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Autor Thema: Sehr entäuscht  (Gelesen 1510 mal)

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Ginger 39

  • Gast
Sehr entäuscht
« am: 06 November 2013, 16:01:05 »

Hallo ihr Lieben!
War jemand von euch schon mal in einer Tagesklinik oder ähnlicher Institution und fühlte sich nicht gut aufgehoben???
Habt ihr da akute Hilfe gebraucht und nicht bekommen???
Bei mir ist es so passiert. Ich brauchte akute Hilfe weil ich wieder in eine Krise geruscht bin und konnte mich aber nicht mehr selber runter regulieren. Doch es hat mir niemand geholfen,kein Gepräch mit einem Therapeuten. Der Arzt hatte angeblich auch keine Zeit für mich. Ich wurde blöde angemacht von den Krankenschwestern,ich solle mich gefälligst selbst regulieren. Habe ohne Ende geweint bis ich sogar Nasenbluten bekam. Auch da keine Hilfe. Und in diesem für mich kritischen Zustand haben sie mich dann nach draußen geschickt! Selbst die Mitpatienten haben an diesem Tag Verbot bekommen,sich um mich zu kümmern und dabei waren das die einzigen die sich in dieser für mich schlimmen Situation um mich gekümmert haben.
Nach meinem gestrigen Einzel bei der Thera habe ich dann ganz und gar das Vertauen verloren. Statt mir richtig zuzuhören und ein wenig Verständnis für mich zu haben hat sie mich da richtig nieder gemacht. Mein Verhalten wäre nicht in Ordnung gewesen und ich würde das alles ja nur mit Absicht machen um Aufmerksamkeit zu bekommen. Nach 10min war mein Einzel beendet und sie hatte es wieder geschafft mich zum weinen zu bringen und mich wieder in diesem Zustand mir selbst zu überlassen!
Ich bin so enttäuscht und verletzt das ich da gar nicht mehr hingehen mag. Hat jemand von euch auch schon solche Erfahrungen gemacht???  Hat jemand einen Rat für mich wie ich damit umgehen soll???

Ginger
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Ina

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Re: Sehr entäuscht
« Antwort #1 am: 06 November 2013, 16:58:48 »

Liebe Ginger,

das klingt in der Tat alles andere als schön – und meiner Meinung auch nicht nach besonders verantwortungsbewusstem Handeln der Ärzte / Pfleger!

Vielleicht steht es mir gar nicht zu, darüber zu urteilen, da ich selbst noch nie in einer Tagesklinik war und daher auch nicht so genau weiß, wie es dort abläuft / auflaufen sollte. Aber dass einem Patienten in akuten Krisensituationen geholfen wird – in welcher Form auch immer – darf man, denke ich, schon erwarten. Deshalb macht es mich ein wenig stutzig, dass Du dort so "abgewiesen" wurdest, nicht mal ein vernünftiges Gespräch führen konntest und Dir stattdessen anhören musstest, diesen Zustand nur vorgespielt zu haben, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Wollte Deine Therapeutin Dir damit vielleicht sagen, dass sie vermutet, dass Du Dich viel zu sehr in die Situation hineingesteigert hast oder ähnliches? Konfrontation? Ein "versteckter" Denkanstoß, damit Du die besagten Situationen selbst noch einmal reflektierst und überlegst, wie es anders hätte laufen können?

Und warum durften sich Deine Mitpatienten nicht um Dich "kümmern"? Wie wurde das begründet? Auf Anhieb fallen mir da zwei Möglichkeiten ein – anders kann ich es mir gerade nicht erklären: Entweder sollte es zum "Schutz" der anderen Patienten sein, da es diesen wahrscheinlich auch nicht besonders gut geht und sie ihre eigenen Probleme / Schwierigkeiten haben, mit denen sie sich auseinandersetzen sollen. Oder Du solltest ganz auf Dich allein gestellt sein, um Wege oder Methoden zu erlernen, wie Du Dich ohne Hilfe anderer beruhigst und aus solchen Krisen- / Belastungssituationen herauskommen kannst. Du bist schließlich nicht zur vollstationären Behandlung dort, sondern in einer Tagesklinik – ab nachmittags oder abends bist Du somit auch auf Dich allein gestellt und musst schauen, wie Du dann zurecht kommst.

Ich erinnere mich an ein ähnliches Erlebnis: Während ich zum stationären Aufenthalt in der Klinik war, gab es eine Situation, die Dissoziationen, Flashbacks und schlussendlich eine heftige Panikattacke in mir ausgelöst hat. Ich kam vorübergehend auf die geschlossene Station und habe dort auch keine direkte Hilfe bekommen. Mein Gedanke war die ganze Zeit: "Verdammt, gebt mir doch irgendwas zum Runterkommen oder sprecht mit mir, ich halt das alleine nicht aus!". Aber mir wurden weder Medikamente gegeben noch hat einer der Pfleger/innen mit mir gesprochen oder versucht, mich zu beruhigen. Und ich habe die Situation dennoch überstanden, "einfach" ausgehalten. Es war das erste Mal seit Monaten, dass ich eine Panikattacke ohne Medikamente überstanden habe und mich allein wieder beruhigen konnte. Zwar waren diese Stunden der reinste Horror für mich, doch haben sie mir gezeigt, dass ich es auch allein schaffen kann.


An Deiner Stelle würde ich das alles aber nochmal in einer ruhigen Minute ansprechen und genauer hinterfragen, denn wenn Du die Handlungsweise der Therapeutin und Krankenschwestern verstehst, kannst Du evtl. besser damit umgehen, wenn sich solche Vorkommnisse wiederholen (sollten).



Alles Liebe und viele Grüße

Ina
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Adrenalinpur

  • Gast
Re: Sehr entäuscht
« Antwort #2 am: 06 November 2013, 22:46:41 »

Was ich denke - das ist in allen Krankenhäusern, Altenheimen und sozialen Einrichtungen leider so ist: Das Personal, egal ob Pfleger, Arzt, Therapeut ist leider demotiviert, unterbezahlt, gestresst und deshalb bleibt leider sehr vieles auf der Strecke was wichtig wäre. Die Politiker interessiert das scheinbar gar nicht mehr, sie sumpfen darin gegeneinander Dreck zu schleudern und das wars schon.

Ja man sollte solche Erfahrungen sammeln und vielleicht auch damit an die Öffentlichkeit gehen, auch wenn das heftig ist wenns einem selber nicht so gut geht
Gespeichert
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