Hallo Liebe Mond,
wir kennen uns noch von damals...
Vielleicht erinnerst Du Dich noch an das Forumstreffen in Köln.
Auch ich bin zurückgekommen aus einem sehr traurigem Anlass, der mir ebenfalls den Boden unter meinen Füßen weggerissen hat.
Demian ist an Krebs erkrankt und am 17.08.2021 daran verstorben.
Seidem entgleitet mir mein Leben immer mehr und auch bei mir ist der Wunsch sehr groß, ihm einfach zu folgen.
Du trägst keinerlei Schuld daran, daß Deine Mama gestorben ist (auch wenn Du dies jetzt vielleicht noch nicht annehmen kannst).
Mein ganz herzliches Beileid an dieser Stelle für den schmerzlichen Verlust.
Keiner kann Dir sagen, ob sie sich nicht vielleicht auch in dem anderen Krankenhaus angesteckt hätte.
Auch wenn es hart klingt,...
ich finde die Entscheidung Deiner Mama gegen eine invasive Beatmung nachvollziehbar und auch richtig.
Die Lunge war schon geschädigt, so daß sie nicht mehr ausreichend Sauerstoff aufnehmen konnte.
Die invasive Beatmung hätte auch vielleicht nur ein paar Tage herausholen können. (Dich mal ganz lieb drücke)
Auch ich habe Demian jeden Tag (auch auf der Intensivstation) besucht und gesehen wie er gegen die "Druckbeatmung" angekämpft hatte.
Es war furchtbar mit anzusehen...
Da er sich wehrte, wurde er sogar noch am Bett fixiert.
Ich musste für ihn kämpfen, daß er nur noch palliativ behandelt wird und auf die Palliativstation verlegt wird, da er selber nicht mehr eindeutig dazu in der Lage war.
Er war durch die Hirnmetastasen, Hirbestrahlung und Morphin stark verwirrt und teils auch sehr aggressiv.
Sprich geistig nicht mehr dazu in der Lage, daß solche Äußerungen von ihm ernst genommen würden.
Es war für mich sehr hart, seine Wünsche für ihn durchzusetzen und auch ich kämpfe heute immer noch mit den Schuldgefühlen.
Er ist in der darauf folgenden Nacht gestorben.
Ich verstehe Dich sehr gut und kann Deine Gefühle sehr gut nachempfinden.
Ich bin Gott sei Dank schon länger in Psychotherapie (seit Januar 2021) und auch auf Psychopharmaka eingestellt (seit April 2021)
und trotzdem bekomme ich momentan mein Leben nicht in den Griff...
Bin seit Ende September 2020 schon AU geschrieben und das Krankengeld wird demnach auch bald auslaufen...
Alles dreht sich nur um die Trauer und die Gedanken an Demian.
In meiner Wohnung ist alles noch so, wie an dem Tag als Demian ins Krankenhaus gekommen ist.
Mir fehlt die Kraft für alles... Habe es seit dem gerade einmal geschafft die gleben Säcke herauszutun.
Du kannst Dir vielleicht vorstellen, wie es mittlerweile hier aussieht.
Ich weiß auch noch nicht, wie ich daß schaffen soll, mein Leben wenigstens einigermaßen wieder in den Griff zu bekommen.
Ich denke aber daß ich ohne die Psychopharmaka schon nicht mehr auf diesem Planeten verweilen würde.
Ich kann Dir nur raten die Wartezeit vielleicht ebenfalls mit Medikamenten zu überbrücken.
Es gibt parallel zur Psychotherapie aber auch noch die Möglichkeit die Psychotheraputische Sprechstunde zu nutzen.
Diese müssen Psychotherapeuten anbieten.
Sie ist zwar nicht so zeitintensiv wie eine richtige Psychotherapie, können jedoch auch schon eine Hilfe sein, die Wartezeit zu überbrücken.
Ich drücke Dich nochmal ganz lieb.
L.G. Tobe