Hallo ihr lieben,
nachdem ich mich nun lange hier durchgelesen habe und mich in vielem einfach wieder erkennen konnte, schreibe ich mir hier nun auch die "Seele aus dem Leib". Und das ist das erste Mal, dass ich überhaupt alles in einen zusammenhängenden Text verfasse.
Ich denke, dass ich Depressionen habe, dazu stehe ich momentan unter ziemlichem Druck, da meine Ausbildung sich dem Ende neigt und die Abschlussprüfung quasi zum Greifen nah ist.
Ich denke, ich fange einfach mal an:
Meine Eltern heirateten nur, weil ich schon auf der Welt und mein Bruder unterwegs war. Klar, ich habe keine Schuld daran, aber ich hatte oft den Eindruck, dass sie nicht sehr glücklich waren. Streitereien, geschrei und gebrüll war an der Tagesordnung. Damit kam ich klar, ich hatte schon früh ein wirklich wundervolles Hobby gefunden, in das ich flüchten konnte. Dies waren und sind es immer noch: Pferde.
Ich muss sagen, dass ich doch glücklich aufgewachsen bin und hatte eine glückliche Kindheit, bis ich 14/15 Jahre alt wurde. In dem Alter fing ich langsam an, mich für Jungs zu interessieren. Leider begriff das auch mein Vater und ließ mich ab der Sekunde nicht mehr aus den Augen. Jedes Mal, wenn wir allein zu Hause waren, kam er in mein Zimmer...
Ich mochte mich irgendwann nicht mehr umziehen oder duschen gehen, da mein Vater quasi immer in der Nähe war... (ich denke, näher erläutern muss ich es nicht?)
Zum Schluss aß ich nichts mehr, bzw. konnte nichts mehr bei mir behalten, ich schlief kaum noch, Intimheit konnte ich mir nicht mehr vorstellen und fand mich nur noch abstoßend und ekeleregend.
So flüchtete ich mich so gut es aus der "realen Welt" war quasi 24 Stunden täglich bei meinem Pferd - ohne das Tier hätte ich diese Zeit nicht geschafft.
Als ich meinen ersten richtigen Freund fand, hörte mein Vater auf. Zum Glück!
Das Intimleben war mir nicht wichtig, ich lag immer auf dem Rücken und wartete bis es vorbei war, den Kopf dabei "ausschalten" war nicht.
Es war nicht besser geworden, ich hatte nichts verarbeitet und es auch niemandem erzählt.
Durch meinen Freund kam ich an Gras, erst saß ich nur daneben, später machte ich mit.
Meine Eltern merkten es natürlich und ich hatte keine Wahl, als damit aufzuhören, wenn ich nicht nach Kanada zu Verwandten geschickt werden wollte und mein Pferd beim Händler landet.
Mein Freund und ich trennten uns und wieder fiel ich in ein tiefes Loch.
Ich schaffte mein Fachabitur nicht und zu Hause war die Hölle los deswegen.
Das war vor ca. 3 Jahren, damals lernte ich meinen jetzigen Freund kennen, der mich dort raus holte und mit mir zusammen zog. Es ist meine erste richtige und ernste Beziehung und ich weiß, dass er viel mit mir aushalten muss.
Ich kann weder Diskutieren noch Streiten, mein Hals ist wie zugeschnürt und ich bekomme, egal wie sehr ich es möchte, keinen Ton heraus, das geht mir auch so, wenn ich über meine Gefühle oder Empfinden reden soll. Das wurde in meiner Familie nie gemacht, es wurde sich nicht entschuldigt und auch nicht über Gefühle o.ä. geredet.
Mittlerweile ist der Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr kann.
Jede Nacht habe ich Alpträume, weine egal wann. Durch das viele weinen und den wenigen Schlaf, habe ich täglich Kopfschmerzen.
Mein Freund weiß von der Sache mit meinem Vater und auch von der restlichen Vergangenheit, aber gerade jetzt kann ich mich ihm nicht mitteilen! Wo es doch eigentlich gerade jetzt so wichtig wäre.
Mein Hals ist wie zugeschnürrt, wir leben mittlerweile fast einfach nur noch nebeneinander her.
Manchmal habe ich das Verlangen, ihn zu berühren, meinen Arm um ihn zu legen oder einfach seine Hand zu nehmen, aber irgendetwas in mir hält mich zurück. :(
Mit meinem Ausbildungsbetrieb habe ich gesprochen, die wissen bescheid und sagen selber, dass ich mir Zeit nehmen soll.
Von meinem Arzt fühle ich mich ein wenig allein gelassen...
Er gab mir eine Liste mit Therapeuten, die ich abtelefonieren sollte.
Da ich dort soweit nichts erreichte, bekam ich die Nummer von der Tagesklinik und Antidepressiva, die mich müde machen sollten und hungriger, da ich ungewollt immer mehr abnehme.
Und mehr nicht.
In der Tagesklinik müsste ich mich anmelden, das Problem ist jedoch, dass die Mutter von meinem Freund dort die Ansprechpartnerin ist!
Das heißt, dass sie zwangsläufig mitbekommt, dass ich dort gern ambulant behandelt werden wollen würde.
Jetzt ringe ich mit mir, ob ich das möchte oder nicht, da es sie im Normalfall nichts angehen würde. Oder?
Momentan bin ich wieder täglich bei meinem Pferd, genieße jede Sekunde, denn dieses Tier ist -grob gesagt- das einzige, was mich im Moment am Leben hält.
Ich danke euch für das Lesen meines teilweise doch ziemlich verwirrenden Textes.
Erneut musste ich fest stellen, dass es mich wirklich noch oft zum weinen bringt, selbst, wenn ich nur darüber schreibe.
Aber es tut doch wider erwarten gut. :)