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Autor Thema: Zoff mit Ehemann weil ich Suizid meiner Mama nicht geheim gehalten habe  (Gelesen 2306 mal)

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Bald-Floh

  • Gast

Hallo!
Ich bin neu hier und hab' meine Registrierung als "Floh" laufen. In unserer Familie gibt es viele Depressive. Auch mich hat er schon ein paar mal erwischt, und meine Mama hat sich erhängt als ich 11 Jahre alt war.
Mein Sohn (10) hat mich heute wieder mal gelöchtert warum meine Mama schon mit 37 Jahren sterben musste, was das für eine schlimme Krankheit war, weil Krebs war's ja nicht.
Dann hab' ich ihm gesagt, dass er jetzt in einem Alter ist, wo ich ihm die Wahrheit sagen will. Behutsam habe ich ihm erzählt wie krank meine Mama war, und dass es früher nicht so gute Hilfe gegeben hat wenn man Depressionen hatte. Letztendlich habe ich ihm vom Suizid meiner Mama/seiner Oma erzählt.
Jetzt greift mich mein Mann verbal an, dass ich die gröbsten Erziehungsfehler mache. Ich soll noch mal ins Christophsbad fahren (wo ich 4 Monate in Therapie war), und dort mit den Psychologen sprechen. Ich hätte nicht das Recht, das Kind mit "so was" zu belasten. Außerdem wüsste niemand (vom Dorf, in dem wir jetzt seit 2008 wohnen) "davon". Ich wüsste nicht, wie das Kind darauf reagieren würde. Vielleicht erzählt er "das" ja überall herum.
Ich habe meinen Mann gefragt, ob er sich auch so verhalten würde, wenn meine Mama an Krebs gestorben wäre. Da meinte er: "Man muss doch nicht über Alles grundlos reden. Aber mach nur so weiter. Du wirst schon sehen, was du davon hast!"

Ich bin leider nicht so stabil, dass mir die Vorwürfe nichts ausmachen, sondern ich fange an zu zweifeln, ob ich meinem Sohn nicht doch zu früh die Wahrheit gesagt habe. Oder doch zu spät? Ich wollte es meinem Sohn schon früher erzählen, habe mich aber nie getraut. Aber wann ist das "richtige" Alter, um mit der Wahrheit raus zu rücken?
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Epines

  • Gast

Hallo Floh

Herzlich willkommen im Forum!

Schwer zu sagen wann genau das richtige Alter dafür ist, dies kommt wohl auch auf die Reife des Kindes an.
Ich persönlich hätte eher gesagt, dass sie schwer krank war und deshalb gestorben ist, was ja auch stimmt, aber ich kann ja auch leicht reden, denn schließlich stecke ich nicht in deiner Haut und Kinder können oft wirklich hartnäckig so lange fragen bis man alles erzählt..

Klar wird dein Sohn mit anderen darüber reden, so etwas lässt sich nicht vermeiden, aber ist es denn so was Schlimmes? Schließlich kann man nichts dafür wie sich die Eltern verhalten haben. Offensichtlich schämt sich jedoch dein Mann darüber mehr als du selbst, die ja eher betroffen ist.

Ich würde ihn offen fragen was genau seine Angst ist. Im Grunde betrifft es ihn ja noch weniger als dich.

**Du wirst schon sehen, was du davon hast!**
Als ich diesen Satz las dachte ich spontan an meine Eltern, die hatten wortwörtlich meine Handlungen immer mit dem selben Satz kommentiert. Irgendwie habe ich mich dann als Kind kaum mehr getraut überhaupt etwas zu machen.

Sicher wird dein Sohn weitere Fragen zum Tod deiner Mutter stellen und im Grunde hat er auch ein Recht darauf zu wissen was damals geschah, aber dadurch dass er sie nicht gekannt hat wird es bestimmt leichter es zu verarbeiten.

Alles Liebe
Epines

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monidepri

  • Gast

Hallo Floh,

Ich finde es sehr gut, daß du die Depression als Krankheit genauso siehst wie Krebs. Und ich kann mir gut vorstellen daß du es deinem Sohn auch so vermittelt hast. Und nur weil ein Kind von Krebs hört hat es nicht automatisch Angst und genauso wird es wohl auch sein wenn ein Kind von Depressionen erfährt. Das ist nichts weiter wie Aufklärung. Ein Kind will alles wissen...und nur darum geht es.

Ich selber war elf Jahre alt als meine Patentante sich das  Leben nahm. Meine Mutter weinte und mein Vater hat sich aufgeregt wie sie das nur ihrer Familie hat antun können und bezeichnete das ganze als "Schweinerei". Ich selber erfuhr damals daß sie Tabletten genommen hatte und sie sich so versteckt hatte...daß man sie zu spät fand um den Magen auszupumpen... Ich war wie gesagt elf und ich verstand daß sie nicht mehr da war und jetzt im Himmel ist. Allerdings hat mir niemand gesagt daß sie krank war...und deshalb hatte  der Tod meiner Tante immer wie etwas bedrohliches für mich. Ich denke einem Kind eine Depression oder auch einen suizid damit zu erklären daß es eine Krankheit ist nimmt dem ganzen den Schrecken. Und früher oder später wird jeder Mensch damit konfrontiert...wenn nicht im privaten Umfeld dann über Medien...

Du sagst du wärst nicht so stabil. Wenn du mit deinem Sohn darüber sprechen konntest und ihm auch das mit der medizinischen Hilfe früher erklären konntest dann finde ich das schon eine souveräne Leistung. Und als Mutter weiß man ja einfach ob es der richtige Zeitpunkt ist um mit dem Kind darüber zu reden. Wenn Du Dir sicher warst daß es der richtige Zeitpunkt war dann war es auch richtig. Und ich würde mich im Nachhinein nicht verunsichern lassen. Dein Mann kann damit vielleicht nicht umgehen so wie es viele Menschen nicht können. Und vielleicht ist seine Reaktion für Deinen Sohn auch wichtig...dann sieht er auch : nicht jeder kann oder will mit sowas umgehen. Aber Tatsache ist nunmal, daß es diesen Suizid Deiner Mutter gegeben hat und früher oder später würde Dein Sohn vielleicht selber drauf kommen oder durch andere Menschen erfahren. Und dann nicht darüber geredet zu haben wäre ein Fehler...wenn die Frage kommt: "warum hast du mir nichts davon erzählt"

Ganz Liebe Grüße und alles Gute...
Monika



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Siny

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Ich denke, wenn du das Gefühl hattest, dass dein Sohn im richtigen Alter ist, um ehrlich zu ihm zu sein, dann ist er das auch! Früher oder später hättest du es ihm eh erzählen müssen...
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Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.

(Jean-Jacques Rousseau)

Adrenalinpur

  • Gast

Sicherlich ist es schwer, einem Kind so etwas beizubringen, warum eine so junge Oma nicht mehr leben wollte, dennoch glaube ich Notlügen wären auch nicht richtig. Ein Kind merkt das und später kommt es doch raus. Wenn du viel mit ihn redest darüber denke ich wird dein Sohn es akkzeptieren können und Depression vielleicht besser verstehen lernen, als Erwachsene bei denen dies jahrlang totgeschwiegen wurde, aber sie sich dem dennoch dem stellen mussten. Das Wichtigste ist er wird nicht alleine gelassen damit.

Vielleicht kannst Du ja erstnochmal mit deinem Mann allein und dann ihr drei zusammen drüber reden.

Gruss A.
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Adrenalinpur

  • Gast

Da fiel mir noch ein ob eine Mutter- Kind Kur eine gute Idee wäre damit ihr das zusammen mit Betreuung
noch besser schafft?
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Floh

  • Gast

Herzlichen Dank euch allen. Momentan kann ich eure stärkenden Worte sehr gut gebrauchen. Das mit dem "miteinander reden" klappt derzeit mit meinem Mann nicht besonders gut. Er kritisiert und schneidet mich wo immer es geht. Und mein Ziel ist es, nicht wieder platt auf der Nase zu liegen, sondern mich zu stärken. Außerdem will ich meinem Kind eine echte Mutter sein, kein "wie-gleichaltrig-sein-wollender" Kumpel, Schulkamerad oder schlimmstenfalls rollentauschendes Kind. Auch für mein Kind will ich stark sein und werden. Eine Mutter-Kind-Kur wäre echt was Tolles! Ich weiß nur noch nicht, wie ich das alles auf die Reihe kriegen soll. Aber es hilft mir sehr, wenn ihr mir die Kompetenz zutraut, mein Kind richtig einzuschätzen, welche Wahrheiten es verkraften kann.
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Adrenalinpur

  • Gast

Spreche doch mit deinem Therapeuten und der Krankenkasse über so eine Kur, ich glaube es täte euch gut und bekämst auch mal ein wenig Abstand von deinem Mann, der ja nicht gerade sehr verständnisvoll zu sein scheint.
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Floh

  • Gast

Jetzt habe ich erst mal Urlaub, aber mit Mann. Ich kann mich gar nicht freuen. Mal sehen wie es wird. Die Hoffnungs stirbt zuletzt oder so... Aber bei der Krankenkasse werde ich mal nachfragen ob eine Kur drin ist. Das fände ich sooooo Klasse.
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