hm, eigentlich bin ich ja raus hier.....ich nehme es mal als Zeichen, daß ich heute wieder mal reingeschaut und dein Posting gelesen hab
Ich will mal so anfangen. Als Teenies hab ich mich mit meiner besten Freundin darüber ausgetauscht, wie unsre Zukunft aussehen soll. Sie wollte ein Kind aber keinen Mann und ich wollte iwi ein Kind und irgendwie einen Mann dazu.
Bleibt festzustellen: heute ist es genau umgekehrt.
Ich hab weder die Wünsche und Erwartungen meiner Eltern erfüllt, eine Lehrerin zu werden, noch habe ich es bis heute geschafft, eine Familie aufzubauen. Ich lebe iwi vor mich hin, meine einziger Gesprächspartner in real life sind mein Sohn oder mein Thera.
Ich hab immer gearbeitet, von Beginn an meinen Sohn allein erzogen und hatte keine Zeit, auch nur einen Gedanken an meine Wünsche etcpp zu verschwenden. Von Plänen konnte gar nicht die Rede sein. Was zählte, war, das ich funktionierte, einsatzfähig war in allen Belangen- Beruf, Eltern, Oma- also alle, die ständig und immerzu noch zusätzlich verschiedene Dinge von mir verlangten, die ich sogar noch reumütig erfüllte, denn ich kam ja überhaupt gar nicht auf die Idee, daß das doch nicht das ist, was ich eigentlich von meiner Zukunft gewünscht hätte.
Das Lehrerstudium hab ich geschmissen, weil ich plötzlich zu doof war, simpelste Dinge zu begreifen. Ich hätte eine Umschulung zur Logopädin machen können. Nein, das war meinen Eltern nicht recht, denn es hätte bedeutet, daß ich mich erstmal hätte arbeitslos melden müssen. Also haben sie mir eine Stelle als Arzthelferin organisiert, so daß ich neben der Arbeit noch eine Lehre machte.
Soweit so gut, ein kurzer Abriß.
Iwann kam der Zeitpunkt, an dem nix mehr ging. Physischer und psychischer Totalausfall. Das war vor 3Jahren.
So vegetiere ich seit 3Jahren vor mich hin, mache nach 3stationären Therapien nun eine ambulante und hab aufgegeben, zu wünschen, zu träumen, auch nur einen Hauch von Zukunft zu planen. Finanziell siehts nun auch nicht rosig aus und so stolpere ich durch die Tage, Wochen und Monate. Daraus wurden Jahre und manchmal denke ich, das Stolpern hat wohl extra jemand für mich erfunden.
Ich weiß weder, wer ich bin noch was ich wirklich möchte, denn dieser Anteil meiner Person ist leer. Ich hab mal zu meiner Ärztin gesagt, ich fühl mich wie ein 15jähriger Teeanger auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und dem Sein, nach dem, was mich ausmacht, nach dem, was ich bin.
Ich hab 1000 Dinge im Kopf, und wenns daran geht, sie umzusetzen, scheitere ich grundsätzlich an mir selbst. Feige bin ich, mutlos und viel zu tief in mich gekehrt, als daß ich da allein rausfinden könnte/würde.
Heute hab ich es endlich geschafft, etwas zu entdecken, was mir Spaß machen könnte. Etwas, ganz für mich allein und ohne, daß ich dazu rausgehen muß, denn rausgehen ist eine Sache, die mir wie eine unüberwindbare Hürde erscheint. Mit andren in Kontakt zu treten ist für mich aussichtslos. Fehlende Konzentration, Aufnahmebereitschaft und Entspannung machen Smalltalk für mich zu einer rätselhaften Angelegenheit.
Andererseits bin ich traurig darüber, daß es so ist. Aber dieser Schritt, das vor mir selbst einzugestehen, daß ich mir jahrelang etwas vorgemacht hab, indem ich immer wieder betont hab, wie froh, ich sei, allein zu sein und niemanden zu brauchen, ist für mich der größte, den ich bis jetzt in den 3Jahren geschafft habe.
Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Du nicht, ich nicht- keiner von uns. Auf eine bestimmte Art und Weise verbindet wenigstens das alle Menschen- die ungebrochene Unwissenheit über das Morgen. Und so lebt man vor sich hin und hofft, daß es doch noch iwann besser wird.
Denn auch das verbindet alle Menschen. Die ewige Hoffnung auf eine besseres Sein. Ich hab neulich zu meinem Thera gesagt, ich fühl mich oft, als ob ich eine Tür aufmache und dort ist ein toller Raum, mit strahlendem Licht, mit Leben, mit Ehrlichkeit, Liebe und Verständnis. Und genau in dem Moment, wo ich mich nach ewigem Zaudern und Zögern entscheide, hineinzugehen, schmeißt irgendjemand von innen die Tür zu und klatscht sie mir ins Gesicht.
Weißt du, was er geantwortet hat? Nicht das, was ich hören wollte, nein.
Er meinte, es wäre doch toll für mich, daß ich nun deshalb ja schon weiß, daß solch ein Raum existiert, wo ich das bis vor kurzem noch komplett negiert habe.
Ich stehe jeden Tag auf, stolpere vor mich hin, um mich abends wieder hinzulegen, und das Spiel von vorn beginnen zu lassen.
lg deja