Hallo Patricia,
ob Deine Familie gefühlskalt ist, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht hast Du diesen Eindruck aber auch nur dadurch gewonnen, dass die anderen den Verlust bereits (mehr oder weniger) verarbeitet haben und nicht mehr so sehr darunter leiden wie Du. Dann haben sie ihre Trauer vermutlich zugelassen – im Gegensatz zu Dir. Und auch dafür, dass Du das bisher eben nicht geschafft hast, gibt es eine plausible Begründung: Wie mir scheint, hast Du Deiner Mutter sehr viel näher gestanden als Deine Brüder (logisch, denn wenn Du sogar diejenige warst, die die beiden versorgt hat, warst DU wahrscheinlich deren Bezugsperson). Die emotionale Bindung zwischen Dir und Deiner Mutter war offenbar eine sehr enge – und dann ist es doch nur verständlich, dass es Dir umso schwerer fiel bzw. fällt, Abschied zu nehmen.
Das sind natürlich alles nur Vermutungen...
Du sagst, Du stürzt Dich in Arbeit und vermeidest das Alleinsein, weil Du es sonst nicht erträgst. Irgendwann wirst Du Dich dem Schmerz aber stellen müssen, Dich mit Deinen Gedanken und Deinem inneren Chaos auseinandersetzen und die Trauer zulassen müssen. Sonst kann es nicht besser werden, denke ich. Es wird Dich immer wieder einholen und zu Boden reißen, wenn Du es weiterhin verdrängst.
Ich kann Dir nur empfehlen, Dir professionelle Unterstützung zu holen, damit Du diesen traurigen, kräftezehrenden Weg nicht alleine gehen musst.
Wenn Du Dir Deinen Kummer von der Seele schreibst, ist das schon mal gut, Patricia! Mir persönlich hilft das Schreiben auch. Es macht das Herz ein kleines bisschen leichter und reduziert den inneren Druck. Irgendein "Ventil" braucht jeder! Es könnte auch hilfreich sein, wenn Du nicht nur hier im Forum, sondern auch gesondert nur für Dich schreibst. So eine Art Tagebuch oder Gedankenbuch, in welchem Du einfach alles notierst, was Dir durch den Kopf geht, Du hier aber vielleicht nicht so gerne schreiben möchtest, weil es zu persönlich ist.
Ich schätze, es würde Dir gut tun, ein paar Möglichkeiten zu haben, wie Du Deinen Gefühlen Ausdruck verleihen kannst. Wenn Du Dich noch nicht dazu überwinden kannst und es Dir noch zu schwer fällt, dies im Gespräch (z.B. mit einem Therapeuten) zu tun, kannst Du Dich vorerst auch für einen anderen Weg entscheiden, z.B. für kreative Tätigkeiten wie das Schreiben (da gibt es aber natürlich noch viele weitere Möglichkeiten). Wichtig ist meiner Meinung dennoch, dass Du Dich nicht ganz allein mit den Gedanken, die sich um den Verlust Deiner Mutter drehen, auseinandersetzt. Es ist wahrscheinlich einfach zu "schwer" – wie eine Last, die Du momentan noch nicht alleine tragen kannst.
Ich wünsche Dir Mut und Kraft und dass Du Dich dazu durchringen kannst, Dich an einen Therapeuten oder eine Beratungsstelle zu wenden!
Alles Liebe
Ina