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Allgemeines Nur-Ruhe Forum => Nur-Ruhe - Einfach nur Ruhe! => Thema gestartet von: thesaltonsea am 17 Juni 2010, 05:43:51

Titel: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: thesaltonsea am 17 Juni 2010, 05:43:51
Ich hab vorhin in einem Forum gelesen, dass das Gefühl von Einsamkeit durch Depressionen ausgelöst werden kann. Das wusste ich zuvor garnicht. War nur ein Forumsbeitrag, deshalb wollte ich wissen ob ihr auch darüber bescheid wisst oder aus der Erfahrung heraus sprechen könnt. Ich hab nämlich das große Problem, dass ich mich ständig einsam fühle und oft deswegen verzweifle. kann es vllt  sein, dass dieses einsamkeitsgefühl "nur" eine erkrankung ist?
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: Sergio(Guest) am 17 Juni 2010, 08:44:01
Ich würde es eher umgedreht sehen, aus Einsamkeit können Depressionen entstehen. Vielleicht bist du ja wirklich einsam und fühlst dich deshalb scheisse, dafür muss man sich doch nicht schämen. Gibt viele Menschen die verdammt einsam sind, gerade in der heutigen Zeit, auch oft Menschen von denen man es garnicht denken würde.

Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: thesaltonsea am 17 Juni 2010, 08:55:50
das aus einsamkeit depressionen entstehen können is ja sowas wie ne binsenweisheit. das ist klar. aber
ich habe eben die umgekehrte variante gelesen. und das würde mich interessieren ob da etwas dran ist.
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: Ina am 17 Juni 2010, 09:04:35
Huhu Thesa,

ich würde da mal ein ganz klares JA sagen! Wer depressiv ist, zieht sich
viel zurück, nimmt oft nicht mehr an gesellschaftlichen Aktivitäten teil,
kapselt sich von Bekannten und Freunden ab, was dann oft zur Isolation
führt. Am Anfang WILL ein Depressiver oft allein sein, seine Ruhe haben.
Doch irgendwann fühlt man sich dadurch natürlich auch einsam und sehnt
sich danach, Menschen um sich zu haben, die einen verstehen und / oder
einem Liebe / Freundschaft schenken.


Liebe Grüße,
Ina

Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: Sintram am 17 Juni 2010, 09:53:34
Hallo Thesa,

die Henne und das Ei...
Das Gefühl von Einsamkeit -also des Nichtdazugehörens und Unverstandenseins- kann Ausdruck einer Depression sein, mit Rückzugs- und Abkapselungsverhalten, innerer Emigration und Versteckspiel,
aber ebenso eine gesunde Reaktion auf eine gleichgültige Umgebung, der es an Einfühlungsvermögen mangelt, also purer Selbstschutz- was auf Dauer in Isolation und somit in eine Depression münden kann.
Grundsätzlich lässt sich diese Frage wohl nur mit Jein beantworten.

Ich habe mich die weitaus größte Zeit meines Lebens unendlich einsam gefühlt, je nach dem aus beiden Gründen.
Auf alle Fälle ist Einsamkeit eine schreckliche Angelegenheit.

LG
Sintram
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: dejavu am 17 Juni 2010, 14:18:01
Thesa

in der Psychologie heute vom März 2010 steht darüber ein Artikel
leider gibt es keinen Link dazu
es hat was mit chemischen Vorgängen im Gehirn zu tun
die Essenz lautet : unser Gehirn entscheidet, wann wir uns einsam fühlen, weil das Gehirn von gesseligen Menschen anders tickt als das von einsamen und man kann es ein wenig trainieren
bei den geselligen Menschen konnte ein Belohnungskick nachgewisen werden, wenn sie mit angenehmen Situationen konfrontiert wurden, zb essen, Geld, soziale Kontakte
einsame Menschen können das auch positiv bewerten, aber ihnen fehlt der "Wohlfühlschub", der Kick also, es heißt, sie sind sich des Mangels schmerzlich bewußt, können aber keine Befriedigung daraus ziehen, es heißt, ein Bereich zwischen Schläfen und Scheitellapen wird aktiviert, wenn sich gesellige Menschen in die Gefühle andrer hineinversetzen, bei den einsamen Menschen konnte diese Aktivität nicht nachgewiesen werden, es gab sie nicht, sie leiden unter mangelndem Mitgefühl, welches wiederum das Alleinsein der Einsamen verschärft und somit einen Teufelskreis darstellt
letztendlich wird gesagt, Einsamkeit wird im Gehirn als körperlicher Schmerz wahrgenommen, der als Warnsignal dient, soziale Kontakte aufzubauen und wieder am Sozialleben teilzunehmen

ich finde das ganz stimmig, denn wir alle hier leiden darunter und unter den fatalen Folgen
und da jeder einzelne von uns eine andre Biographie hat, denke ich schon, das es mit dem Stoffwechsel im Gehirn etwas zu tun hat
das würde erklären, warum es Menschen gibt, die trotz guter Lebensumstände depressiv sind
ich denke, auch, das sonst Psychopharmaka nicht helfen würden, wenn man die Chemie in unsrem Kopf außen vorlassen würde
und wer Leere und Einsamkeit nicht fühlt, kann nicht nachvollziehen, wie es in uns ausschaut, wir können ja genauso wenig nachvollziehen, wie es ist, rundherum glücklcih zu sein

so jetzt ist Schluß
strick dir was draus :-)
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: Sintram am 17 Juni 2010, 18:10:07
Interessant, das mit den Hirnchregionen. Allerdings... die Henne und das Ei.
Niemand kann vermutlich sagen, was zuvor war, die Veränderung im Kasten oder das Gefühl von Einsamkeit- und ob nun das eine das andere ausgelöst hat oder das andere Ursache für das eine ist. Und dass ich einen Dachschaden habe, weiß ich schon länger.

Egal, allein im Sinne von allein war ich eigentlich selten, meistens sogar im Gegenteil mitten unter Leuten, irgendwo eingebunden, dazugehörig, engagiert, ja mitunter führend. Und auch beziehungsmäßig gehören die Jahre des Alleinseins zum kleineren Zeitraum meiner Lebensdauer inklusive Kindheit.

Auf meine Einsamkeit jedoch hatten die Menschen in meiner nächsten Umgebung so gut wie keinen mindernden Einfluss. Im Gegenteil, in der Regel erhöhten sie mein Einsamkeitsgefühl nicht unbeträchtlich. Hielten es zumindest konstant aufrecht. So lange ich denken kann war ich einsam mitten unter Menschen. Und an der Seite von Menschen.

Wenn ich mit mir allein war, fühlte ich mich eigentlich selten einsam. Höchstens allein.
Und heute bin ich zweisam und nicht mehr allein.

So weit.

Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: dejavu am 17 Juni 2010, 18:30:21
Das geht mir auch so. Je mehr Menschen und Trubel um mich herum, umso stärker die Einsamkeitsgefühle.
Komisch aber, das ich jahrelang nicht allein sein konnte. Vllt wär mir die Einsamkeit dann erst richtig bewußt geworden, denn ich hatte immer den "schönen" Gedanken, wenn ich unter Menschen bin, kann ich nicht sterben. Damals wollte ich auf keinen Fall sterben, was heute unvorstellbar ist.
Wenn ich heute mehr als einen Menschen um mich habe, gehe ich weg aus dieser Welt. Manchmal sogar, wenn es nur einer ist. Es macht mich derart aggressiv, das ich Impulse habe, jemanden anschreien oder provozieren zu müssen. Neulich war es erst der Fall. Ich ging nach Hause und vom einem Balkon schaute mich ein Mann an. Ich dachte nur, wenn der jetzt nicht gleich wegguckt, drück ich ihm einen Spruch. Wie krank ist das denn? Oder beim Einkaufen. Mich schaut jemand an und ich schraube mich so hoch, das ich Mühe hab, es zu regulieren. Ich fühle mich in absoluter Boxkampfstimmung.
Manchmal wünsche ich mir, das mich jemand doof anmacht. Das Schlimme ist, ich würde keine Grenze kennen. Als Frau. Das ist abartig.
Während der letzten Thera hatte ich einen Termin für den Boxsack. Eigentlich dazu gedacht, mich auzupowern. Das genaue Gegenteil ist eingetreten.
Das quält mich. Diese Aggressionen als Frau und Mutter zu haben ist für mich mit das Schlimmste. Es macht mich in meinen Augen zu allem, aber nicht zu einem Menschen.
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: Sintram am 17 Juni 2010, 20:14:18
Aggression ist sehr menschlich, ein Blick in die Nachrichten genügt.

Aber so wie ich Dich verstehe, treten Deine Aggressionen recht unkontrolliert und ohne konkreten Anlass auf.
Das kann durchaus damit zusammenhängen, dass Du über sehr lange Zeit Deines Lebens Deine Aggressionen unterdrückt hast und Dir nicht zugestanden, und jetzt -im Rahmen der Therapien und vermutlich durch dieselben freigesetzt- wollen sie nach draußen.

Möglicherweise ist das sogar wichtiger Bestandteil Deines Selbstfindung- und Heilungsprozesses. Die depressive Reaktion kehrt sich ins Gegenteil, Dein Gefühl reagiert auf seine Umwelt nicht mehr mit Flucht nach innen, sondern mit Verteidigung -besser Gegenangriff- nach außen.

Und offenbar ist da einiges in Dir am Brodeln, was noch raus will. Ich würde das Ganze durchaus nicht so negativ sehen, zu lange und zu viel hast Du geschluckt und in Dich hineingefressen, bist um ein Haar daran zerbrochen, und jetzt kommt die Zeit der "Abrechnung". Dein Innenleben verlangt nach Wut und Zorn. Nach "Wiedergutmachung".

Ich denke, das ist ein natürlicher Prozess, der da abläuft in Dir, ein wenig heftig, aber notwendig.
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: thesaltonsea am 18 Juni 2010, 01:15:33
wie ist es denn schon möglich in der gesellschaft seine aggressionen loszuwerden? ich denke boxsack hauen "befriedigt" das ganze nicht.  genugtuung würden manche vllt erst finden wenn sie es an einem mitmenschen auslassen würden. aber das kommt ja nicht gut.
also wohin mit den aggressionen?
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: 21HEIDI am 18 Juni 2010, 15:15:17
Hallo Thesa!
Ich würde mal kurz dazu sagen:
Es gibt 2erlei Menschen.
Die Einen brauchen Menschen um sich,sonst werden sie depressiv.....nur nicht alleine sein!
Die anderen wollen alleine sein,denn kaum sind Menschen in ihrer Nähe,werden sie ebenfalls depressiv....nur keine Menschen!

Spreche aus eigener Erfahrung,denn der erste Typ bin ich.Ich hatte immer schon gerne Menschen um mich.
Der zweite Typ ist mein erster Exmann.Der wurde "verrückt",wenn er nicht alleine war und Menschen um sich hatte.Nicht mal in den Supermarkt wollte er gehen,...!

Liebe Grüße,
HEIDI (46J.)  :-)
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: dejavu am 18 Juni 2010, 16:19:32
hm Heidi.....ich war früher so wie du und heute so wie dein Ex....komisch....wie sich das ändern kann.....bei mir hat es sich gewandelt als ich von Angst und Panik in Depression gefallen bin....vor 3Jahren...

@lieber Sintram
damit hast du wohl recht. Ich konnte bis vor 3Jahren nicht von mir sagen, überhaupt mal wütend oder ärgerlich gewesen zu sein. Ich hatte immer nur Angst. Mehr nicht.
Für mich hat es sich angefühlt wie ein Aggressionsschub, der plötzlich da war. Ich vermute auch, dadurch das ich sie nicht nach außen trage(n) kann, ist es umso schwerer, sich immer wieder zu beherrschen.

@Thesa
du hast ebenso recht. Ich könnte mich mal so richtig prügeln...boah..das ist so heftig. Aber wenn, dann gegen einen Mann. Alles andre war Quatsch. Meine Maßstäbe setze ich auch grundsätzlich bei Männern an. Ich kann mich mit Frauen gar nicht identifizieren.
Da ist doch wirklich was total schiefgelaufen....lol...
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: thesaltonsea am 18 Juni 2010, 17:12:43
meint ihr aber nicht dass eine depression vllt ein einsamkeitsgefühl im gehirn auslösen kann? also das dieses gefühl ohne äußere einflüsse entstehen kann?
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: 21HEIDI am 18 Juni 2010, 22:43:10
Thesa!
Es kann Vieles sein,was im Gehirn ausgelöst wird.
Und sei es jetzt nur ein dummer Vergleich,aber manche Hausfrau ist schon depremiert,wenn die Suppe versalzen ist,...
Weißt Du,was ich meine?
Da ist jeder Mensch eben verschieden,...

Lieben Gruß nochmal,
HEIDI :-)
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: thesaltonsea am 18 Juni 2010, 23:04:22
aber das meine ich ja eben nicht. ich frag mich ob das einsamkeitsgefühl nur rein durch die depression kommen kann und NICHT durch äußere einflüsse.  also dass man garnich davor einsam war und mit eintreten der depression fühlt man sich einsam UND das ganze ohne dass der depression ein einsamkeitsgefühl voraus ging.
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: 21HEIDI am 18 Juni 2010, 23:08:19
Natürlich! Weil man sich dadurch oft falsch oder gar nicht verstanden fühlt und ungewollt in sein Schneckenhaus zurückzieht,..!
HEIDI :-)
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: Sintram am 19 Juni 2010, 14:53:46
Zitat
aber das meine ich ja eben nicht. ich frag mich ob das einsamkeitsgefühl nur rein durch die depression kommen kann und NICHT durch äußere einflüsse.  also dass man garnich davor einsam war und mit eintreten der depression fühlt man sich einsam UND das ganze ohne dass der depression ein einsamkeitsgefühl voraus ging.

Meiner Erfahrung nach gibt es das durchaus. Es tritt in Wellen oder Schüben auf und kommt wie aus dem Nichts.

In einer bisher vertrauten Umgebung und Gemeinschaft, der du dich zugehörig fühlst und in der du dich bis zu einem gewissen Grad verstanden unbefangen bewegst, überkommt dich urplötzlich wie ein Schaudern das Gefühl völliger Isolation, du erlebst dich wie unter einer Glaglocke, abgeschnitten von den anderen und in dir selbst gefangen. Ohne irgendeinen erkennbaren Grund und Auslöser, und ohne dich zuvor einsam oder ausgeschlossen gefühlt zu haben.

Plötzlich ist dir alles total fremd, die Gesichter und Stimmen, alles scheint weit entfernt und du sitzt völlig allein unter deinen Mitmenschen. Als hättest du nie dazugehört und mit dem Gefühl, nie mehr dazugehören zu können.

Ich hab das oft erlebt. Es klingt wieder ab, wenn du mit dir allein bist, aber in Gesellschaft kann es dich jederzeit und unvermittelt überkommen. Mit der Zeit lernst du dich einfach zurückzuziehen, wenn es möglich ist.
Oder es stoisch zu ertragen, wenn das nicht geht.

Aber grundsätzlich ist das nach meiner Erfahrung ohne weiteres möglich.
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: thesaltonsea am 19 Juni 2010, 22:53:55
ja da hab ich auch manchmal, u. a. auch unberechenbare ängste bei sozialen interaktionen.  schrecklich sowas. und auch weil es so unberechenbar ist und ich nicht weiß wie ich dieses problem loskriegen kann.
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: Sintram am 21 Juni 2010, 06:07:30
Guten Morgen thesaltonsea,

also so richtig losgeworden bin ich es bis heute nicht, allerdings kann ich es mit Hilfe meiner AD und durch die Erkenntnisse meiner Therapien sehr viel besser einordnen und gelassener damit umgehen.

Was meine Angst vor sozialen Interaktionen betrifft, geht es mir sehr viel besser, seit ich sie nicht mehr verdränge und betäube- es kommt natürlich auf meine momentane Verfassung und den entsprechenden Personenkreis an, wie sehr mir die Sache zusetzt. Hinterher erschöpft bin ich grundsätzlich.

Jedenfalls sind derlei Erscheinungen Symptome einer Depression. Und wenn sie nicht von selbst verschwinden, müssen sie behandelt werden. Wie lange erlebst Du das schon?

LG
Sintram
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: thesaltonsea am 22 Juni 2010, 05:45:14
ich kann eigentlich garnicht genau datieren wann das angefangen hat. schon nach der grundschule war ich recht unsicher. vllt. lag das damals aber auch nur an fehlender reife. übersteigerte soziale ängste hab ich denke ich schon recht lange und die depression kam danach. richtig intensiv erleb ich die depression und soziophobie aber seit  ca. 5 jahren, wobei ich das wirklich auch nicht genau sicher sagen kann.
warst du in einer speziellen therapie für soziale ängste oder woher hast du dir die tipps geholt um besser damit umgehen zu können?
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: Sintram am 22 Juni 2010, 07:59:15
Guten Morgen thesaltonsea,

Eine spezielle Therapie hatte ich nicht, dafür fünf Gesprächstherapien. Da war das Thema natürlich immer mit dabei.

Zweimal war ich in einer psychosomatischen Klinik -einmal fast fünf Monate- und dort wird diesbezüglich in Gruppen intensive Arbeit gemacht, etwa mit Hilfe von Rollenspielen, die gefilmt und anschließend von den andern beurteilt werden, oder "Mutproben" in der Öffentlichkeit.

Ich musste/durfte zB. als Clown bemalt durch die Fuzo der Großstadt schlendern und beliebige Leute drum bitten, ob sie mir ihre Telefonkarte leihen könnten. Kam natürlich nie so weit, aber die verschiedenen Reaktionen waren sehr interessant. Vor allem die Kinder waren begeistert von meinem Outfit.
Ich habe wirklich von diesen Erfahrungen profitiert, und andere, deren Ängste noch viel ausgeprägter waren, ebenso.

Ich glaube, dass auch die Verhaltenstherapie in diese Richtung arbeitet. Es gibt durchaus therapeutische Wege, der chronischen Verunsicherung anhaltend entgegenzuwirken.
Heute erlebe ich meine mitmenschliche Umwelt zwar noch immer nicht als angenehm und mitunter völlig befremdend, aber als weit weniger bedrohlich und feindselig. Das Gefühl der Nichtzugehörigkeit setzt mir nicht mehr zu, ich fühle mich in mir zuhause und kann mein Anderssein sehr viel positiver erleben.

Ich wünsch Dir einen schönen Tag
Sintram

Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: dejavu am 22 Juni 2010, 13:59:14
hey thesa

ich kann das schon gut nachvollziehen, ich war von Kindesbeinen an, unsicher, konnte nie vor mehreren Menschen reden etc....ich weiß nicht, ob man in der Grundschule fehlende Reife verantwortlich machen kann...welches Grundschulkind ist reif?...meine Ängste sind vollends ausgebrochen, als ich-auf Wunsch und Betreiben meiner Eltern- ein Lehramtsstudium aufnehmen mußte, nicht verwunderlich...
dadurch, daß ich ein sehr ernsthaftes und ruhiges Kind war, daß immer allen Ansprüchen genügte, egal, mit welchen inneren Qualen es verbunden war, widersprach ich nicht und es endete damit, daß ich zum Schluß das Studium geschmissen hab, weil ich nicht mehr zur Uni gehen konnte...bei dem Wissen, ich müße dieses Riesengebäude betreten, an sovielen Menschen vorbei etc..das hat mich dazu gebracht, mich nur noch zurückzuziehen...

Ich hab mehrere stationäre Therapien durchlaufen und es kam jedes mal fast zum Eklat, wenn es darum ging, das ich mit Menschen in Kontakt treten sollte, selbst, wenn es Patienten waren...ich bin fast ausgetickt...ich weiß nicht, inwieweit du oder @Sintram diese Stimme kennen, die einem einflüstert "Haut alle ab, laßt mich bloß in Ruhe!"
Ich bin ja nun kein Therapeut oder so. Es scheint jedoch so zu sein, als wären wir alle Kinder ohne Urvertrauen. Urvertrauen wir ab der Geburt geprägt....und es beeinflußt das ganze weitere Leben.....du könntest es mal googlen....ohne Urvertrauen haben wir keine eigene Identität, kein Selbstbewußtsein, gestörte Interaktionen, welcher Sorte auch immer.....
um auf deine Anfangsfrage zurückzukommen, die tiefe innere Einsamkeit schickt uns, glaub ich, eine Menge an Symptomen wie Angst, Depression, Phobien etc, wir fühlen als Kinder schon, daß wir anders sind, wir haben keinen Halt, niemand spiegelt uns und hat uns je vermittelt, was richtig und was falsch ist, das ist absolut tödlich für die Entwicklugn eines gesunden Selbst, wir sind unsicher, weil wir ständig austesten müssen, unsre Energien nicht für das Kindsein sondern für unsre Umwelt verschwenden müssen, die uns so im Stich läßt, nicht zeigt, das wir liebenswert sind auch mit Fehlern und Schwächen, die uns Dinge, abverlangt, die wir als Kinder keinesfalls bewältigen können....
iwann, wenn der Trog ausgeschöpft ist bricht diese Einsamkeit selbst mit ihrer ganzen Macht durch und schickt uns in die Isolation, denn wir haben nicht mehr die Kraft, dem Leben zu entgegnen udn wollen um jeden Preis jede weitere Verletzung vermeiden, die zwangsläufig im Umgang mit Menschen entsteht und uns an den Rand des Abgrunds stürzen würde....

Ich bin trotz mehrerer Therapien nicht mehr bereit, mein Leben durchlässig zu machen....ich erlebe nur jedes Mal wieder, das ich anders bin und ich hab keine Lust mehr drauf.....mir ist es schnuppe, ich nehm es so, wie es ist, vllt wird es nochmal anders, vllt auch nicht...egal...ich bin glücklich in meiner Wohnung, in meinem Leben bekommen die einen Platz, die ich mir aussuche und eins kann ich dir sagen, es ist niemand dabei, der gesund ist und das ist gut und richtig so....

Therapien helfen oft dann, wenn man intensiv drinsteckt, ich glaube mittlerweile, man muß es so annehmen wie es ist und von jemanden der am Tropf hängt, verlangt auch niemand, ständig mit dem Infusionsständer draußen rumzulaufen um sich und andren zu beweisen, daß man laufen kann...

lg Deja
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: thesaltonsea am 24 Juni 2010, 16:52:47
ich hab mich auch das mal gefragt. ich höre immer wenn man ängste hat muss man sich diesen ängsten immer stellen, also kleine mutproben machen.  ich habe aber langfristig nie das gefühl dass diese mutproben wirklich helfen. ich bin vllt kurz mal selbstsicherer aber das vergeht sehr schnell auch wieder.   und dann frage ich mich auch wo dann noch die lebensqualität bleibt , wenn man sein ganzes leben damit verbringen soll der angst ins gesicht zu blicken.
ich hab mir vor kurzem auch mal die einfache frage gestellt ob ich mich für weniger wert halte als meine mitmenschen. ich konnte das sofort mit ja beantworten, das ist vllt eine  wirklich banale feststellung aber mir war das selbst nie so sehr bewusst das ich mich so wertlos sehe; dieses gefühl war also bisher nur irgendwie im unterbusstsein vorhanden.
und ich merke auch dass irgendwas nich mit mir stimmt. wenn ich nachts manchmal alleine durch die wohnung laufe fühlt sich alles so irreal an so distanziert und kalt. liegt vermutlich auch an der depression, auf jeden fall fühlt es sich nicht gesund an.
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: dejavu am 24 Juni 2010, 17:43:17
also, ich hab gar keine Lust und Kraft mehr, mich ständig meinen Ängsten zu stellen, wozu auch? um sie mit zittern und zagen halbwegs zu überleben? nö....

Wer stellt sich denn mir und somit seinen Ängsten?

Ich mach das Notwendigste, besonders im Hinblick auf meinen Sohn, alles andre....geht mir 3 Meter usw...

Sag mal nachts, bist du da so ganz weit weg von allem? wie im Film? so automatisch? als ob du dich und alles um dich herum von außen betrachtest?
bin kein Doc aber vermutlich bist du dann in einer Depersonalisation.....nimmst du überhaupt ärztliche Hilfe in Anspruch?
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: thesaltonsea am 27 Juni 2010, 03:11:28
ich weiß nich das klingt vllt komisch aber ich fühl manchmal dann garnich so richtig meinen körper. und eben so dass ich nicht alles "unmittelbar" und "direkt" wahrnehme sondern als ob ich das alles nur als zuschauer sehe.  sehr schwer das in worte zu fassen.
naja ich nehme antidepressiva . aber hilft leider nicht so wirklich.
was ist denn eine depersonalisation? ich hab mir mal überlegt vllt leide ich an sowas wie realitätsverlust. meinst du das vllt.?
Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: kleine_Maus am 27 Juni 2010, 03:42:30
****
was ist denn eine depersonalisation?
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http://www.panikattacken.at/depersonalisation/depers.htm

Titel: Re: Depression=Einsamkeitsgefühl?
Beitrag von: thesaltonsea am 27 Juni 2010, 04:00:21
irgendwie erschreckend.das meiste aus dem artikel trifft wirklich auf mich zu.  wobei man sich ja leicht mit irgendwelchen symptomen von mehreren psychischen krankheiten identifizieren kann wenn man psychische probs hat.