@ Dani: :)
Ich mag das Wort "sinnbefreit" nicht. Zwar ist es ohnehin nur eine neumodische Wortschöpfung, die zum Glück noch nicht den Weg in den Duden gefunden hat, doch hört man es immer öfter: Meist so verwendet, dass jegliche Ernsthaftigkeit, die der entsprechende Satz ursprünglich hätte in sich tragen können, verloren geht und sich in lächerlich anmutendes Geschwafel verwandelt – von jenem, der spricht, wohlgemerkt, unbemerkt; wodurch auch er sich hinsichtlich seiner möglicherweise vorhanden geglaubten Authentizität in gewisser Weise disqualifiziert. (Hier ist selbstverständlich der Kontext entscheidend. Ich beziehe mich nicht auf die einmalige oder seltene Verwendung des Begriffes im scherzhaften Sinne.)
Zunächst einmal verstehe ich unter "Befreiung" grundsätzlich etwas Positives (Rettung, Erlösung, Entlastung). Was aber könnte gut daran sein, einer Sache oder Handlung den Sinn zu nehmen? Und wer legt eigentlich fest, wann etwas Sinn ergibt und wann nicht (mehr); ganz zu schweigen davon, was diesen Sinn als solchen überhaupt ausmacht?
Wird eine Handlung als sinnlos oder sinnfrei beschrieben, bedeutet dies lediglich, dass sie keinen Sinn, Zweck oder Nutzen hat. Etwas wird ohne besonderen (Hinter)Grund getan, nicht zielorientiert, ohne einen Erfolg anzustreben. Wird eine Handlung aber als "sinnbefreit" bezeichnet, impliziert dies, dass sie durchaus einmal einen Sinn hatte, den man ihr allerdings genommen hat. Aber warum? Ist es die traurige Schnelllebigkeit der heutigen Zeit, die bei manchen nicht einmal mehr den ernsthaften Wunsch nach Sinnhaftigkeit ihres Seins und Handelns aufkommen lässt, da diese ohnehin bloß von begrenzter Dauer sein könnte, ehe aufgrund des ewigen Wandels eine Umorientierung und Anpassung vonnöten wäre? Oder ist es schlicht und ergreifend die pure Verblödung, weil eigenständiges Denken und simpelste, alltägliche Fertigkeiten immer weniger gefragt sind (Wozu noch aus dem Fenster schauen, wenn man doch einfach Siri fragen kann, ob es gerade regnet oder die Sonne scheint? Wozu noch den Geburtstag der besten Freundin merken, wenn Cortana einen doch rechtzeitig daran erinnert?)? Ist es der Stumpfsinn, der immer mehr die Oberhand gewinnt? Ist es ein voranschreitendes Abflachen der Emotionen jener, die sogar ihr eigenes Tun regelmäßig mit einem Lachen – als fänden sie es witzig oder würden sich gar darüber freuen – als "sinnbefreit" bezeichnen? Oder steckt dahinter doch bloß ein müder Geist?
Sind diese Gedanken wirklich so "unsinnig"?
[Falls hier jemand dieses Wort oft und gerne verwendet: Bitte nicht als Angriff werten. Nur Gedanken der letzten Nacht, weiter nichts...]