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Autor Thema: Schuld und Schuldgefühle  (Gelesen 4435 mal)

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nubis

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #15 am: 12 November 2010, 09:50:10 »



ehrlich gesagt... - so weit reicht mein Schuldbewusstsein nicht.

Ich denke, man versucht schon sein Leben den eigenen moralischen Vorstellungen anzupassen - aber gelingen tut das wohl grade in diesen Bereichen nicht immer.
Nenn es Ignoranz - aber für  keine der von dir aufgeführten Sachen fühle ich mich verantwortlich oder schuldig - jedenfalls nicht so, dass es mein Leben beeinflussen würde.

zB halte ich deshalb auch nichts von diesem 'kollektiven Schuldgefühl der Deutschen' oder Ähnlichem - was aber auch im Persönlichen begründet liegt.

Ich meine immer, wenn man seine eigenen Belange im Auge behält, hat man genug damit zu tun seine eigene Schuld aufzuarbeiten - wenn das wenigstens ein jeder täte, wäre auch schon viel erreicht.
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Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Sintram

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #16 am: 12 November 2010, 10:28:11 »

Ehrlich währt am längsten. :)

Klar, ich handhabe das in der Regel auch nicht anders, das ist eher eine grundsätzliche Gesinnung.
Würde ich mir das Alles tatgtäglich voll bewusst machen, müsste ich ja dem nackten Wahnsinn verfallen.

Oder bin ich das etwa schon?  :o
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Sintram

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Re: Schuld und Schuldgefühle
« Antwort #17 am: 16 November 2010, 11:25:00 »

*hat man genug damit zu tun seine eigene Schuld aufzuarbeiten*

Zumal wir Depressiven auch dort eigene Schuld aufspüren und uns dafür bestrafen, wo es überhaupt keine zu finden gibt.

Wenn wir zum Beispiel eine Erwartung nicht erfüllen können, betrachten wir das als Vertrauensbruch unsererseits und als Versagen, obwohl wir für die Erwartungen des andern nichts können.

Selbstverständlich sind wir es, die dieselben im Gegenüber geweckt haben, ganz egal ob dem so ist, und deshalb auch der willentlichen Täuschung schuldig.

Und wenn wir tatsächlich mal welche geweckt haben, könnten wir -mit nur ein bisschen Nachsicht mit uns- reichlich Gründe für einen Freispruch finden, weil wir zu diesem Zeitpunkt selbst dran glauben wollten,
stattdessen bezichtigen wir uns der bewussten Irreführung und Berechnung.

Ja sogar im äußersten Falle, nämlich der Vorspiegelung falscher Hoffnungen, wäre es uns möglich, genügend -für gewöhnlich aus Angst und Verzweiflung geborene- Gründe für eine Entlastung zu entdecken, aber nein, wir verurteilen uns gnadenlos und verbringen den Rest unseres Lebens in Sack und Asche.

Ja nicht einmal die Reue gönnen wir uns, weil uns diese lediglich dazu dient, uns vor der Selbstverachtung zu schützen, die noch ein wenig mehr weh tut, so dass unsere aufrichtige Reue nichts als purer Selbstzweck ist.
Wobei die Beiden bei uns ohnehin ständig ineinanderfließen und kaum voneinander zu unterscheiden sind.

Und so martern wir uns im Fegefeuer unseres Gewissens, während die Personen, denen wir angeblich ein derart himmelschreiendes Unrecht zugefügt haben, die Sache längst ad acta gelegt haben.
Und ihrerseits siebzigtausend Entschuldigungen für ihre Schuld gefunden haben, wobei ihnen bereits eine genügt, um ihr Gewissen zufriedenstellend zu beruhigen, die da lautet:
"Du bist eben depressiv, was kann ich dafür?."

Sicher, immer noch besser zu gewissenhaft als gewissenlos, aber alles in allem haben wir einen gewaltigen Sprung in der Schüssel.

Schuld sind grundsätzlich immer wir.
Und deshalb machen sie auch mit uns, was sie wollen.
Was -wenn wir mal ganz ehrlich sind- eigentlich ihr Problem ist.
Denn bei andern von Schuld zu sprechen trauen wir uns sowieso nicht. Sie hatten immer ihre berechtigten Gründe, wir hingegen nie.

Tjamei, so sind wir nun mal. Irgendwer muss ja schließlich zum Sündenbock taugen.
Auch eine Form von Begabung. ;)



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