Guten Abend nach Mitternacht, moonshapedpool
Der nächtliche Sturm draußen hat mich hochgerissen, also guck ich mal hier rein, bevor ich wieder untertauche. Ich bin einer aus den älteren Semestern, lese das hier zufällig.
Obwohl ich wie offenbar Viele hier in einer ähnlichen Situation stecke, aus bestimmtem Grund lieber den Mund halten sollte, versuche ich auch etwas zu sagen.
Mich beschäftigt etwas:
Du sagst ganz vorn sinngemäß "seit dem 14. Lebensjahr ...". Bist inzwischen also etwa 31, d.h., in den s.g. "besten Jahren".
Du musst hier nicht die Gründe für alles angeben (wirklich nicht), aber die letzten 17 Jahre reichten offensichtlich nicht, um diesem Dilemma zu entkommen. Das ist mein Aufhänger.
Wenn ich an meine eigene(n) Begründung(en) denke – deren letzte "erst" knapp 12 Jahre her sind – dann weiß ich genau, was mich in meine Situation geführt hat. Erkenntnisse wie "selber Schuld" oder "der Mensch ist schlecht" oder "das war die letzte Chance" oder ähnlich sind es dann, die mir meinen eingeschlagenen Weg bestätigen. Nur eine Aufgabe musste noch abgearbeitet werden, dann ...
Will sagen: Ich habe Gründe ... also handfeste, nachweisbare, auf eine bestimmte Datenlage, auf bestimmte Tage, Stunden ... zurück verfolgbare Gründe für meine Entscheidung. Die aktuelle Lage ist unumkehrbar (denke ich noch immer und inzwischen erst recht) – also habe ich aufgehört, mir über Fragen wie "ginge es vielleicht doch wieder?" oder "kriegste das nochmal hin?" den Kopf zu zerbrechen. Heißt hier: Die Gründe für den Entschluss, allem den Rücken zu kehren und zu gehen, sind auch rechtlich überprüfbar da.
Was ich aus Deinem Text aber nicht recht herausfiltern kann.
Bisher könnte es auch sein, dass es eine interne, gesundheits-bezogene Begründung ist, die Dich nun bis zum Arzt brachte, der aber der falsche zu sein scheint. Den Schritt zum Psychlogen ... das kann ich nachvollziehen ... da stehen Mauern im Wege. Von der Terminbeschaffung ganz zu schweigen. Corona hat da noch tiefer reingehauen und für eine baldige Verbesserung der Situation gebe ich keinen Pfifferling. Die war ja zuvor schon miserabel ...
Du musst also selbst wieder raus finden aus dieser Kiste. Und hier liegt vielleicht (?) der Hund begraben.
Selbstmordgedanken kommen nicht, weil schlechtes Wetter herrscht – die haben wirkliche Gründe!
Dort müsstest Du hin, wenn Du sie abschütteln willst – absichtlich und konkret zu diesen Gründen hin. Sonst kriegst Du sie nicht zu fassen.
Wenn Deine Ursache(n) für das jahrelange Chaos auf Deiner ganz und gar persönlichen Ebene liegt (gesundheitsbedingt ... eine Krankheit z.B.), dann ist der mögliche Weg aus der Falle ein anderer, als wenn es vor 17 Jahren ein ganz konkreter Vorgang war, der Dich weiterhin verfolgt (vielleicht ein damals ev. selbstverschuldetes, schlimmes Ereignis, dass Dich nicht mehr los läßt oder was ähnlich "handfestes").
Der eventuell bestellte Psychologe würde zur Behandlung also einen Weg einschlagen, der genau diese alte, frühere Ursache berücksichtigt, ev. bewusst nochmal zum Thema macht.
Entweder würde er eine Wiederherstellung einer damaligen (guten) Situation versuchen, Dich auf den Weg zu einem neu zu beginnenden Anfang vorbereiten – oder er würde in die medizinische Richtung gehen.
Das ist nicht gerade, was ich von einem Allgemeinmediziner erwarte.
Weil der Ursprung, die Ursache Deines "Falles" zur Wiederherstellung oder Erreichung des einst gewohnten, wohl erträumten Lebensziels der wichtigste Angelpunkt ist.
Das aber gilt dann – so bilde ich mir das ein – ganz logisch auch für Dich selbst, wenn Du aus dem Dilemma endlich wieder raus möchtest. Will sagen: Um Dich selbst (ohne Arzt) zu befreien, wieder normal geradeaus denken zu können, müsstest Du meiner Ansicht nach das Ganze in aller Ruhe nochmal von vorn aufrollen. Das braucht Zeit und genaues Konzentrieren, eine Woche Urlaub in Nirwana – und eigene Ehrlichkeit.
Mit Hilfe eines wirklichen Freundes (oder einer Freundin), der/die wirklich zuverlässig scheint und zuhören m ö c h t e – die damalige Situation Stück für Stück aufarbeiten, oder Deine Gesundheitslage (falls die verantwortlich ist) so deutlich zu besprechen, dass Du doch einen Facharzt-Termin machst.
Anders, fürchte ich, kommst Du nach dieser langen Epoche allein nicht mehr zurande. Aufraffen und anpacken also. Später wird Dir Dein Spiegelbild dankbar zunicken ...
Hans