Hallo lieber Uwe
**Ich glaube,es ist wichtig genau hinzuschauen was ist,so Zusagen in die eigen Abgründe und sie in Worte zu fassen....**
Du hast sehr gut erkannt wo deine Probleme sind und das du etwas verändern musst.
Da man wirklich lange auf Therapieplätze warten muss, kann ich auch aus eigener Erfahrung nur bestätigen was Hobo schon empfohlen hat. Man muss eine sich einschleichende Sozialphobie sofort angehen, auch ohne die Hilfe eines Therapeuten kann man einiges machen, sonst wird sie immer schlimmer und auch schwerer zu bekämpfen sein. Also sich täglich konfrontieren hilft wirklich.
Fußgängerzone und Straßenbahn sind schrecklich, vor allem wenn sich jemand neben einen setzt... und die Supermarktkasse und Post war auch für mich der absolute Horror.
Ich merkte auch wie es immer schlimmer wurde, meine Unsicherheit wuchs und meine negativen Gedanken darüber wie die Menschen denen ich begegnete über mich dachten, beherrschten mich zusätzlich, es grenzte fast schon an Paranoia.
Ich begann mich zu überprüfen wie ich ging um möglich unauffällig zu wirken, auch meine Kleidung musste so unauffällig wie möglich sein, ich trug immer eine ganz dunkle Sonnenbrille, auch wenn die Sonne nicht schien, nur dahinter fühlte ich mich einigermaßen wohl.
Äußerlich sah mir jedoch niemand an, wie es innerlich um mich stand. Angefangen hatte es als ich nach einer längeren Depressionsphase kaum mehr aus dem Bett kam und auch ich hatte viel zu lange zugewartet und vieles vermieden was mir Angst bereitete.
Ich habe damals den Sprung ins kalte Wasser gewagt ohne gross darüber nachzudenken, denn ausgerechnet mir wurde ein Job angeboten in dem ich für Öffentlichkeitsarbeit zuständig war und ich weiss heute noch nicht warum ich damals Ja sagte, wohl weil es meinem Ego schmeichelte und ich mir für einmal nicht unwichtig vorkam.
Es beinhaltete jedoch regelmässig vor Menschen zu reden und sich ihren Fragen zu stellen. Auch konnte ich nicht in meinen Schmuddelklamotten herum laufen. Als mir wirklich bewusst wurde was ich mir da aufgehalst hatte, war es schon zu spät um noch einen Rückzieher zu machen, man rechnete mit mir, also sagte ich mir täglich:" Du hast A gesagt, also musst du auch B sagen".
Die Panik überstieg jedoch alle Beschreibungen die ich zuvor über gewöhnliches Lampenfieber gelesen hatte.
Wahnvorstellungen die von Erbrechen über Ohnmachtsanfälle und in die Hose machen gingen peinigten mich vor jedem Anlass, aber nie passierte was ich befürchtete. Ich kam gelassen und ruhig herüber, auch wenn es in mir tobte und innerlich alles zitterte. Immer wieder habe ich mich damals gefragt warum ich mir dies antue und ich bereute oftmals meinen Entschluss bitterlich.
Mit jedem Mal wurde es jedoch besser und nach 2 Jahren war es gänzlich vorbei.
Ich habe mir gerade überlegt, ob ich wirklich schreiben soll wie lange ich diese Angst hatte, denn irgendwie kommen mir heute 2 Jahre unglaublich lange vor. Beim Schreiben habe ich allerdings grade wieder einen Hauch von der Angst damals fühlen können...
Im Nachhinein kann ich sagen, dass dieser Job die allerbeste Therapie war, wer weiss wo ich ohne ihn heute stehen würde. Aber wenn ich noch einmal zurück könnte würde ich es nicht noch einmal machen und als ich es endlich im Griff hatte und es hätte lockerer angehen können, wechselte ich den Job :-).
**War heute morgen schon sehr turbulent,da mein Partner nicht mit Depressionen umgehen kann und vor mir hilfloser als ich steht und keine Ahnung hat was er sagen oder machen soll,wie ein Kind....ich bettele einfach um Verständnis ...**
Am besten ist es wenn sich dein Partner in diese Krankheit einliest, schenke ihm ein gutes Buch über Depressionen und Sozialphobie mach ihm klar, dass es nichts mit ihm zu tun hat, wenn es dir nicht gut geht. Denn Partner beziehen es oft auf sich und haben dadurch Schuldgefühle, darum ist es enorm wichtig, dass sie genau Bescheid wissen was Depressionen wirklich sind.
Alles Liebe
Epines