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Autor Thema: Ende  (Gelesen 408 mal)

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AHunter

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Ende
« am: 04 Juni 2011, 22:12:29 »

Ende

Höre Sie schreien, durch die Türe, so nah abgeschlossen, so fern offen,
als wäre nur noch ein unmöglicher Schritt bis zu Ihr. Schlage, streite,
kämpfe gegen den Bogen der Tür und die Pforten, die nicht zu durch-
schreiten.
Will Sie erreichen, will Sie erretten vor all dem Leid. Sie halten mit
meinen brennenden Händen und blutverschmierten Fingerknöcheln,
die aufgeplatzt gegen diese Mauer strotzen.
Wohl aber nichts begriffen, nicht eingesehen, dass ich es bin, der hier
hämmert, der nicht loslässt, der Furcht einjagd, indem er gewaltätig
zur Errettung schreitet, zu jemand, der auf sich selbst eingestellt, der
für sich gewonnen, nie verloren, noch in Gefahr, ausser durch mich.
Meine Tränen brennen und diese blinde Wut gegen die Welt, gegen Sie,
gegen die Ohnmacht, Sie zu verlieren, lassen mich nicht mehr ruhen,
trommel in einem Feuer gegen die stahlverhärtete Holzschicht.
Irgendwann wird Sie nachgeben, irgendwann wird Sie einsehen und
eingestehen, dass es so besser war, dass ich im Recht war und nur
das Beste für uns wollte.
Wenn ich nur durchbrechen sollte, Sie vielleicht endlich mir entgegen-
kommt, ausbricht aus diesem selbsterwählten Gefängnis, müsste nicht
mehr in Furcht sein, nicht mehr um Hilfe schreien.
In Erschöpfung selbst eingebrochen, lausche ich nur noch. Höre Ihr
wimmern, lehne mit dem Ohr gegen die Tür. Versuche zu verstehen,
suche wieder zu stehen, doch kann nicht mehr.
Letzlich sind es Worte, die durchschlagen. Nicht meine, nicht mein An-
klagen, nicht mein Angreifen, nicht mein Gebrüll und mein Geschrei, ist
es doch alles verklungen, alles, bis auf Ihr stummes Flehen.
Was schaffte mich hierher, was brachte mich dermaßen in Rage, was
dachte ich mir nur bei meiner Verzweiflungstat? Alles zerschmettert,
was zwischen uns stand, alles aufgebrochen, was uns beschützte.
Kehre, wende mich ab, gehe nur noch, nein, türme nicht, lasse nicht im
Stich, sondern begreife. Begreife, nicht gewollt zu sein, begreife, nicht
alles halten zu können, was man bewahren will, und lasse entgleiten, aus
schmerzenden Händen, die nur noch blutüberströmt, wie betäubt, den Weg
weg von Ihr tropfend zeichnen.
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