Hallo Mondblume,
hallo an alle übrigen im Thread,
Irgendwie bin ich gestern auf diese Seite gestoßen und an deinem Beitrag hängen geblieben. Damit dir (euch) mit mir eine erste Einordnung möglich ist: Immer wieder lange Zeiten mit Depressionen - aber auch lange Perioden, in denen ich "meine Ruhe" habe und dann dankbar bin auch für dieses (phasenweise grausige) Leben, das mir geschenkt ist.
Mich haben besonders deine Fragen berührt, da ich das von mir selbst so gut kenne. Gestern abend hebe ich im Fernsehen (3sat) einen Bericht über den Chef/Eigentümer von "Trigema" gesehen (Fabrik und Verkauf von Bekleidung). Dieser Mann kennt keine Fragen nach "sich selbst". Ich habe im Verlaufe meines Lebens einige Menschen mit einem solch unerschütterlichen, fast überdimensional aufgeblähtem, Selbstwertgefühl erlebt. Solche Menschen "funktionieren" deshalb so gut, weil eben gerade das, WOMIT sie "funktionieren" kaum jemals Irritationen erfährt: Ihr eigenes EGO. Und darin steckt tiefe Logik. Ich sage gleich, dass ich den Vergeich des Menschen mit jener Technik, die er selbst geschaffen hat, nicht für statthaft halte. Wenn ich gelegentlich solche Vergleiche anstelle, muss klar sein, dass sie nur innerhalb gewisser Grenzen gelten. Hat man z.B. eine Maschine, die nicht "rund" läuft, dann beginnt man, in oder an ihr "herumzuschrauben". Solange man sich aber mit der Maschine beschäftigt, kann diese nicht mehr das tun, wofür sie gebaut ist. Und nun der nicht ganz statthafte Vergleich:
Solange ich mich mit mir selbst beschäftige (beschäftigen muss), kann ich nicht mehr das tun, wofür ich "eigentlich auf der Welt bin". Nochmal etwas anders gewendet: Wer der Frage nachgeht, wie er nach dem Glück suchen soll (nach Zufriedenheit, Angenommensein....), der kann nicht nach dem Glück suchen. Weil: Er kann erst nach dem Glück suchen, nachdem er die Frage beantwortet hat, wie er es denn tun solle. Und ein letztes Mal in anderen Worten: Solange ich mich frage, WOHIN ich gehen soll, kann ich nirgendwo hin gehen. Denn ich kann erst losgehen, nachdem ich weiß, WOHIN.
Und nun der Fluch dieses Daseins: Wer einmal damit anfängt, an sich selbst Fragen zu stellen, der kann damit ein "Talent" begründen. Er kann sich auf einen Weg begeben, der tiefer führt und immer tiefer. Denn: Wo du eine Antwort findest, entstehen im gelebten Leben fast immer zwei drei neue. Dein Blick wird differenzierter. Du nimmst feinere Nuancen wahr. Du gerätst vom hundertsten ins Tausendste. Aber DIIIEEE Antwort findest du nicht.
Wer praktisch nie Fragen (an sich selbst) stellt, der ist (mit sich selbst) praktisch permanent auf dem Weg. So erlebte man diesen Chef von Trigema. Ein "Gefährt", das niemals stockt - ein "menschliches Getriebe", das einfach läuft wie geschmiert.
Nur eines: Sympathisch wirkte dieser Mensch dadurch ganz und gar nicht auf mich. Ganz im Gegenteil! Mir kommt das Frösteln, wenn ich solche Menschen erlebe.
zweiter Teil folgt.