Liebe Fee... ja, das kenn ich auch...
mein Bruder ist 2 Jahre jünger, und hier nur mal zwei Beispiele:
1. da war ich ungefähr 5 Jahre alt: am Spiegel bei uns im Flur waren Fingerabdrücke - ich bekam Schläge dafür, hab aber darauf bestanden dass ich das nicht war... schließlich haben meine Eltern die Fingerabdrücke von uns Kindern mit denen am Spiegel verglichen (stell Dir mal vor... wie abartig, oder?!) - und es hat sich natürlich rausgestellt, dass doch mein Bruder der "Schuldige" war. Aber natürlich wurde er nicht bestraft... und statt einer Entschuldigung für die Schläge, bekam ich zu hören: "Irgendwas wirst du schon angestellt haben, wofür du das verdient hast."
2. da war ich 18, wurde kurz zuvor von meinen Eltern vor die Tür gesetzt. Sie waren der Meinung dass ich kiffe (was ich erst danach angefangen haben *grins*) - mit dem Kommentar meiner Mutter, dass ich für sie gestorben bin, da ich angebl. mit Drogen zu tun hätte... so ganz "gestorben" war ich dann wohl doch nicht... irgendwann, einige Jahre später, rief sie mich ganz aufgelöst an, weil sie meinen Bruder beim Kiffen erwischt (!) hatte, und wissen wollte, was sie jetzt tun soll. Ich hab ihr gesagt "Lass ihn, er ist nicht der Typ für sowas, er hört sowieso wieder damit auf..." So war es dann auch, wieder einmal hat er keinen Ärger bekommen...
Trotz allem: das Verhältnis zu meinem Bruder war schon immer sehr gut. Er hat das nie wirklich "ausgenutzt", und ich war immer der Meinung, dass ER nichts dafür kann, dass die Eltern ihn bevorzugen. Ich mag ihn sehr, wir telefonieren oft, und wir sehen uns hin und wieder... auch wenn ich in ihm so oft meine Eltern wiedererkenne - er ist fast eine perfekte Kopie ;-)
Mit meinen Eltern bessert sich das Verhältnis erst seit ganz kurzer Zeit... wir müssen noch über sehr vieles reden... aber eins weiß ich schon: meine Eltern haben das nicht bewusst böswillig gemacht... für sie war es schwierig, mit mir zurecht zu kommen - sie dachten, ich will mit ihnen nichts zu tun haben (wenn sie z.B. mit meinem Bruder in Urlaub gefahren sind und mich nichtmal gefragt haben,ob ich auch mitwill), da ich mich immer sehr zurückgezogen habe, sie wussten nicht, wie sie mit mir und meinen Depris umgehen sollen... Trotzdem, vieles ist damals falsch gelaufen... aber ich möchte ihnen gerne noch eine Chance geben.
Was ich heute auch sehe: ich bin stolz darauf, mich alleine durchs Leben gekämpft zu haben, ohne diese ständige Unterstützung, die mein Bruder hat. Dadurch bin ich auch viel stärker als er... und vor allem: ich bin ich, genauso wie ich bin - und nicht nur eine Kopie von dem, was mir vorgelebt wurde...
Ganz liebe Grüße
von noch einer bösen Tochter ;-)