Stehe seit ein paar Tagen wieder im Ring gegen meinen übelsten Gegner, mich selbst. Niemand kann mich so gut fertigmachen wie ich. Ist schon komisch, für jeden Tipps und Ratschläge, nur mir selber will und kann ich nicht helfen. Alle sagen mir, bewundernswert, wie stark ich bin, nach der Geschichte mit meiner zukünftigen Ex- Frau, mich selbst in die Klinik eingewiesen und jetzt dabei, mir ein neues Leben aufzubauen. Aber keinen interessiert es wirklich, wie es mir geht. Und keiner weiss, wie es in mir aussieht. Wie auch, ich rede ja nicht darüber...aber unter uns, da in mir drin, ganz tief versteckt, da sitzt ein kleiner Junge, nackt und hilflos, allein in der Kälte. Und mit leerem Akku. Nichts geht mehr. Mein Kampf gegen die Krankheit, gegen mich selbst, gegen diese Stimme in mir drin, die mich fertig macht, gegen die Gedanken, wieviel besser doch diese Welt ohne mich dran wär. Schuld und Selbstvorwürfe wegen meines ganz persönlichen Versagens. Konnte noch nicht mal meine Familie zusammen halten, nicht mal das.
Was ich selber durchgemacht habe, was ich meinen Kindern niemals antun wollte, genau das passiert. Und wenn man sich dieses Stück Dreck anschaut,
gegen den meine zukünftige Ex eingetauscht hat, echt lächerlich. Was habe ich Ihr nur angetan? Versuche, meine Gedanken zu ordnen und neu anzufangen, und was mach ich? Dieselben Fehler wie immer. Sehe wieder Liebe, wo keine Liebe ist. Verknalle mich in eine Frau, die alles ist, aber nicht gut für mich. Abgesehen davon, dass sie sicher was Besseres als mich verdient hat. Habe versucht, mir helfen zu lassen, habe mich auf Therapien und Medikamente eingelassen, war lange in der Klinik, bloß um festzustellen, dass es mir jetzt noch fast noch dreckiger geht als vorher. Wollte mich um einen ambulanten Therapeuten kümmern, von nun mehr als 60 Anrufen stehe ich schon bei zweien auf der Warteliste. Echt umwerfender Erfolg. Mann, kann mich denn keiner vor mir selbst schützen? Will eigentlich noch gar nicht abtreten, aber was soll mir helfen? Nochmal in die Klinik? Geht nicht, kann ich mir erstens gar nicht mehr leisten und zweitens, ich war ja schon da, solange ich drin war, war alles in Ordnung und jetzt? Manche nennen das den postklinischen Absturz. Aber jetzt schon über mehrere Wochen? Also können die mir auch nicht wirklich helfen.
Jetzt sitze ich allein in meiner kleinen Wohnung vor dem PC, schaue auf meine *** , und schon wär Ruhe, endlich Ruhe. Keine selbstzerstörerischen Gedanken mehr, gegen die ich so gut wie keine Abwehr habe, kein Selbsthass mehr, keine Angst- und Panikattacken mehr, nur noch Stille, endlose Stille. Aber halt, das darf ich ja nicht, habe noch Kinder, die zwar mittlerweile ganz gut ohne mich klar kommen. Sicher, sie lieben mich, aber trotzdem geht das Leben für sie weiter. Meine zukünftige Ex ist glücklich mit diesem Arsch, der wirklich einmal einer meiner besten Freunde gewesen ist. Zeugt doch von meiner immensen Menschenkenntnis. Tja, das Leben geht weiter, nur wahrscheinlich ohne mich. ich habe schon Stärkere an dieser Erkrankung kaputt gehen sehen. Ist keine Schande, Schluß zu machen, wenn man nicht mehr gebraucht wird. Habe es wirklich und ehrlich versucht, wieder aus diesem Höllenloch wieder heraus zu kommen, aber mit jeder Bewegung befördere ich mich tiefer in den Abgrund. Mann, einmal nur den Finger krumm machen und alles wäre vorbei, und trotzdem, ich schaffe es einfach nicht. ich bekomme diesen letzten Schritt nicht hin, halt einfach nur zu feige. Ausserdem habe ich schon mehr als einmal mit ansehen müssen, wohin missglückte Suizidversuche führen können. Nicht immer ist Wissen gut. Aber wie weitermachen? Den Rest des Lebens als trauriger, mutloser Mann weitermachen? geht auch nicht, echte Zwickmühle. Nu ein bisschen Mut, ein Knall und alles wäre vorbei. Nur was kommt danach? Wer weiss, wie es danach weitergeht? Werde ich vielleicht bestraft? Ober muß ich dann den ganzen Mist nochmal durchmachen Ich weiss es nicht. Und ich weiss auch nicht, wie ich weitermachen soll. Aber eins weiss ich: Das Leben geht weiter, aber irgendwann, an einem uns unbekannten Zeitpunkt endet es.
Ganz ohne Nachhilfe durch mich. Und das ist wirklich tröstlich. Muß mich also nur noch bis zum offiziellen Lebensende durchschlagen. Ich denke, eher wachsen am Nordpol Palmen, als dass ich das schaffe. Meno, was hat sich unser Schöpfer bloß dabei gedacht, als er uns diese Krankheit geschenkt hat. Keine Angst, ich puste mir jetzt nicht einfach den Kopf weg. Aber ich mußte das einfach mal loswerden
Paßt alle auf Euch auf
lG
Imepenem