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Autor Thema: Schuld und Schuldgefühle  (Gelesen 4436 mal)

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nubis

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Schuld und Schuldgefühle
« am: 11 November 2010, 09:46:22 »

Hallo


Also – ich möchte hier mal ein Thema auf den Weg bringen, dass mich (wie vermutlich viele Andere hier auch) immer wieder beschäftigt.

Ich hatte grade erst in dem Thread von @k etwas dazu geschrieben, weil ich glaube, es ist ein großer Unterschied, ob ich mich mit Schuldgefühlen plage, oder ob ich eine Schuld annehme.

Während einen Schuldgefühle – ob berechtigt oder nicht – auffressen können, kann ich nach dem Eingeständnis: ich habe einen Fehler gemacht! – daran arbeiten und damit weitergehen.


Ich denke, im Falle grober Fahrlässigkeit oder bei absichtlichem Verhalten gibt auch von Außen Schuldzuweisungen – aber für den Einzelnen in seinem Schuldgefühl ist es unerheblich, ob jemand sagt: ‚du warst es’ – oder ab man es ‚nur’ selbst so empfindet.
Im Gegenteil – je irrationaler das Schuldgefühl, desto tiefer sitzt es manchmal, weil es eben nicht greifbar – und damit nicht auflösbar ist.


Mein Ansatz ist, sich einzugestehen, dass etwas schief gelaufen ist.
Ehrlich zu sich selbst sein: wie war die Situation? Was ist schief gelaufen?
Wieso habe ich so gehandelt?
Nicht nur daran festbeißen: hätte ich dies oder jenes so oder so gemacht, dann…

Sondern so ehrlich sein, dass man ‚nur’ Mensch ist.
Nicht in die Zukunft schauen kann – und die Vergangenheit nicht ändern kann.

Es gibt tagtäglich unendlich viele Möglichkeiten die Einfluss nehmen.
Kann man wirklich immer alle beeinflussen?
Kann man wirklich sicher sein, dass eine einzelne Entscheidung alles geändert hätte?


Ohne jetzt von Gott und Schicksal faseln zu wollen – aber vielleicht sollen manche Dinge einfach so sein…

Tatsache ist nun mal, dass man mit seinem Verhalten Einfluss nimmt.
Und dass man die letztendlichen Konsequenzen niemals alle abschätzen kann.
Dass man in der jeweiligen Situation Gründe hatte so zu handeln und man sich diese Gründe nochmal deutlich vor Augen halten sollte.
Und wenn man dann für sich selbst feststellt, dass die Gründe so ein handeln eigentlich nicht gerechtfertigt haben, dann die Schuld annehmen und sie als Lehre mit auf den Weg nehmen.

Damit kann ich zumindest leben.





Ich poste das hier extra im Gästebereich, weil ich durchaus an einem feedback interessiert bin.

Sollte das aber aus dem Ruder laufen, wird der Thread umgehend gelöscht.

Also bitte: wer hierzu etwas schreiben möchte hält sich bitte an die gängigen Regeln.


nubis
« Letzte Änderung: 11 November 2010, 10:19:35 von nubis »
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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #1 am: 11 November 2010, 12:43:16 »


... im Michschuldigfühlen bin ich ganz toll,warum ich mich auch nicht gerade selten,mit Schuldgefühlen rumplage.

Als Kind und Jugendliche,bekam ich grundsätzlich,von
meiner Mutter,für alles und jeden die Schuld.
Auch wenn mir etwas fehlgeschlagen ist,was eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre.Oder ich nichtmal anwesend war,
bzw. 100%ig keine Schuld hatte.

Dadurch fällt es mir heute noch schwer,da mal genauer hin zu sehen,bevor ich rufe:"Hey Leute ich hab`die Schuld !"

Aber es gelingt mir zunehmend das abzulegen.
Ein Rest Unsicherheit bleibt dennoch oft.

... und nicht immer,empfinde ich eine Schuldfrage überhaupt als angemessen.

L.G. Fee
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nubis

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #2 am: 11 November 2010, 13:57:29 »

***... und nicht immer,empfinde ich eine Schuldfrage überhaupt als angemessen.***

Nun ja ...angemessen oder nicht: Schuld bezeichnet im psychologischen Sinne die Überzeugung etwas Falsches getan zu haben.
(Jedenfalls ist das auch die Schuldfrage, die ich meine)


Ich denke, es hat einen Automatismus, dass man Handlungen - seine Eigenen ebenso wie die der Anderen - einer Wertung unterzieht - ganz nach individuellen Gesichtspunkten.

Was 'richtig' und was 'falsch' ist, lernt man im Laufe seines Lebens und jeder hat dem Erlernten nach, eigene Ansichten dazu, wobei sich viele decken werden, da sie gesellschaftlichen und moralischen Normen zugrunde liegen.

Vieles ist aber eben Individuell.

Ich denke, die Frage ist weniger, ob Andere einem Schuld zuweisen - wenn man sich selbst sicher ist richtig gehandelt zu haben, nimmt man das nicht an.
Aber eben auch nicht, wenn man selbst überzeugt ist einen Fehler begangen zu haben ...da können andere noch so aufrichtig sagen, man habe keine Schuld.

Die Frage ist vielmehr: wenn man meint, Schuld zu haben - und dies vielleicht auch aus anderer Sicht so gewertet wird - wieso fällt es dann so schwer zu sagen: ja, ich habe einen Fehler gemacht. Aus heutiger Sicht.
In der Situation wusste ich das aber nicht.
Damals erschien die Handlung richtig - dass sich im Nachhinein Konsequenzen ergeben haben, die ich nicht bedacht - und nicht beabsichtigt - habe, bedaure ich.

Und diesen Fehler - dieses Päckchen Schuld - auf sich nehmen und damit weitermachen?
« Letzte Änderung: 11 November 2010, 13:58:16 von nubis »
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Strider

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #3 am: 11 November 2010, 15:10:09 »

Ich denke das daß Annehmen von Schuld so wie Nubis das beschreibt dazu gehört.
Das Annehmen, sich seiner Vergangenheit stellen, vielleicht auch sich zu Entschuldigen gehört zum Loslassprozess und den braucht man um eine Heilung zu erreichen.
Es gibt in meiner Vergangenheit so manche Geschichte die mich nicht loslässt, die ich mit mir rumschleppe und nie loswerden kann, weil es nie wieder ein Kontakt geben wird, denn was bei mir leider fast immer dazu gehört, ist das ich ein Gespräch führen muss darüber und Positionen offen lege möchte. Verletzungen anführen, Gründe aufzeigen.
Dabei geht es nicht darum die "Schuld" zu verkleiner, ein wichtiger Aspekt ist das Erklären!

Warum sind Gefühle verletzt worden, warum konnte ich nicht anders handeln, wer hat wirklich welche Anteile.
Es ist schon so das ich nach Schuld suchen muss, um diese dann zuordnen zu können und dann der Heilungsprozess beginnen kann. Dabei geht es gar nicht um ein Ablenken, doch Verantwortungen müssen klar sein, Man erreicht dieses Ziel nur nicht immer!

Ich denke auch das das Thema Schiksal da gar nicht so fehl am Platz ist. Viele dieser Schuldthemen fördern ein tieferes Verständniss unserer Selbst zu Tage!
Sie erklären uns wer wir sind oder waren und geben uns die Möglichkeit in der Reflektion eine Veränderung hervor zurufen.
Nicht immer ist Schuld auch mit dem Stigma des schlechten behaftet oder nur als grob fahlässig zu werten. Schuld kann oft ein Missverständniss sein, zu wenig Austausch, eine kleine Nuance zu viel und schon hat man etwas zerstört oder jemanden verletzt. Wo ist da die Schuld?
Fahrlässigkeit, unerfahrenheit, Schiksal, Willen?

Womit ich noch nicht ganz klar bin ist der Bewertungskomplex der zur Schuld gehört.
Ich weiss das manche davon ausgehn das wenn Du Schuld spürs,t Du automatisch schuldig bist, ich denke das nicht so.
Es gibt Momente wo ich eine Schuld wirklich loslassen kann und Momente wo sie in mir gräbt und arbeitet.
Kann man einen dieser Anteile als Schuldeingeständniss sehn?
Ich bin mir da nicht mehr sicher und ich denke da wird gerne pauschalisiert, weil Schuld auch von anderen Gebraucht wird um zu kontrollieren oder jemanden klein zu halten.
Schuld ist also auch ein Macht und Ohnmachtsmittel!

Ein Teil ist wohl einfach anzuerkennen was unsere Anteile sind und zu lernen den Rest dort zu lassen, wo deren Verantwortung liegt. Noch heute schwer für mich.

Viel schwieriger wird es bei dem Thema wo Schuld uns von aussen zugewiesen wird.
Wenn dann noch dazu kommt das wir unsere Schuldigkeit nicht sehn oder sogar fest im Glauben sind keine Schuld zu haben, wird es ganz schwierig. Jeder versucht doch seine Schuldigkeiten loszuwerden, sie zu tilgen, doch wird das immer zugelassen?

Ich mach mal Stop, sonst wirds zuviel. zu diesem Thema gibts noch soviel zu sagen und wir kratzen denke ich grad noch an der Oberfläche.
Es ist in mir schon jetzt fast zu viel.

Schuldigkeit wurde immer gebraucht um Menschen klein zu halten! Um uns selbst zu verkleiner!

Es braucht nichtmal zwei dafür, es reicht sich selbst zu verurteilen.......

Ich zwing mich mal zu stoppen!
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Sintram

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #4 am: 11 November 2010, 15:29:51 »

Ich hock jetzt hier die ganze Zeit vor dem goldenen Schlüsselchen und weiß nicht, ob ich´s benutzen soll... :-/

Wer an seiner Menschwerdung und Selbstfindung interessiert ist, wer sich Gedanken macht über sich und die Welt in der er lebt, kurzum wer Bewusstsein entwickeln und Gewissensbildung und -erfoschung betreiben will-
der kommt über kurz oder lang unweigerlich an den Punkt, an dem er Fehler einsieht und Schuld bekennt, egal ob grade eben gemacht und begangen oder in grauer Vorzeit.
Selbst dann noch, wenn er diese bisher erfolgreich verdrängt oder auf andere geschoben hat.

Er wird zumindest sich selbst Fehler und Schuld eingestehen und im Falle eines Falles auch vor anderen- was ihm jedoch selbst überlassen bleibt. Das ist eine Frage des Vertrauens oder des inneren Abstandes zu seinen (Un)Taten.
Der Umgang damit bleibt im Grunde jedem Menschen selbst überlassen.

Wer jedoch glaubt im Recht zu sein und das einzig Richtige oder vermeintlich Mögliche gemacht zu haben, weil ihm der eigene Vorteil und sein Ich über alles geht und ersie dieselben zur Maxime ihresseines Handelns gemacht hat-
sprich wer sagt: Ließ sich nicht vermeiden, bedauerlich, aber leider nicht anders zu machen, nun, man muss ja schließlich auch mal an sich selbst denken, sonst kommst du ja nie zu etwas...

nun, der wird auch nicht von Gewissensbissen geplagt, schüttelt "seufzend" den Kopf über Schuldzuweisungen und macht auch die größte Gemeinheit noch zu einer rationellen Heldentat.
Sprich er plagt sich erst gar nicht mit so etwas wie Gewissen herum. Er ist der Gute und Gerechte, der immer das tut, was sein nicht vorhandenes Gewissen von ihm verlangt.

Wer also fragt: hab ich wirklich schuld?, der befindet sich bereits mitten in der Gewissensprüfung und ist ebenso in der Lage, die Verantwortung für einen etwaigen Beitrag in Form eines Fehlers zu übernehmen.
Oder seine tatsächliche Unschuld (an)zu erkennen.

Und wer sich diese Frage nicht stellt, taucht auch in keinem Forum damit auf.

Meine -ganz persönliche- Meinung dazu.

LG
Sintram

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Sergio(Guest)

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #5 am: 11 November 2010, 16:15:21 »

Ja ist schon klar was du damit sagen willst, Sintram nuuur

was soll denn die Schlussfolgerung sein, sollst du als Unbeteiligter fremder Mensch nun einen Freifahrtsschein geben, NEIN du bist nicht Schuld obwohl ich deine Geschichte überhauptnicht wirklich kenne.

Und dann die Frage an sich, "andere Menschen sagen ich hab Schuld, hab ich Schuld?"

Richtige Antwort wäre gewesen, ich kann dir nicht sagen ob du Schuld hast, weil ich deine Geschichte nicht wirklich kenne, du musst selbst wissen ob du Schuld auf dich geladen hast. Übrigens hat Schuld die unterschiedlichsten Wertung, man kann auch Schuld durch wegsehen auf sich laden usw.

Ich kann auch einem SS Verbrecher keine Schuld abnehmen, weil er vielleicht seine Taten bereut, das mag ja alles sein, nur kann ich ihm diese Schuld nicht abnehmen, seine innere Schuld muss jeder selbst bearbeiten für sich allein, dann findet man auch Frieden nicht anders.
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nubis

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #6 am: 11 November 2010, 16:22:02 »

@Sintram

Musste grade grinsen: ***Und wer sich diese Frage nicht stellt, taucht auch in keinem Forum damit auf. ***

Das stimmt wohl^^ - also werden wir vermutlich in dieser Richtung kaum Antworten bekommen.


Etwas anders sieht es natürlich aus, wenn man zwar eigentlich - vom Kopf her - weiß, dass man an einer Begebenheit nicht Schuld sein kann, sich aber dennoch schuldig fühlt.
Manchmal reicht dann die Bestätigung von Außen, damit man wieder klarer sieht - manchmal kann man aber alle Absolution die man erhält nicht zulassen und empfindet tief im Innern immer noch Schuld.

Oder man hat tatsächlich einen folgenschweren Fehler begangen und muss damit fertig werden.



@Streicher

Danke für deinen Beitrag.

Ich weiß, dass es ein wirklich tiefgehendes - und weit reichendes - Thema ist und wohl einige hier unterschiedlich stark belastet.

Ich sehe es auch so, dass ein wesentlicher Aspekt im Unabänderlichen liegt.

Ich weiß nicht, ob es eine Rolle spielt, ob man seine Schuldgefühle in Bezug auf eine verstorbene Person hat oder auf jemanden, mit dem man 'nur' nicht mehr in Kontakt tritt (aus welchen Gründen auch immer) – aber das Problem ist da natürlich, dass es einem eben unmöglich ist die Schuld einzugestehen und um Vergebung zu bitten.



Hm – jetzt verhaspele ich mich in meinen eigenen Gedankengängen dazu… - dein Beitrag war aufwühlend für mich – muss mich auch erst mal stoppen.

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Strider

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #7 am: 11 November 2010, 16:35:59 »

Ich mag Deine Einlassungen ohne wenn und aber Sintram!

Schuld ist also ein Lehrmeister, eine Chance auf eine andere Zukunft, auf Entwicklung des eigenen Selbst.
Reflektion, Stellungnahme, Aufarbeitung. Wichtige Aspekte zur Selbstfindung.

Werte die jeder wohl anders wahrnimmt und damit einen anderen Umgang mit diesem Thema pflegt.

Manchmal denke ich das man als Deutscher, genährt aus der Geschichte, einfach auch ein anderes Verständniss im Umgang mit der Schuld pflegt.
Ich habe oft Erfahren das Schuld kein Thema sein darf, weil sie sofort an die geschichtliche Schuld eines Volkes erinnert.



""Manchmal reicht dann die Bestätigung von Außen, damit man wieder klarer sieht - manchmal kann man aber alle Absolution die man erhält nicht zulassen und empfindet tief im Innern immer noch Schuld.
 
Oder man hat tatsächlich einen folgenschweren Fehler begangen und muss damit fertig werden.""

Beides nur zu wahr. Ein wichtiger Aspekt ist und bleibt sich selbst Vergeben zu können, weil man sonst auf der Strecke bleibt. Den ohne das ich das negativ Bewerten möchte, es gibt Zeitgenossen die auf Grund der schwere Ihrer Verletzungen, jemand der in Ihrer Schuld steht niemals loslassen werden. Ich denke in diesem Fall das man sich schon auch selbst Vergeben darf, wenn man wirklich eine Lehre aus dem Zusammenstoss ziehen kann. Wie der andere das dann bewertet, muss um unser eigenens Seelenwohl unbeachtet bleiben. Schwierig da sicher zu sein. Sehr schwierig!



""Musste grade grinsen: ***Und wer sich diese Frage nicht stellt, taucht auch in keinem Forum damit auf. ***
 
Das stimmt wohl^^ - also werden wir vermutlich in dieser Richtung kaum Antworten bekommen.""

Ich bin mir da gar nicht so sicher. Auch wieder ohne es zu bewerten oder ohne den Versuch der Degradierung. Auch unreflektive Menschen besuchen Foren!
Haben wir doch alles erlebt!

Und ja Nubis, ich verhaspel mich auch. Ganze Gedankenzüge flashen durch meinen Kopf bei diesem Thema.
Schuldigkeiten die verdeckt bleiben sollen, Fortschritte die man gemacht hat, alles in rasender Abfolge. Hastig will man aufarbeiten, aufzeigen, darstellen und doch fehlen die Gläubiger!
Ist es aber nicht der Beweis eines Gewissens und damit etwas positives?

Kann ein Schuldiger Mensch auch gut sein, auch Unschuldig, auch Opfer!
Kann der schuldige Täter nicht auch Opfer sein oder wird er nicht in seiner Rolle als Schuldner gebraucht?
« Letzte Änderung: 11 November 2010, 16:53:47 von Strider »
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nubis

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #8 am: 11 November 2010, 16:36:30 »


@Sergio

Ich habe extra hier im Gästebereich gepostet, damit zB auch du dich einbringen kannst.

Wenn wir uns darauf einigen könnten, dass du künftig einfach schreibst : 'Ich kann auch einem Anderen keine Schuld abnehmen...' ? damit das hier nicht wieder politisiert wird?



Danke
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Sintram

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #9 am: 11 November 2010, 17:36:52 »

Hallo @Streicher,

schön, dass Du mit von der Partie bist, freut mich!  :)

Ich glaube, dass es nicht schaden kann, mal grundsätzlich zwischen Schuldgefühl und Schuldbewusstsein zu unterscheiden.
So leiden nicht selten Menschen, die in von Dir angeführte schicksalhafte Begebenheiten (etwa Unfälle, oder Kriege) geraten, ein Leben lang unter Schuldgefühlen, obgleich sie aus objektiver Betrachtung definitiv keine Schuld trifft,
wohingegen Schwerstverbrecher mit dem Brustton der Überzeugung ihre Unschuld verkünden, obwohl das Ausmaß ihrer Schuld nicht mehr zu fassen ist.

Zweifellos kann man Schuldgefühle erzeugen, insbesondere bei Kindern, und als Mittel zur Unterdrückung benutzen. (Brauch ja nicht eigens zu erwähnen, welche Institution im Laufe ihrer Geschichte darin wahrlich meisterhafte Züge entwickelt hat- oder soll ich sagen psychotische?)

@nubis,

Du hast vollkommen recht, gegen ein Schuldgefühl ist kein Kraut gewachsen, nicht einmal das der eigenen Vernunft, und schon gar nicht die Unschuldsbeteuerungen von Mitmenschen.
Es ist in der Regel sogar leichter, ein konkretes Schuldbewusstsein aufzuarbeiten -und die für nötig erachteten Konsequenzen daraus zu ziehen- als mit einem irrealen Schuldgefühl fertig zu werden.

Manches verfolgt einen ein Leben lang mit Gewissensqualen, ohne dass man etwas dafür kann oder etwas falsch gemacht hätte - ja dessen offensichtliches Opfer man ist- obwohl man das vom Kopf her durchaus weiß.

@Sergio,

wenn Jemand ohnehin bereits von Schuldgefühlen und -zuweisungen erdrückt wird, ist es durchaus angebracht, ihn erst einmal von seiner Unschuld überzeugen zu wollen. Oder zumindest seinen Schuldanteil zu relativieren.
Als gesundes Gegengewicht, weil jeder Angeklagte ein Recht auf Verteidigung hat.
Damit er überhaupt erst einmal in der Lage dazu ist, nach etwaigen eigenen Schuldanteilen zu forschen.

Wie er dann damit umgeht und welche Schlüsse er daraus zieht, ist seine Sache und entzieht sich jeder anderen Wahrnehmung oder Beurteilung.

Soweit meine eingermaßen sortierten Gedanken
Sintram



« Letzte Änderung: 11 November 2010, 18:05:12 von Sintram »
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Sergio(Guest)

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #10 am: 11 November 2010, 18:29:22 »

@ Sintram

Wo wurde jemand von Schuldgefühlen erdrückt, hab ich so nicht herausgelesen aus besagtem Artikel, ganz im Gegenteil die Vorgänge wurden recht einseitig und vor allem auch recht einsilbig dargelegt, ein bißchen zu lieblos für meinen Geschmack, mal schnell die Unschuld abholen und dann wieder gehen.

Ok Schein bekommen, ich bin nicht Schuld, danke Herr Doktor dann kann ich ja wieder gehen! Danke allen Beteiligten für die Aufmerksamkeit.
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Sintram

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #11 am: 11 November 2010, 18:42:42 »

@Sergio,

und so weit ich mich erinnern kann, hattest Du auch reichlich Raum und Zeit, diesen Deinen persönlichen Eindruck wiederzugeben und deutlich zu machen.
Wollen wir es nicht einfach gut sein lassen?
Ich glaube nicht, dass uns dieser spezielle Fall auch nur noch einen Millimeter weiterbringt.

Bleiben wir doch lieber bei den grundsätzlichen Dingen.  :)
« Letzte Änderung: 11 November 2010, 18:46:53 von Sintram »
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Fee

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #12 am: 11 November 2010, 19:56:37 »

Also:

Man kann trotz Unschuld,ein Schuldgefühl haben.
Auch geradezu Schuldkomplexe.

oder

Man kann trotz Schuld,ein fehlendes Schuldbewußtsein haben.


Gesetzlich ist die Schuldverurteilung festgelegt,aber moralisch,entscheidet die eigene oder fremde Moralvorstellung.

Und selbst gesetzlich kommt es zu Fehlverurteilungen.
Schuldige bleiben in Freiheit und Unschuldige,kommen ins Gefängnis.

Aber wie sieht das mit moralischem Fehlverhalten,
das doch jeder anders empfindet,aus ?
« Letzte Änderung: 11 November 2010, 19:57:39 von Fee »
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Sintram

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #13 am: 12 November 2010, 08:40:15 »

@Fee

Moralisches Fehlverhalten.
Kindesmissbrauch, Vergewaltigung, Verführung Minderjähriger, geschlechtsspezifische Gewalt gegen und Unterdrückung von Frauen. Männern und Menschen allgemein, klar.
Das ist so im Groben die allgemeingültige Grenze.
Was ansonsten Erwachsene in ihren Schlafzimmern oder anderswo treiben, interessiert mich nicht die Bohne.
Ebensowenig das, was sie zu meinem moralischen Wandel sagen.

Und selbst habe ich ja die Möglichkeit, bei meiner Partnerwahl darauf zu achten, dass sich die Vorstellungen im Wesentlichen gleichen.

Oder Dinge zu meiden, die mit Pörnögraphie, Prostitution etc. zu tun haben. Sprich auf mich und meine Erotik zu achten und sie nicht wie eine Wegwerfwahre zu behandeln.
Andererseits natürlich nicht auf die mit Verachtung hinabschauen, die hineingeschlittert sind oder gar gezwungen wurden. Dann schon lieber auf die Freier.

Und ansonsten?
Lüge, Betrug, Übervorteilung, Ausbeutung, Erpressung, seelische Grausamkeit, Verleumdung, Rufmord...
alles eben möglichst vermeiden, was das menschliche Zusammenleben vergiftet.
Immer mit Hilfe der goldenen Regel:
Was du nicht willst das man dir tu das füg auch keinem andern zu.

Die ist konfessionslos und an keine Ideologie gebunden, sondern allgemeingültig.

Das kannst du sogar dann noch einigermaßen aufrechterhalten, wenn du selbst völlig demoralisiert bist.
Es ist mit etwas gutem Willen wahrhaftig nicht zu viel verlangt.

Klappt außerdem sowieso bei weitem nicht immer. Aber versuchen kann man´s wenigstens.

LG
Sintram


« Letzte Änderung: 12 November 2010, 08:42:30 von Sintram »
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Sintram

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #14 am: 12 November 2010, 09:27:51 »

Und bevor jetzt ein paar freizügige Verfechter auftauchen und mir Prüderie unterjubeln wollen-
die Sache ist sehr viel einfacher.

Ich selbst würde -oder besser hätte wollen- meinen Körper und meine Liebeskunst nicht verkaufen wollen müssen an wen auch immer.
Also mute ich das auch keiner Frau zu, vollkommen unabhängig davon, ob die das vielleicht sogar gerne macht oder es wenigstens von sich behauptet.

Ich selbst würde (hätte wollen) in keinem entsprechenden Filmchen auftauchen oder mitwirken müssen wollen.
Also zieh ich mir das Zeug auch nicht rein, egal wie die Akteure selbst das sehen oder sich -angeblich- dabei füheln.

Das hat sehr viel weniger mit Moral zu tun als mit Selbstwertgefühl und Menschenwürde.

Schuldig jedoch sind die Vertreiber dieses Wirtschaftszweiges. Sie machen sich aus purer Gewinnsucht schuldig an der sexuellen Prägung und Verrohung insbesondere junger Männer oder Knaben.
Im Grunde eine durchaus kriminelle Machenschaft.

Schuldig sind die Mädchenhändler und Zuhälter, die ihre "Bediensteten" entwürdigen und versklaven.
Sie sind schlicht und einfach Verbrecher.

Wenn ich heute illegale Drogen konsumiere, muss ich mir vergegenwärtigen, ob und wieviel Blut an ihnen klebt.
Wenn ich mir ein Billig T-Shirt kaufe, muss ich damit rechnen, dass es in der dritten Welt per Kinderarbeit hergestellt wurde. Von einem Kind, dass sich für ein T-Shirt im Straßenstrich verkauft.
Wenn ich mir ein Brathähnchen gönne, muss ich mir bewusst machen, dass das arme Tier zuvor ein Martyrium durchgemacht hat, ja das perverse Opfer von genetischer Verformung ist.

Das verstehe ich zum Beispiel unter Verantwortung und Schuldbewusstsein.
Und damit komme ich mit Sicherheit nie an ein befriedigendes Ende.

Sintram
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