Hallo Tränchen.
Tut mir leid für dich, dass es so gekommen ist.
Habe die Beiträge gelesen und möchte euch mal etwas von der anderen Seite erzählen.
Immer wieder lese ich hier, dass ihr von euren Mitmenschen verlassen werdet, euch im Stich gelassen fühlt und alle anderen ja kein Verständnis für euch hätten.
Zuerst einmal finde ich es nicht ok, alles auf die Schiene zu schieben, dass ja niemand für euch Verständnis hat. Es erscheint zwar so einfach, da man alles auf seine Krankheit schieben kann.
Zur Klarstellung: Mir ist es durchaus bewusst, dass eine Erkrankung, in welcher Form auch immer, alles schwerer macht, als hätte man sie nicht. Sie sollte aber nicht immer vorgeschoben werden und die anderen Menschen daran gemessen werden.
Es wird euch erstaunen, aber auch Menschen ohne Depressionen, Borderline, usw. haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Niemand ist davor geschützt. Es kann gut sein, dass man Menschen schneller auf die Nerven gehen kann, wenn man erkrankt ist und diese dann irgendwann nicht weiter wissen.
Was ich eigentlich sagen will: Ihr fordert Verständnis von euren Mitmenschen. Sie sollen für euch da sein.
Und genau dieser Ansicht bin ich auch. Jeder sollte sich um jeden kümmern, zumindest, wenn er einem sehr nahe steht. Auch wenn dies manchmal nicht einfach ist.
Was mir hier oft auffällt ist, dass die meisten von euch nur fordern, dass andre für euch da sind. Seid ihr das genauso für die Menschen, von denen ihr verlangt, dass sie sich bei euch melden? Ruft ihr sie auch mal an und fragt, wie es ihnen geht? Ohne von euch und euren Problemen zu erzählen?
Es ist nicht nur ein Problem, dass euch betrifft. Es betrifft jeden.
Und ich finde es ungerecht, wenn ich immer wieder lese, die „Gesunden“ hätten für euch kein Verständnis und man müsste es so hinnehmen. Ihr wollt nicht verurteilt werden, weil ihr krank seid, aber gleichzeitig verurteilt ihr andere Menschen, weil sie sich scheinbar von euch abwenden, weil ihr erkrankt seid?
Wie kann man erwarten, dass andere etwas für einen tun, was man umgekehrt nicht auch tut?
Und bevor es jetzt Kritik hagelt, betone ich es noch einmal deutlich. Ich habe mit Sicherheit nichts gegen Menschen, die an einer Krankheit leiden und habe auch Verständnis für sie. Nur dieses hat auch Grenzen. Genau dieselben, die ich auch für „Gesunde“ empfinde. Ich mache da keinen Unterschied.
Allerdings ist es bei den meisten Menschen so, dass man immer mehr Verständnis für Menschen mit großen Problemen aufbringt.
Eins darf allerdings nie vergessen werden. Die scheinbar „Gesunden“ haben genauso Probleme wie ihr. Vielleicht ist es keine psychische Erkrankung, es kann auch eine physische sein, die man nicht gleich sieht oder viele andere Probleme. Man geht arbeiten, hat Familie, auch Freunde/Bekannte. Es gibt soviele Sachen, die einen Menschen belasten können. Oft hat man hierfür keine Schublade. Man kann nicht sagen: Ich bin psychisch krank, ich darf jetzt so sein. Nein, man muss funktionieren. Man muss seine Arbeiten erledigen, für kranke Familienangehörige da sein usw.
Man MUSS auch weiter machen. Und es ist dabei nur verständlich, wenn man sich irgendwann auch nicht mehr mit fremden Problemen belasten KANN. Es geht nicht umso wollen, sondern viele Menschen können irgendwann einfach selbst nicht mehr.
Es mag bei den Menschen verschiedene Gründe geben, wieso sie sich von jemanden abwenden. Und ja, ihr habt sicher auch Recht, dass es manchen zu viel wird, wenn man nach seinem normalen Arbeitstag vielleicht noch vollgejammert wird und es einem immer dasselbe erscheint. Man braucht somit doppelt Kraft. Sein eigenes Leben und noch das eines anderen Menschen. Umso näher der Mensch einem steht, umso eher ist man dazu bereit.
Bitte, versteht auch einmal diese Seite und nicht immer nur eure. Kein Mensch ist dazu gemacht, nur für einen anderen da zu sein. Er hat selbst Bedürfnisse und Probleme.
Ich werde hier nicht ins Detail gehen, sondern alles nur allgemein darstellen. Ich kenne niemand von euch so gut, dass ich über euch oder eure Mitmenschen urteilen kann. Nur weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schnell man dabei ist, bei anderen die Gründe zu suchen, wenn einen jemand meidet. Man kommt aber nur weiter, wenn man den Mut aufbringt, auch bei sich zu suchen bzw. auch mal das Leben der anderen Person durchleuchtet. Erst dann kann man eine Lösung finden, die beiden zusagt und man kommt wieder zusammen.
Es mag schwer sein, wenn eine Erkrankung bei einer Freundschaft mitspielt. Umso näher man sich steht, umso mehr Kraft kann man dafür aufbringen. Seht es bitte nicht als selbstverständlich an, wenn jemand für euch da ist. Dankt der Person dafür und freut euch einfach. Es ist eine bessere Sicht, als zu jammern, wieso niemand für euch da ist. Und glaubt mir, es geht nicht nur euch so. Jeder Mensch kennt das.
Und nur weil ihr von vielen Menschen das Bild habt, dass es ihnen gut geht, muss es noch lange nicht so sein. Viele erscheinen „perfekt“. Aber schon mal weiter geschaut? Oft ist es einfach eine Fassade, die aufgesetzt wird, weil man funktionieren muss. Man muss stark sein, um in dieser Gesellschaft durchzukommen. Schwäche darf man nicht zeigen. Dies werdet ihr bestätigen, da viele ja auch sagen, dass man abgeschoben wird, sobald man erkrankt ist.
Dies gilt allerdings nicht für den Freundeskreis oder die Familie.
Ich wünsch euch trotzdem alles Gute und dass eure Bekanntschaften solange halten, wie es geht. Es ist schwierig, Verständnis aufzubringen, wenn man quasi gezwungen ist, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Aber gebt euch nicht auf und gebt euren Mitmenschen auch eine Chance, mit euch gut auszukommen.
Es sind einfach ein paar Denkanstöße.
Und bevor sich jetzt wieder jemand angegriffen fühlt, so ist es sicher nicht gemeint und zu solchen Feedbacks werde ich mich nicht äußern. Dies habe ich hiermit gemacht.
Gruß Muffin