Liebe Ginger,
das klingt in der Tat alles andere als schön – und meiner Meinung auch nicht nach besonders verantwortungsbewusstem Handeln der Ärzte / Pfleger!
Vielleicht steht es mir gar nicht zu, darüber zu urteilen, da ich selbst noch nie in einer Tagesklinik war und daher auch nicht so genau weiß, wie es dort abläuft / auflaufen sollte. Aber dass einem Patienten in akuten Krisensituationen geholfen wird – in welcher Form auch immer – darf man, denke ich, schon erwarten. Deshalb macht es mich ein wenig stutzig, dass Du dort so "abgewiesen" wurdest, nicht mal ein vernünftiges Gespräch führen konntest und Dir stattdessen anhören musstest, diesen Zustand nur vorgespielt zu haben, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Wollte Deine Therapeutin Dir damit vielleicht sagen, dass sie vermutet, dass Du Dich viel zu sehr in die Situation hineingesteigert hast oder ähnliches? Konfrontation? Ein "versteckter" Denkanstoß, damit Du die besagten Situationen selbst noch einmal reflektierst und überlegst, wie es anders hätte laufen können?
Und warum durften sich Deine Mitpatienten nicht um Dich "kümmern"? Wie wurde das begründet? Auf Anhieb fallen mir da zwei Möglichkeiten ein – anders kann ich es mir gerade nicht erklären: Entweder sollte es zum "Schutz" der anderen Patienten sein, da es diesen wahrscheinlich auch nicht besonders gut geht und sie ihre eigenen Probleme / Schwierigkeiten haben, mit denen sie sich auseinandersetzen sollen. Oder Du solltest ganz auf Dich allein gestellt sein, um Wege oder Methoden zu erlernen, wie Du Dich ohne Hilfe anderer beruhigst und aus solchen Krisen- / Belastungssituationen herauskommen kannst. Du bist schließlich nicht zur vollstationären Behandlung dort, sondern in einer Tagesklinik – ab nachmittags oder abends bist Du somit auch auf Dich allein gestellt und musst schauen, wie Du dann zurecht kommst.
Ich erinnere mich an ein ähnliches Erlebnis: Während ich zum stationären Aufenthalt in der Klinik war, gab es eine Situation, die Dissoziationen, Flashbacks und schlussendlich eine heftige Panikattacke in mir ausgelöst hat. Ich kam vorübergehend auf die geschlossene Station und habe dort auch keine direkte Hilfe bekommen. Mein Gedanke war die ganze Zeit: "Verdammt, gebt mir doch irgendwas zum Runterkommen oder sprecht mit mir, ich halt das alleine nicht aus!". Aber mir wurden weder Medikamente gegeben noch hat einer der Pfleger/innen mit mir gesprochen oder versucht, mich zu beruhigen. Und ich habe die Situation dennoch überstanden, "einfach" ausgehalten. Es war das erste Mal seit Monaten, dass ich eine Panikattacke ohne Medikamente überstanden habe und mich allein wieder beruhigen konnte. Zwar waren diese Stunden der reinste Horror für mich, doch haben sie mir gezeigt, dass ich es auch allein schaffen kann.
An Deiner Stelle würde ich das alles aber nochmal in einer ruhigen Minute ansprechen und genauer hinterfragen, denn wenn Du die Handlungsweise der Therapeutin und Krankenschwestern verstehst, kannst Du evtl. besser damit umgehen, wenn sich solche Vorkommnisse wiederholen (sollten).
Alles Liebe und viele Grüße
Ina