Hallo Stachel
ohja, ich kenn sie alle, ihre guten Sprüche, ihre wohlgemeinten Ratschläge, ihr geheucheltes Interesse. Und darauf gibts nur die eine Antwort, nämlich deine. Die Lüge, die ihnen hilft, so weiterzumachen, wie sie es gewohnt sind. Die Lüge, die uns hilft, uns nicht selbst schämen zu müssen. Merkwürdige Small- Talk- Geschichten am Rande des Wahnsinns, wo alle sich anlächeln und im Inneren denken: Mein Gott, was n mit der schon wieder los?
Ich bin ehrlich, ich bin grad etwas hilflos, weil ich nicht weiß, wie und was ich dir antworten könnte. Soll ich ehrlich sein? Dann löse ich vlt etwas aus, was ich nicht möchte. Soll ich lügen? Dann wiege ich dich in Sicherheit und du denkst vlt, ok, dann wars halt die Trennung.
Was ich sehe, ist, daß wir scheinbar einiges gemeinsam haben und ich kann dir sagen, daß es ein schwerer Weg ist bis du dahin kommst, tatsächlich und wahrhaftig eine Beziehung eingehen zu können. Beziehung ist viel mehr, als das, was ich mir mal ausgedacht hatte und ich vermute, es geht dir ähnlich.
Ich dachte nach diesem 1. wortlosen Verlust, ich werde daran zugrunde gehen, ich werde sterben und nichts wird mich davon abhalten.
Ich bin- wie du- Auto gefahren, ohne zu wissen, ob ich wieder heil zuhause ankomme. In meinen Gedanken hab ich mich gegen alle Bäume krachen sehen, die jenseits von gut und böse an den Straßen standen. Oft hab ich angehalten, hab mich verletzt um es nicht zum Äußersten kommen zu lassen. Hab zuhause damit weitergemacht.
Iwann nach langer Therapie hatte ich wieder mehr Lebensmut. Hab mich auf diese Vertrauenssache hier eingelassen, es stand zuerst nichts weiter dahinter. Ich merkte, wie die Person Kontakt suchte, wir schwenkten auf ICQ um. 2Jahre mit allen Höhen und Tiefen, gelacht, geweint, gezofft- Dinge beredet, die ich mir nie hätte vorstellen können. Im Okt ein großer Krach und--- weg. Ich mache mir heute noch Vorwürfe, daß ich ein einziges Mal unbeherrscht war. Es gibt Tage, da denk ich, ok, es ist geschafft. Dann gibts Tage, wo es mich komplett einholt. Es tut immer noch wahnsinnig weh aber ich kann es nicht ändern. Man kann niemanden zu etwas zwingen. Ich weiß nicht, ob die Person sich etwas angetan hat. Ich hoffe sehr, daß er glücklich ist. Glauben kann ich es nicht.
Die Sache mit der Familie ist auch so ein zweischneidiges Schwert. Wenn ich Menschen in meinem Alter sehe, die es geschafft haben, sich das alles aufzubauen, dann überkommt mich diese rasende Wut. In der TK hab ich gelernt, daß ich meine kleine Familie so akzeptiere, wie sie ist. Grad gestern hatten wir Sommerfest von unserer Hausgemeinschaft und ich wurde gefragt, wie es denn sei mit Partner etc? Wenn ich geantwortet hab, große ungläubige Blicke.....
Ich hab mich sehr von der Welt und dem Leben darin zurückgezogen. Freunde haben mich bisher nur enttäuscht und hängen lassen. Niemand hat mir zugehört, selbst wenn ersichtlich war, daß ich am Boden lag, wurde ich mit Füssen getreten. Ob Freunde oder Familie macht dabei keinen Unterschied- im Gegenteil.
In der TK bist du wie im Job von 7.30- 15.00U. Danach ist Feierabend und jeder geht nach Hause.
Es gibt verschiedene Gruppen. Meistens 2, eine Stabilisierungsgruppe, das ist eine Art "Auffangbecken" für ganz dramatische Notfälle, die auf keine Warteliste mehr gesetzt werden können, wenig Therapie, die Form dient dazu, sich überhaupt wieder aufraffen zu können und Tagesstruktur zu bekommen. Die Aufenthaltsdauer ist meistens nicht begrenzt.
Die 2. Gruppe ist die Aktivierungsgruppe, in der täglich intensive Therapien stattfinden, es geht sehr an die Substanz, wenn man es zulassen kann, was manchmal nicht funktioniert. Es gibt Pat, die sich richtig reinknieen und es gibt Pat, die alles ablehnen. Einiges mutet schrecklich an, einiges kindisch, einiges abnervend.
Wie im realen Leben. Es ist quasi ein Ausschnitt unserer Gesellschaft, der dort stattfindet. Die Intensivtherapie dauert 12Wochen, also 3Monate- das ist meines Wissens nach überall gleich.
Du müßtest dich erkundigen in eurem Krankenhaus, ob es dort sowas gibt. Dann bekämst du von deinem Hausarzt eine teilstationäre Einweisung. Für die Zeit bist du AU geschrieben. Du wirst psychtherapeutisch, medizinisch und sozialtechnisch betreut. Danach kannst du eine Wiedereingliederung in Anspruch nehmen, d.h, du kannst deine Arbeitsstunden angemessen steigern in einem Zeitraum von 6Monaten, fängst mit 2Std an, dann 4, dann 6....solltest du nicht zurechtkommen, kannst du wieder runterschrauben. Das wirst du dort alles erfahren. Im Anschluß könntest du, wenn du möchtest, eine psychosomatische Reha machen. Heißt, du stellst einen Antrag beim Rentenversicherungsträger und wirst dann- ähnlich einer Kur- 4, 6 oder 8 Wochen "verschickt".
Während einer AU darf man nicht gekündigt werden, ich weiß aber nicht, wie das im Einzelfall ist. Es gibt immer wieder Ausnahmen von der Regel. Das kannst du mit deinem Arbeitgeber absprechen bzw die Sozialarbeiterin klärt das mit dir zusammen.
Das EINZIGE, was DU machen mußt, ist, dir zu überlegen, was dir wichtiger ist.
Ich kann dir aus eigener Erfahrung berichten, daß du, je länger du wartest, umso länger und härter kämpfen mußt, um da wieder rauszukommen. Ich hab jahrzehntelang alle meine Alarmsignale ignoriert, die mein Körper gesendet hat. Und eins kannst du mir mit Gewißheit abnehmen. Dein Körper vergißt NICHTS.
Jeden Tag, den du jetzt wartest, wirst du später draufzahlen. Die guten Zeiten werden weniger, die schlechten Zeiten holen sich das, was sie von dir wollen.
Ein gutes lebenswertes Leben führen zu können oder sich im Job den A**** aufreißen und iwann total mit der Fre**e im Dreck liegen. Diese beiden Optionen hast du. Nicht mehr, nicht weniger.
lg yogu
achja...nur die Harten komm in Garten, nur die Härteren komm zu Gärtnerin...:-)