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Autor Thema: Worte der Rebellion  (Gelesen 509 mal)

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AHunter

  • Gast
Worte der Rebellion
« am: 25 November 2015, 13:36:03 »

Schweres, leider immer zu aktuelles Thema, und das Ende mag mehr Fragen aufwerfen,
und ich selbst bin mir nie schlüssig, noch gewahr, warum ich es so ehemals verfasst
hatte, aber es gehört dazu, wie all seine Worte.


Worte der Rebellion


Hört ihr den marschierenden Schritt, Stiefel für Stiefel?
Stampft durch die Strassen, im Gleichschlag, schrecklichster Klang.
Suchen Seelen stramm postiert vor Eingängen.
Türen brechen, Fenster bersten, Scheiben klirren.

Wir hier oben gekauert zusammen, einsam verlassen.
Unter verstaubten Decken und Kartoffelsäcken versteckt.
Zitternd die Leiber als ganz eigener Komplex, Furcht gefangen.

Treppen donnern unter der Gewalt der Begehenden.
Tragen kaum die Last des Schicksals und der Gegenwart.
Bürde aushalten und ausharren, knarzen und ächzen die Bretter.
Menschenverachtung durchwandert die Flure. Kalt wie grausam.
Sind herbestellt, nicht hergewünscht. Hoffentlich nicht.
Wer könnte das mit sich selbst nur vereinbaren?

Plötzlich fremdbekannte Aufrufe, für einen, gegen alles.
Alles, was üblich und stattlich, was wert und voll von Leben.
Ein Ausruf, ungeheiligt, widerwärtig, treu hochgehalten.
Pulsierender Hass zwischen den angstvoll erfassten Zähnen.
Halte sie verbissen, würde mich wehren. Lauthals, stimmstark.

Doch lähmt die Wirklichkeit, vielleicht zum Glück.
Tränen rinnen über aschfahle schwarzgrau verschmutzte Wangen.
Eine Zeichnung, ein Einbrennen der salzigen Flüssigkeit in Haut.
Zeigt jeden hier oben, vor Todesangst, vor Verzweiflung, vor Wut.

Unten weiterhin lautes Getöse, Ausrufe, willkürliche Zerstörung.
Dringt um sie herum, aus ihnen heraus, bis zu uns hinauf.
Dann wieder die Stiefel mit den schweren Schritten zu vernehmen.
Den Treppen herunterpolternd. Als wäre es ihnen nun egal.
Stufen, die sie hinauswerfen, und sie, die hinfortziehen.
Nicht weit. Nur ein Strassenzug weiter. Höre ich sie doch weiterhin.

Habt ihr es auch gehört? Die marschierenden Schritte, Stiefel für Stiefel!
Die, die ihr gerufen habt, die ihr herbeisehntet, um uns zu zerreissen!
Habt ihr es auch gehört? Meine Stimme, verweint, verwaschen mit Unglaube!
Ungläubig darüber, dass wir Freunde, Nachbarn und Bekannte waren!
Und nun im eigenen inneren Lande verfeindet auflauern und anschwärzen!

Es tut mir Leid. Sollte euch vergeben, verzeihen können.
Doch wag ich es nicht, hätte Angst hinterrücks fortgeschleift zu werden.
Nie wieder zu atmen, in fremden Händen zu verenden.
Kann und werde nicht, nicht mehr ruhen, bis diese Zeiten vorbei.
Hinterher verschwinden. Bis auf meine Worte.
Worte der Freiheit, des Lebens, der Gegenwart und - keiner - Rebellion.
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