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Autor Thema: Sein Lachen ist was an Erinnerung bleibt  (Gelesen 975 mal)

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Kaito

  • Gast
Sein Lachen ist was an Erinnerung bleibt
« am: 24 Juni 2015, 03:16:54 »

"Ich bin 18 Jahre alt, ordne meine Papiere auf meinen Schreibtisch das letzte mal.
Dann verlasse ich Schüler/Student des Berufskollegs mein Zuhause.
Ich ziehe meinen Mantel an und begebe mich zum Bahnhof.
Ich überquere das Bahnhofsgelände, ziehe meine Schuhe aus.
Ich schaue das letzte mal in den Himmel, eine unendliche Dunkelheit - keine Sterne zu sehen.

Ich kann den Abgabetermin unmöglich schaffen.
Bitte geben Sie mir Aufschub und einen weiteren Nachschreibe-Termin zur Verstärkung.

Man sagte mir ich müsse ohne aus kommen und es sei keine Zeit für einen weiteren Nachschreibe-Termin. Kommen Sie allein zu recht.

Wochen lang habe ich Nächte am Schreibtisch verbracht.
Ich habe mich in meiner gesamten Schul/Studenten- und Arbeits-Zeit nie beklagt, doch irgendwann war ich am Ende.

Warum nur tut man mir das an? Warum bin ich in diese Sackgasse geraten?


Ich habe mit Fleiß und tausenden Stunden dagegen gekämpft.

Ich fühle mich so unnütz wie das Laub das am Besen klebt.

Die Gesellschaft braucht mich nicht....und nun bin ich müde.
....

[....privates an die Familie...]

...

Kaito, ich schätze dich und liebe dich. Mitten in der Nacht konnte ich dich anrufen und du warst da für mich, wenn ich deine Hilfe brauchte.
Ich werde nie vergessen wie du zu mir sagtest: "...man könnte meinen du seist der Japaner und ich der Deutsche, du hast jedenfalls die japanische Mentalität alles für sich zu behalten und keinen von seinen schlechten Gedanken zu erzählen..." - während du mit diesen glänzenden braunen Augen den Kopf schütteltest als ich dich erneut auf ein anderes mal vertröstete an dem ich es dir erzähle.

Ich konnte und kann es jedoch nicht, bitte verzeih mir.


Ich kann nicht um dein Verständnis bitten und ich kann es dir auch nicht verbieten zu Trauern aber ich bitte dich meine Entscheidung zu respektieren und ich weiß das du dies auch tun wirst.

Ich liebe Dich - fühl Dich von mir in den Arm genommen.

Timo"

Das ist der Abschiedsbrief meines Freundes Timo. Als mein bester Freund ist er mit mir in Japan aufgewachsen, zusammen sind wir in die Schule gegangen - er hat mir geholfen deutsch zu lernen und vor 3 Jahren sind wir gemeinsam nach Deutschland umgezogen.

Dies ist ein Teil seines Briefes, den er hinterlassen hat.
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Gast

  • Gast
Re: Sein Lachen ist was an Erinnerung bleibt
« Antwort #1 am: 25 Juni 2015, 06:48:44 »

@Kaito

Es ist schwer einen Freund zu  verlieren und wenn ich deine Zeilen lese, erscheint es mir auch so sinnlos, dass er gegangen ist. Man bekommt eine Wut auf die Schulbehörden die so unflexibel reagierte und ihm keinen Aufschub gewährt hat.

Wenn man so drin steckt sieht man oft einfach keinen Ausweg mehr und dein Freund war offensichtlich jemand der einfach nicht mehr konnte, der am Ende total überfordert war und Angst hatte zu versagen.
In einer Leistungsgesellschaft in der nur Haben und Sein zählt können viele nicht bestehen und mir selbst macht es Angst, wenn ich die Gedanken weiterspiele wohin dies alles führen wird.

Du warst ihm ein guter Freund, einer den sich jeder wünscht und glaube mir, es war sehr schwer für ihn dir weh zu tun, dass er es dennoch tat, zeigt seine große Verzweiflung.

Auch wenn es für die Hinterbliebenen sehr schmerzlich ist, tröstet dennoch der Gedanke, dass es seine freie Entscheidung war, er wollte gehen und so traurig dies ist, müssen wir es akzeptieren. Ich wünsche ihm, dass es da wo er jetzt ist, ein Sein ohne Ängste und Sorgen gibt und das es ihm nun gut geht.

Liebe Grüße



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Kaito

  • Gast
Re: Sein Lachen ist was an Erinnerung bleibt
« Antwort #2 am: 03 Juli 2015, 02:46:03 »

@Kaito

Es ist schwer einen Freund zu  verlieren und wenn ich deine Zeilen lese, erscheint es mir auch so sinnlos, dass er gegangen ist. Man bekommt eine Wut auf die Schulbehörden die so unflexibel reagierte und ihm keinen Aufschub gewährt hat.

Wenn man so drin steckt sieht man oft einfach keinen Ausweg mehr und dein Freund war offensichtlich jemand der einfach nicht mehr konnte, der am Ende total überfordert war und Angst hatte zu versagen.
In einer Leistungsgesellschaft in der nur Haben und Sein zählt können viele nicht bestehen und mir selbst macht es Angst, wenn ich die Gedanken weiterspiele wohin dies alles führen wird.

Du warst ihm ein guter Freund, einer den sich jeder wünscht und glaube mir, es war sehr schwer für ihn dir weh zu tun, dass er es dennoch tat, zeigt seine große Verzweiflung.

Auch wenn es für die Hinterbliebenen sehr schmerzlich ist, tröstet dennoch der Gedanke, dass es seine freie Entscheidung war, er wollte gehen und so traurig dies ist, müssen wir es akzeptieren. Ich wünsche ihm, dass es da wo er jetzt ist, ein Sein ohne Ängste und Sorgen gibt und das es ihm nun gut geht.

Liebe Grüße

Es war mir einfach wichtig das mal nieder zu schreiben, es andere lesen zu lassen. Deren Gedanken zu hören.
Ich bin viel allein...leer und ruhig ist es seit er weg ist.

Ich danke dir für deine Antwort.
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