiger, daß du eine Therapie machst. Es ist nicht normal und nicht gesund, seit 14J allein zuleben. Genau wie ich seit 13J. Es ist nicht normal und gesund, daß auch du alles allein bewältigen und schaffen mußt.
Deine Einstellung, daß andere es auch schwer haben- bringt die dich weiter? Denken die anderen darüber nach, wie schwer du es allein hast seit 14J? Nimmt jemand Rücksicht auf deine Belange? Sagt jemand zu dir, Hallo Stachel, es tut mir leid, daß es dir schlecht geht, komm ich nehm dich an die Hand und wir kriegen das wieder hin?

Du denkst immer nur an das Wohl der anderen und dabei befindest du dich mittendrin im depressiven Getümmel. Und natürlich hast du dann nichts mehr im Griff. Niemand von uns hat das.

lg  yogu
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 30 Juni 2012, 22:12:51
Na ja, mein Vater sagt immer: was Dich nicht umbringt macht Dich hart und genauso ist es auch wie ich lebe. Was mich nicht umbringt macht mich hart und da ich immer und immer alles geschafft habe irgendwie, hat es mich nach aussen hin immer härter gemacht. Ich habe mit der Zeit verlernt zu sagen: es geht mir schlechtm weil ich gemerkt habe, dass es niemanden wirkloich interessiert wenn ich es sage. Es sind Floskeln, Standard-Geplänkel wenn du jemanden triffst den du evtl. länger nicht gesehen hast und er sagt sofort: hey....na wie geht es Dir? Immer öfter denke ich dabei: es interessiert dich nicht wirklich, denn dann würdest du nicht warten bis du jemanden zufällig triffst um diese Frage zu stellen. Und immer öfter erwische ich mich dabei (weil ich mich beobachte) wie ich lüge. Auf die Frage gibt es fast in jeder Lebenslage bei mir die Standard-Anwtort: Gut und selbst?  Und dabei geht es weder immer gut noch interessiert mich wie es dem anderen geht. Es sei denn es ist ein besonderer Mensch in meinem Leben und da sage ich dann auch wirklich wie es mir geht und frage auch ehrlich nach. Selbst innerhalb der Familie gibt es Floskeln, Geplänkel und Worthülsen um Gespräche zu überstehen wenn es grad nicht gut ist.

Und alleine leben: ich bin vor 14 Jahren mit jemandem zusammen gezogen, dann die Trennung und ich habe sofort jemanden neues kennengelernt bzw. kannte ihn schon. Wir waren dann fast 4 Jahre zusammen (getrennte Wohnungen)  mit mehr Tiefen als Höhen und ich habe mich so daran geklammert, dass es irgendwie klappen muss, dass ich den Blick für mich, die Realität und den Kummer den ich uns beiden damit zugfügt habe verloren habe. Und bei allem nachdenken, wo die schwerste Phase meines Lebens lag komme ich immer an den Punkt dieser Trennung, wo ich mich selbst verloren habe, wo ich mich aufgegeben habe und nicht mehr ich selbst war. Es gab Aggressionen von mir ausgehend, Ausraster und Kontrollverluste (beim Autofahren) wo ich mir immer wieder vorgstellt habe, gegen einen Brückenpfeiler zu fahren um aus diesem Loch rauszukommen, betteln und Kontrollen bis zu dem Tag wo er eine Neue hatte. Und alleine das ich darüber so viel schreibe zeigt mir, auch wenn es 10 Jahre her ist, dass ich da mein Hauptproblem suchen muss. Ich habe danach nie wieder jemanden so nah an mich ran gelassen, auch wenn es danach noch einen erwähnenswerten Mann gab, den ich selbst "erobert" habe und der mir viel bedeutet hat. Aber auch als es mit ihm nicht funktionierte hat mich das bei weitem nicht mehr so berührt wie die Sache vor 10 Jahren.
Vielleicht ist genau das das Thema, was ich bearbeiten muss. Ich weiss es nicht.
Seit einigen Jahren bin ich daher tatsächlich beziehungslos, und auch wenn ich anfangs noch dachte, ich brauche das auch gar nicht, so bin ich inzwischen ganz sicher, das genau das mir fehlt. Eine Partnerschaft wie man sie haben kann, mit Herz und Verstand und jedem seinen eigenen Freiraum lassen, mit geben und nehmen, das ist genau das was ich mir wünsche, wo ich aber nicht sicher bin, ob ich dazu fähig bin. Ob ich in der Lage bin das zuzulassen mit der Angst, wieder so zu werden wie damals.

Alles was ich so an Bekannten und "Freunden" hatte war immer irgendwann mit Rückschlägen für mich verbunden. Immer wenn ich denke, einen Menschen getroffen zu haben, mit dem man sprechen kann und mit dem man Sorgen und auch Ängste teilen kann und dem man sein Innerstes auftischen kann, passiert etwas, was mir zeigt, so einen Menschen gibt es nicht. Man steht am Ende immer und immer wieder alleine da mit allem und muss alles alleine bewältigen. Vielleicht bin ich deshlab so darauf aus, es von anfang an alleine zu schaffen, denn die Erfahrung zeigt, es hilft mir ja doch niemand. Wie auch?

Witzig dazu passend: Heute traf ich meine Nachbarin, oben bei mir aus dem Haus in das ich vor 2 Jahren zog. Sie fragte mich im Verlauf des Gespräches, wo denn mein Mann sei, man würde ihn ja nie sehen. Ich sagte, ich habe doch gar keinen Mann, da schaute sie fassunglos und meinte, so eine große Wohnung (4 Zimmer  mit Garten) und dann alleine, ob ich denn keine Kinder habe (man begegnet sich wirklich nicht oft im Haus) und wollte dann darüber diskutieren, dass ich doch jemanden hinterlassen müsste so sinngem.. Na ja, ich bin da nicht in die Tiefe gegangen, habe nur festgestellt, dass der Richtige noch nicht dabei war und ich in dieser Welt insbesondere in dieser (ätzdenden) Stadt kein Kind großziehen will. Sie ist eine liebe, ältere Frau, ursprünglich aus Russland und mit einer ganz lieben Art ausgestattet. Ich solle mal hochkommen wenn ich denn auch alleine bin, wir könnten ja dann zusammen reden. Völlig offen und nett, ich bin da eher der geschlossene Typ, zurückgezogen und eine Art Alm-Öhi in der Großstadt.

Yogu kanntest du die letzte Person nur virtuell oder auch persönlich oder telefonisch? Weisst Du gar nicht warum der Kontakt abgerissen ist? Meinst du, derjenige hat sich etwas angetan? Ich finde so etwas auch ganz furchtbar, wenn man so eine Vertrauensbasis geschaffen hat und dann der Kontakt abgeblockt wird ohne Angabe von Gründen. Dann lieber offen: ich kann nicht mehr, das ist mir zu viel.
Die Tagesklinik...du bist dann arbeitsunfähig und gehst dann den "Arbeitstag" dorthin zu Gesprächen oder was macht man dort? Und kann man beeinflussen, wie lange das dauert? Wie lange dauert es, bis man dort angenommen wird?
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Deja am 01 Juli 2012, 14:18:47
Hallo Stachel

ohja, ich kenn sie alle, ihre guten Sprüche, ihre wohlgemeinten Ratschläge, ihr geheucheltes Interesse. Und darauf gibts nur die eine Antwort, nämlich deine. Die Lüge, die ihnen hilft, so weiterzumachen, wie sie es gewohnt sind. Die Lüge, die uns hilft, uns nicht selbst schämen zu müssen. Merkwürdige Small- Talk- Geschichten am Rande des Wahnsinns, wo alle sich anlächeln und im Inneren denken: Mein Gott, was n mit der schon wieder los?

Ich bin ehrlich, ich bin grad etwas hilflos, weil ich nicht weiß, wie und was ich dir antworten könnte. Soll ich ehrlich sein? Dann löse ich vlt etwas aus, was ich nicht möchte. Soll ich lügen? Dann wiege ich dich in Sicherheit und du denkst vlt, ok, dann wars halt die Trennung.

Was ich sehe, ist, daß wir scheinbar einiges gemeinsam haben und ich kann dir sagen, daß es ein schwerer Weg ist bis du dahin kommst, tatsächlich und wahrhaftig eine Beziehung eingehen zu können. Beziehung ist viel mehr, als das, was ich mir mal ausgedacht hatte und ich vermute, es geht dir ähnlich.
Ich dachte nach diesem 1. wortlosen Verlust, ich werde daran zugrunde gehen, ich werde sterben und nichts wird mich davon abhalten.
Ich bin- wie du- Auto gefahren, ohne zu wissen, ob ich wieder heil zuhause ankomme. In meinen Gedanken hab ich mich gegen alle Bäume krachen sehen, die jenseits von gut und böse an den Straßen standen. Oft hab ich angehalten, hab mich verletzt um es nicht zum Äußersten kommen zu lassen. Hab zuhause damit weitergemacht.

Iwann nach langer Therapie hatte ich wieder mehr Lebensmut. Hab mich auf diese Vertrauenssache hier eingelassen, es stand zuerst nichts weiter dahinter. Ich merkte, wie die Person Kontakt suchte, wir schwenkten auf ICQ um. 2Jahre mit allen Höhen und Tiefen, gelacht, geweint, gezofft- Dinge beredet, die ich mir nie hätte vorstellen können. Im Okt ein großer Krach und--- weg. Ich mache mir heute noch Vorwürfe, daß ich ein einziges Mal unbeherrscht war. Es gibt Tage, da denk ich, ok, es ist geschafft. Dann gibts Tage, wo es mich komplett einholt. Es tut immer noch wahnsinnig weh aber ich kann es nicht ändern. Man kann niemanden zu etwas zwingen. Ich weiß nicht, ob die Person sich etwas angetan hat. Ich hoffe sehr, daß er glücklich ist. Glauben kann ich es nicht.

Die Sache mit der Familie ist auch so ein zweischneidiges Schwert. Wenn ich Menschen in meinem Alter sehe, die es geschafft haben, sich das alles aufzubauen, dann überkommt mich diese rasende Wut. In der TK hab ich gelernt, daß ich meine kleine Familie so akzeptiere, wie sie ist. Grad gestern hatten wir Sommerfest von unserer Hausgemeinschaft und ich wurde gefragt, wie es denn sei mit Partner etc? Wenn ich geantwortet hab, große ungläubige Blicke.....

Ich hab mich sehr von der Welt und dem Leben darin zurückgezogen. Freunde haben mich bisher nur enttäuscht und hängen lassen. Niemand hat mir zugehört, selbst wenn ersichtlich war, daß ich am Boden lag, wurde ich mit Füssen getreten. Ob Freunde oder Familie macht dabei keinen Unterschied- im Gegenteil.

In der TK bist du wie im Job von 7.30- 15.00U. Danach ist Feierabend und jeder geht nach Hause.
Es gibt verschiedene Gruppen. Meistens 2, eine Stabilisierungsgruppe, das ist eine Art "Auffangbecken" für ganz dramatische Notfälle, die auf keine Warteliste mehr gesetzt werden können, wenig Therapie, die Form dient dazu, sich überhaupt wieder aufraffen zu können und Tagesstruktur zu bekommen. Die Aufenthaltsdauer ist meistens nicht begrenzt.
Die 2. Gruppe ist die Aktivierungsgruppe, in der täglich intensive Therapien stattfinden, es geht sehr an die Substanz, wenn man es zulassen kann, was manchmal nicht funktioniert. Es gibt Pat, die sich richtig reinknieen und es gibt Pat, die alles ablehnen. Einiges mutet schrecklich an, einiges kindisch, einiges abnervend.
Wie im realen Leben. Es ist quasi ein Ausschnitt unserer Gesellschaft, der dort stattfindet. Die Intensivtherapie dauert 12Wochen, also 3Monate- das ist meines Wissens nach überall gleich.

Du müßtest dich erkundigen in eurem Krankenhaus, ob es dort sowas gibt. Dann bekämst du von deinem Hausarzt eine teilstationäre Einweisung. Für die Zeit bist du AU geschrieben. Du wirst psychtherapeutisch, medizinisch und sozialtechnisch betreut. Danach kannst du eine Wiedereingliederung in Anspruch nehmen, d.h, du kannst deine Arbeitsstunden angemessen steigern in einem Zeitraum von 6Monaten, fängst mit 2Std an, dann 4, dann 6....solltest du nicht zurechtkommen, kannst du wieder runterschrauben. Das wirst du dort alles erfahren. Im Anschluß könntest du, wenn du möchtest, eine psychosomatische Reha machen. Heißt, du stellst einen Antrag beim Rentenversicherungsträger und wirst dann- ähnlich einer Kur- 4, 6 oder 8 Wochen "verschickt".
Während einer AU darf man nicht gekündigt werden, ich weiß aber nicht, wie das im Einzelfall ist. Es gibt immer wieder Ausnahmen von der Regel. Das kannst du mit deinem Arbeitgeber absprechen bzw die Sozialarbeiterin klärt das mit dir zusammen.

Das EINZIGE, was DU machen mußt, ist, dir zu überlegen, was dir wichtiger ist.
Ich kann dir aus eigener Erfahrung berichten, daß du, je länger du wartest, umso länger und härter kämpfen mußt, um da wieder rauszukommen. Ich hab jahrzehntelang alle meine Alarmsignale ignoriert, die mein Körper gesendet hat. Und eins kannst du mir mit Gewißheit abnehmen. Dein Körper vergißt NICHTS.
Jeden Tag, den du jetzt wartest, wirst du später draufzahlen. Die guten Zeiten werden weniger, die schlechten Zeiten holen sich das, was sie von dir wollen.
Ein gutes lebenswertes Leben führen zu können oder sich im Job den A**** aufreißen und iwann total mit der Fre**e im Dreck liegen. Diese beiden Optionen hast du. Nicht mehr, nicht weniger.

lg yogu

achja...nur die Harten komm in Garten, nur die Härteren komm zu Gärtnerin...:-)
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 01 Juli 2012, 19:10:14
Wie kann ich nur lernen, es als Krankheit anzunehmen. Ich empfinde diese Sache als persönliche Schwäche, als Versagen. Es ist nicht greifbar, nichts was man sehen kann. Ich habe eine schwer depressive Person in meiner Familie, inzwischen darauf berentet und sie wird nicht mehr arbeiten können. Bei ihr sehe ich es als KRankheit an, bei mir nicht. Ich sehe immer die Unterschiede, dass ich noch einigermaßen gut im Job klar komme, dass ich lange Phasen habe wo es mir gut geht und dass ich meine, bei mir ist es sicher, ganz sicher sogar, anders als bei der Person die ich kenne.
Sie nimmt starke Medikamente, hat viele viele schlechte Phasen und miemt genauso die Starke wie ich.

Wo ist der Unterschied?

Und dann gibt es Tage wie heute, da denke ich, es geht mir nie wirklich richtig schlecht, ich bilde mir das sicher nur ein und lasse mich hängen. Wenn ich mich nur mal richtig zusammenreisse wird das sicher alles schneller vergehen.

So und dann komme ich hier rein und lese Deinen Bericht @yogu über die Tagesklinik und denke: nä, da kriegen mich keine 10 Pferde hin. 3 Monate nicht arbeiten gehen, die Fragen die dann erst im Büro aufkommen werden, Wiedereingliederung, das kommt nicht in Frage. Reha kommt nicht in Frage weil ich niemals meinen Hund/ meine Katze für 4-6 Wochen weggeben würde und was sollte ich dann meiner Oma und meinen Eltern sagen? Als ich damals 7 Tage in einer Klinik war (10 Tage waren geplant) hab ich meiner Oma erzählt, ich sei mit Freundinnen im Sauerland.
Und so schlecht geht es mir ja nicht, dass ich so ad hoc so lange weg muss. Für mich wäre da eher so eine Gesprächstherapie/ Verhaltenstherapie geeignet schätze ich, 1 mal die Woche.

Ich habe im Büro eine Teilzeitkollegin die der Inbegriff von Arbeitnehmer ist. Sie schafft Haushalt, 2 Kinder, Haus, Hund und Mann und Job auf einer Arschbacke, ist von morgens halb sieben an bis sie nach Hause geht fleissig, schnell und koordiniert. Managt alles im Vorbeigehen und ich sitze da und bekomme eine Attacke nach der anderen wenn ich grad nicht kann, wenn ich vor meinen Sachen sitze und stundenlang den Monitor ansehe. Ich könnte meine Arbeit schaffen schätze ich , wenn ich meine Arbeitsszeit ausnutzen würde und arbeiten würde. Aber man schwätzt hier und da und manche Sachen schiebe ich Woche um Woche von a nach b. Und dann ist es so wie im Mom, wo ich da sitzem sie mir gegenüber und arbeitet und arbeitet und ich werde innerlich immer verzweifelter weil ich es einfach nicht anpacken kann. Dann gehe ich nach Hause, gehe mit dem Hund, oft zu wenig, und dann sitze ich hier und grübel, wie ich den nächsten Tag überstehe und was ich alles anfangen will und wie es endlich schaffen will, diese Rückstände zu bearbeiten. Ich gehe dennoch gerne arbeiten, weil mich das wiederum von meiner privaten Misere und der Einsamkeit ablenkt.

Also unterm Strich ein völlig verkorkstes Dasein was eigentlich so schön sein könnte.

Und ja du kannst ehrlich sein, lieber das als Gerede um den heissen Brei. Ich möchte wissen, was Du denkst wenn du meine Zeilen liest, vielleicht oder sogar ganz sicher, hast du einige neue Ansätze und Dinge, übver ich nachdenken sollte, so wie ich jetzt auch immer weiter daran denke, endlich eine Therapie/ Hilfe zu suchen. Ich will dieses Leben so nicht mehr. Mein Leben hängt an meinem Hund, wenn mit dem Hund was passiert, dann weiss ich nicht was passiert. Vor diesem Tag habe ich so unendliche Angst...mein Hund ist nichtmal 7 Jahre alt aber dennoch kann ja von heut auf morgen was sein. Der Hund ist alles, alles und alles was ich habe.
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Deja am 02 Juli 2012, 13:51:15
Stachel

vlt glaubst du es, vlt nicht. Genau das, was du hier alles beschreibst, ist eine ERKRANKUNG. Deine Realität, diese Ohnmacht als persönliches Versagen anzusehen, ist krank. Jeder andere, der nicht mehr kann, der kann eben nicht mehr, der denkt nicht drüber nach, ob er krank ist oder nicht. Er nimmt sich seine Auszeit und gut ist es. Wir nicht. Aber gerade deshalb werden wir krank. Das ist die Sinnlosigkeit oder vlt soagr der Sinn darin.
Sie nimmt starke Medikamente und ich garantiere dir, wenn du so weitermachst, bist du die nächste, die starke Medikamente nimmt.

Ich bin damals 1Woche in die Klinik gegangen, als mein Sohn mit meinen Eltern im Urlaub war und ich selber Urlaub hatte. Ich war total am Ende. Darauf die Woche bin ich ganz normal arbeiten gegangen. Schalter umgelegt auf Arbeit und los gings. Nach Feierabend Schalter wieder umgelegt und los ging das andere. Das Weinen, das Träumen vom Sterben, die endlose Sehnsucht, endlich Ruhe und Frieden zu finden. Hätte ich meinen Sohn nicht gehabt, ich weiß nicht, ob wir heute miteinander schreiben würden.

Iwann gings nicht mehr, ich hatte keine Wahl mehr. Das muß bei dir nicht so sein. Ich hab seit Jahrzehnten psych Probleme, die da erst richtig ausbrachen. Ich hab nie was für mich gemacht. Ich hab mich mißachtet.

Hör auf, diech mit anderen zu vergleichen. Du weiß nicht, wieviel Unterstützung diese Kollegin von ihrer Familie hat, wie behütet und umsorgt sie aufgewachsen ist. Sie geht Teilzeit, sie hat eine scheinbar Unterstützung und Rückhalt. Das alles ist jedoch unwichtig für dich.

Wichtig ist, das du dir immer wieder bewußt machst, daß du so nicht mehr leben willst. Nicht möchtest sondern nicht willst. Wenn du keinen Willen hast, etwas zu ändern, dann wirst du es nicht tun. Da reichen keine halbherzigen Sachen, da muß man Wollen.
Es ist schön, daß dein Hund dein Ein und Alles ist, genau wie es schön ist, daß mein Sohn mein Ein und Alles ist. Aber das ist nicht gut, nicht gesund und nicht normal in dem Sinne, daß ausreichend ist. Du gehst arbeiten, weil es dich von deiner Einsamkeit ablenkt. Ist das lebenswert?

Du kommst scheinbar langsam in die Phase, zu merken, daß du zwar lebst aber nur überlebst und nicht lebst, so wie du es dir wünschst. Das zu erkennen, ist ein guter Schritt und sollte dich anspornen zb heute beim Soz-psy Dienst anzurufen, oder auch morgen, oder diese Woche. Setz dich nicht selber unter Druck, wenn du es heute nicht packst, packst du es beim nächsten Mal.

Kleine Schritte, Stachel, kleine Schritte sind der Weg zum Erfolg. Aber gehen mußt du sie, das kann niemand anderes für dich tun. Ich würd dich von hier aus ein bißchen anschieben, nur so weit wie du möchtest?

lg yogu

 
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Epines am 02 Juli 2012, 14:59:32
Hallo liebe Stachel

Ein Hund kann Leben retten, kann Licht in den grauen Alltag bringen, mit ihm hat man trotz allem viel zu lachen.
Mein Hund damals hat mir das Leben gerettet, er hat dafür gesorgt, dass ich wieder unter Menschen kam, mich um ihn sorgen musste, raus musste, was sehr schwer für mich war. Ich kann deine Angst sehr gut verstehen ihn zu verlieren! Hunde sind seit dem meine ständigen Begleiter. Heute habe ich zwei davon, dies macht den Schmerz etwas geringer, da man immer noch den anderen hat, wenn einer geht und für die Hunde gibt es nichts Besseres als ständig einen Freund um sich zu haben, wenn man außer Haus ist.

Noch zu arbeiten trotz einer psychischen Erkrankung verlangt viel von einem ab, trotzdem ist es eine Ablenkung, man sollte so lange wie möglich im Erwerbsleben bleiben. Ich hatte auch schon Unterbrüche, wo ich ein ganzes Jahr einmal nicht mehr  konnte, aber als es mir dann wieder besser ging, war ich so froh wieder arbeiten zu können.
Heute türmt sich die Arbeit auf meinem Schreibtisch und ich schreibe lieber hier an dich, anstatt sie in Angriff zu nehmen :-). Aber gleich danach klemm ich mich dahinter.

Es nützt dir nichts, dich an deiner Arbeitskollegin zu messen die alles so gut auf die Reihe bekommt, dies würde auch bei ihr anders aussehen, wenn sie deine Beschwerden hätte. So viel wir du einstecken kannst und dennoch deine Arbeit erledigst, müssen die anderen erst einmal nachmachen!

In deiner Situation würde ich es wirklich erst mal mit einer Selbsthilfegruppe oder einer Therapie versuchen, es muss nicht immer gleich Klinik sein. Eine Therapie neben der Arbeit hilft oftmals auch sehr gut. Mittlerweilen gibt es sogar Therapeuten die einen Spaziergang mit dem Hund als Therapiegespräch nutzen, finde ich echt super.
Auch dieses Forum ist als Einstieg in die Problematik bestens geeignet, natürlich sind wir nicht alle gleich und jeder hat andere Erfahrungen die einem gut tun, aber oftmals findet man Anregungen die man dann auch versucht umzusetzen.

Von alleine geht es leider nicht weg, meist wird es schlimmer wenn man nichts tut. Eine Depression sollte so früh wie möglich therapeutisch erfasst werden, dann spricht man am Besten darauf an. Wenn du also eine Therapie erwägst, dann warte nicht mehr zu lange, du weißt ja, man muss mit langen Wartezeiten rechnen.

Ansonsten gibt es viele Wege die nach Rom führen, man muss sie einfach beschreiten, denn nur so kommt man schlussendlich an.

Man liest hier oft nur wie schlecht es jenem oder diesem geht, dadurch entsteht der Eindruck, dass es nur noch Leute gibt die mit ihrer Erkrankung nicht zu Schlage kommen. Leider melden sich diejenigen denen es gut geht hier nicht mehr, oder nur ganz selten.

Mir geht es jedoch heute gut, ich habe früh angefangen meine Krankheit zu verstehen und zu akzeptieren. Es ist auch nicht so, dass ich gänzlich beschwerdefrei bin, aber man lernt damit besser umzugehen und lebt wesentlich intensiver in den guten Phasen. Es ist eine Krankheit die uns ein Leben lang begleitet, wie dies mit den allermeisten anderen Krankheiten auch der Fall ist. Vielleicht ist es ein dummes Beispiel, aber auch einen verheilten Beinbruch merkt man sein Leben lang. Es sticht und schmerzt zeitweise und erinnert an die Zeiten wo man das Bein gebrochen hat, aber es ist kein Dauerzustand mehr.

Also viel Mut wünsche ich dir, du bist auf dem richtigen Weg!
Alles Liebe
Epines

Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 02 Juli 2012, 19:09:14
Wow, Yogu und Epines, danke :-)

Ja, es ist so, und der Satz hat eingeschlagen wie eine Bombe wo ich darüber nachdachte: ich gehe arbeiten um mich von meiner Einsamkeit abzulenken. Das ist so bitter...das ist nicht das Leben was ich führen will, ich arbeite doch wohl eher um ein schönes Leben zu haben. Und das gelingt mir so gar nicht.

Heute habe ich angerufen bei der Stelle mit den Beratungsgesprächen, hab eine Mitarbeiterin ermittelt die diese Gespräche führt aber diese nicht erreicht. Morgen spreche ich ihr evtl. aufs Band, aber ich habe Angst, dass sie zurückruft und meine Kollegin nimmt das Gespräch an und merkt was. Ich will nicht, dass sie mitbekommt, das ich nicht klar komme und nun "deswegen" Gespräche habe.

Heute hab ich einiges geschafft und mir geht es immernoch ganz gut. Ich bin voller guter Vorsätze, ob das so bleibt? Das beobachte ich dauernd, ich habe totale Hoch-Phasen wo ich mir tausend Sachen vornehmen, voller Tatendrang irgednwas beginne (Diäten, Jobwechsel, Hauskauf was auch immer)  und wenn ich dann ein Tief habe ist alles dahin, ich fresse mich voll, verwerfe alle Pläne und sag mir: ach le-k mich doch, egal!. Ich habe zuletzt daher viel über bipolare Störungen gelesen, manisch-depressiv. Aber da passen die Parameter nicht, ich bringe mich nicht in finanzielle Schwierigkeiten, bin auch nicht völlig "drüber" und falle auch nicht in so ganz tiefe Löcher. Bisher halte ich mich ja immernoch "ganz gut", wenn es auch schon wirklich schlimme Phasen gab.

Das Einzige was mich im Mom wirklich richtig belastet ist wirklich das alleine sein. Am Freitag ist ein Sommerfest von der Arbeit aus, da hab ich mich angemeldet. Mal sehen ob ich es dahin schaffe :-) Es wird gegrillt, vielleicht ergibt sich ja das ein oder andere nette Gespräch dort und ich merke, dass unter Leute gehen gar nicht so ein Drama ist.

Ich wünsche es mir, endlich "normal" sein, aber was ist das schon, normal?
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 02 Juli 2012, 19:37:04
@ Epines

Ich kann es mir im Mom nicht vorstellen, lange nicht zu arbeiten, da ich ja zu Hause eher schlechter dran bin als im Büro. Daher wäre ich da nicht gut aufgehoben, da ich da mehr grübel, alles schlimmer finde und alles in Frage stelle.

Eine Therapie muss sein, zumindest Gespräche, das mir jemand zuhört und mich in die richtige Richtung schubst. Ich könnte jedoch nichts mit Specksteinschleifen (wie im Krankenhaus damals) und so was anfangen, da ich keine künstlerische Ader habe und mir wie im Kindergarten vorkomme dabei. Ich will bei Gesprächen nicht für dumm gehalten werden oder das einer mit mir spricht als sei ich nicht ganz frisch im Oberstübchen. Davor habe ich Angst, wobei ich ja hoffe, dass diese Angst unbegründet ist.

Diese Gespräche die ich jetzt in Angriff nehme hatte ich bereits vor über 10 Jahren, dort fühlte ich mich wohl und konnte auch so meine Arbeitsfähigkeit erhalten. Das wird über meinen Arbeitgeber angeboten und geht nicht über die Kasse o.ä. , was ein weiterer Vorteil ist und ich denke, ich wäre dumm, das nicht zu nutzen. Zumal in mir grad alles nach Gesprächen schreit...es muss raus, ich muss mit jemandem reden....
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Epines am 02 Juli 2012, 20:47:33
Hey Stachel

Muss lachen "Specksteinschleifen", na ja, wenn sonst  gar nichts mehr geht könnte dies eine Alternative sein, für mich allerdings auch erst im Seniorenheim :-).

Diesen Drang, dass es raus muss kenne ich auch sehr gut und es ist wichtig ihm nach zugeben, ansonsten erlebt man alle paar Jahre wieder ein extremes Tief, weil die Altlasten erneut drücken.

Es gibt echt nichts Besseres als mit Leuten zu reden die Verständnis haben und wissen was Sache ist, da muss man sich nicht verstecken und kann endlich offen ausdrücken was einen bewegt.
Du wirst sehen, dass du das Richtige tust.
Einen Arbeitgeber zu haben der so etwas für sein Personal anbietet ist echt vorbildlich!

Alles Liebe
Epines
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 03 Juli 2012, 20:04:40
Befreiungsschlag, es tat so gut heute einen Termin abzusprechen zum Gespräch. Ende nächster Woche....alles abgeklärt, auch im Büro, weil es während der Arbeitsszeit ist.

Grad hab ich mir vor lauter Hoch erstmal ein seit langer Zeit gewünschtes Smartphone (mein erstes, ja ich hänge hinterher :-)) bestellt :-))

Tja und nun schaun wir mal, ob das alles funzt und ich auch brav teilnehme an der Sache. Ich schätze aber schon, da muss jetzt was in Gang kommen.

Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Epines am 04 Juli 2012, 00:19:06
Gratulation, das hast du gut gemacht! Wenn die Kugel erst mal rollt, dann ist sie nicht aufzuhalten.

Wünsche dir viel Erfolg!

Liebe Grüße
Epines
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: Stachel am 31 August 2012, 19:09:24
Ich wollte mal berichten nach langer Pause in diesem Faden:

Ich nutze seit einigen Wochen den sozialpsych. Dienst für Gespräche, Beratungen. Das tut gut und ich gehe auch immer hin wenn ein Termin abgesprochen ist. Ich habe mit einigen Kollegen im Büro gesprochen, nicht mit allen aber dennoch tat das sehr gut, zumal ich auch dort Hilfe angeboten bekam und man mir geraten hat, Hilfe anzunehmen und bezüglich Therapien am Ball zu bleiben. Ich stehe auf zwei oder drei Wartelisten und habe am 07.10. einen Termin zum Gespräch in einer Praxis. Am 07.11. hätte ich einen Termin zum Erstgespräch in der Tagesklinik aber da ich mir schon jetzt sicher bin, dass ich nicht zur TK gehen werde, werde ich den Termin in Kürze absagen.

Ich war jetzt fast 2 Wochen krank geschrieben, die Auszeit tat gut und ich habe mir ein Medi verschreiben lassen. Citalopram. Ich habe die erste Woche 10 mg genommen und nun nehme ich 20 mg und leider haut mich das irgendwie völlig um. Die erste Woche ging gut, ich hatte Nebenwirkungen (immernoch) aber war sehr ruhig und hab mich ausgeruht. Nun ist es so, dass ich den ganzen Tag herumliege, mittags schlafe, in meinem Kopf wie Watte ist und ich mich schwindelig fühle und müde. Antrieb habe ich noch keinen bemerkt, aber ich gebe ja die Hoffnung nicht auf. Man muss ja wohl Geduld haben...nun ja.

Ich hoffe, dass es der richtige Weg ist, ich bin aber grad nicht mehr sicher. Seitdem ich mich am Donnerstag entschieden habe wieder arbeiten zu gehen am Montag, merke ich, dass meine Gedanken wieder kreisen und ich mich schlechter fühle. Auch der Tag im Büro und die Gesichter, wenn ich da wieder aufschlage, machen mir Sorgen. Ich fühle mich jetzt schon wieder überfordert, obwohl ich noch gar nicht da bin und mache mir Gedanken um meine Arbeit die da auf mich wartet.
Titel: Re:Keine Hilfe in Sicht
Beitrag von: JustMe am 31 August 2012, 19:28:14
Hi Stachel,
schön zu lesen, dass es so positive Entwicklungen gab! Zu dem Medikament kann ich nichts sagen, ich habe es nie genommen, aber vielleicht war 10mg die richtige Dosis für dich? Besprich das ruhig noch mal mit dem Arzt.

Ich persönlich glaube, dass Arbeiten einem sehr gut tun kann, es steigert das Selbstwertgefühl. Du musst schauen wie groß der Druck ist. Es ist ja normal, dass man sich nach einer Krankschreibung Gedanken macht, ob man's wieder packt. Manche haben das sogar in den letzten Urlaubstagen stark und dann tut die Arbeit doch ganz gut. ;-) Aber schau auf dich! Probiere es aus und entscheide dann... Ich wünsche dir weiter eine so positive Entwicklung!

LG justme