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Autor Thema: 2 Wochen ohne ihn  (Gelesen 887 mal)

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Verzweifelte Mutter

  • Gast
2 Wochen ohne ihn
« am: 10 März 2016, 21:19:52 »

Jetzt werden es 2 Wochen. Ohne ihn!!! Ich weiß nicht ob das eine Seele in meiner Brust ist die ich fühle.  Ich bin schon länger kein gläubiger Mensch mehr.  Aber was ist es sonst, das so schmerzt. 
Man hört schon mal, dass sich jemand das Leben genommen hat. Das tut einem dann sehr leid.  Ich konnte mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen,  was das in Wirklichkeit bedeutet.
Ich kann es nicht aushalten.  Nicht richtig schlafen, esse nur so viel wie nötig um nicht umzufallen.
Muss funktionieren für den Rest der Familie.  Kann die Angst nicht ertragen,  dass meinem anderen Sohn etwas passieren könnte.
Um ihm ein erträgliches Leben zu ermöglichen spiele ich die Starke. In Wirklichkeit fahre ich mit dem Auto rum, wenn ich es nicht mehr aushalte und schreie bis ich heiser bin.
Als ich meinen Sohn damals das erste Mal sah,  kapierte ich zum ersten Mal was Liebe bedeutet.  Das blieb bis zu seinem Tod so. Ich nahm es keinen Tag für selbstverständlich ihn oder seinen Bruder zu haben.
Im ganzen Freundeskreis wurde ich deswegen oft belächelt. 
Als er den Motorradschein wollte traf mich das hart. Aber ich habe gelächelt und ihn unterstützt,  da ich immer sage unsere Jungs ihr eigenes Leben leben müssen.
Und jetzt - nur Schmerz. In einer Dimension die so unvorstellbar ist wie sonst nichts. Leere, Angst und eine Sehnsucht die ich gar nicht beschreiben kann.
Er hat mich zurückgelassen,  ohne Ausweg.
Ich bin zum weiterleben verdammt.  Niemals könnte ich das einem anderen Mensch antun.
Und so bleibe ich in dieser Hölle. Keiner soll sagen "es wird schon wieder ". Was für eine Beleidigung.
Nichts wird wieder.  Aber ich bleibe für meinen wundervollen lebenden Sohn.
Ihr wollt Euch umbringen.  Das bedeutet für Eure Angehörigen ein Leben in der Hölle.
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Wolke

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Re: 2 Wochen ohne ihn
« Antwort #1 am: 11 März 2016, 09:14:34 »

ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll...vielleicht so..ich bin auch mutter zweier kinder, depressiv....mit suizidgedanken und funktioniere
es gibt da auch keine tröstenden worte für dich, es geht jetzt ums aushalten, neu finden, mit dieser situation, in die man da hineinkatapultiert worden ist umgehen lernen
mein erster gedanke war, als ich es las, deine trauer schwingt in wut über, was auch ein teil der trauerbewältigung sein kann und auch darf, ich denke auch, wenn ein wenig zeit vergangen ist, dir eine gruppe suchst, mit solchen menschen die, wie du in dieser situation stecken, ein kind/angehörigen/ehemann/ehefrau durch den suizid verloren haben, dir die eventuelle tipps geben können wie es ein wenig leichter zu ertragen ist, gegebenenfalls auch eine therapie anstrebst wenn du dazu bereit bist
ich denke, hier wirst du keine antworten auf deine  fragen finden, die wirst du eventuell niemals, egal wo, ich weiß nicht wie euer verhältniss gewesen ist miteinander usw, ob du einen partner/freunde hast mit denen du sprechen kannst, ich denke aber auch das es nicht dein anderer sohn sein sollte, ich denke das würde ihn glaube überfordern, oder ihr macht eine gemiensame therapie, eventuell auch mit deinem partner, wenn es einen gibt

dein letzter satz hat mich iwi getroffen, es ein leben in der hölle ist,
das ist es auch für die depressiven die damit tagtäglich zu kämpfen haben, in familien leben, sich verstecken aus scham, schuldgefühlen, nichts wert zu sein suizidgedanken jeden tag etc, ich als depressive mutter erlebe diese hölle tagtäglich, wenn man muss aber nicht kann, es einem so unsagbar schwer fällt seine kinder anzulächeln, die man über alles liebt, für sie alles tut, gar keine frage, das ist meine pflicht, über meine eigenen grenzen jeden tag gehen muss, das ist auch eine form der hölle...nur auf der anderen seite

ich wünsche dir/euch einen weg zu finden der es für euch erträglich macht, damit umzugehen

Wolke
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Verzweifelte Mutter

  • Gast
Re: 2 Wochen ohne ihn
« Antwort #2 am: 11 März 2016, 21:26:27 »

Danke für deine Antwort.
Natürlich habe ich eine gewaltige Wut in mir.
Wir waren in unserem Ort "die" glückliche Familie.  Wir sind schon lange verheiratet gewesen und hatten jede Hoffnung auf Kinder aufgegeben als wir unseren ersten Sohn bekamen.  Aber nicht nur das, knapp zwei Jahre später wurden wir nochmal mit einem Sohn beschenkt.
Achtzehn Jahre durften wir ein Glück genießen,  das uns selbst immer verwunderte.
Unsere Kinder hatten keinerlei Schwierigkeiten in der Schule oder im Privatleben.  Meine Freundinnen sagten immer ich hätte ein Hollywood - Leben.
Sie waren beide kerngesund, lebenslustig,  hatten beide Freunde und waren glücklich verliebt.
Unser großer Sohn war immer etwas stiller, extrem hilfsbereit und sehr beliebt.  Vielleicht ein bisschen zu gut für diese Welt. Unser jüngerer Sohn kann auch mal nein ssgen. Das tat sein großer Bruder nie. Er wurde manchmal ganz schön ausgenutzt, lachte aber darüber und sagte immer: ich machs doch gerne.
Vor ein paar Monaten bemerkten wir, dass es Schwierigkeiten in seiner Lehrstelle gab (Mobbing).
Wir wollten dass er die Lehrstelle wechselt, aber er hat immer gesagt, er will das durchziehen. Es wären ja nur noch ein paar Monate.
Doch leider war es viel schlimmer als wir wussten.
Jetzt ruft sein Chef bei uns an. Er wird mit seiner Schuld nicht fertig. Sein Psychologe hat bei mir angerufen. Wir müssen ihm vergeben,  sonst kann er nicht darüber hinweg  kommen. Da war mein Sohn noch nicht mal beerdigt.  Sehr professionell oder?
Ja ich bin wütend. Auf seinen Chef, auf mich und darauf nichts mehr ändern zu können.
Natürlich habe ich professionelle Hilfe angenommen und werde meine Trauer nicht mit seinem Bruder  verarbeiten.
Unser jüngerer Sohn hat eine schöne Jugend verdient.  Seine Freunde gehen nach wie vor bei uns ein und aus.
Es wurde auch schon wieder gelacht. Da haben sie mich ganz erschrocken angeschaut.  Ich habe ihnen gesagt, dass  ihr Lachen Balsam auf meiner Seele ist.
Als sie in seinem Zimmer verschwunden sind bin ich spazieren gegangen und habe geweint. Um meinen armen toten Sohn, der sowas nie wieder erleben darf.
Ich werde weiterleben. Für meinen Sohn, für meinen Mann. Ich würde es nicht fertig bringen ihnen so etwas anzutun.  Wie sollten sie je darüber hinwegkommen.
Halte durch. Für deine Kinder. Tag für Tag.  Und sei jeden Morgen stolz, dass du wieder eine Nacht überstanden hast.  Dann geh den neuen Tag an.
Ich wünsche dir viel Kraft und bin in Gedanken bei dir.
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