Hallo DreiPunkte,
ich versuche einmal, eine solche Situation, wie du sie beschrieben hast, aus meiner/X's Sicht zu erklären:
X ist wahnsinnig abhängig von der Bestätigung anderer Menschen, weil er selbst unglücklich mit sich ist. Er wird geplagt von ständigen Selbstzweifeln und hat Probleme mit zwischenmenschlichen Beziehungen weil er sehr unsicher ist. Folglich ist er immer wahnsinnig froh, wenn jemand ihn mag und so "mag" X jede ihn mögende Person zurück - ohne sich selbst zu fragen, ob er (X) diesen Jemand vielleicht wirklich mag/symphatisch findet. Sobald X also Zuneigung, Sympathie o.ä. von Y erhält, ist er überglücklich und schmeißt sich mit ganzem Elan in diese zwischenmenschliche Beziehung, um diesen Status aufrecht zu erhalten. Wenn Y nun aber anfängt einmal Kritik zu üben, verletzt dies X auf sehr persönlicher und tiefer Ebene. Es ist dabei unerheblich, ob Y die Kritik tatsächlich so persönlich meinte, oder nicht. Für X ist in einer solchen Situation alles persönlich, weil er jde Kritik als Bemängelungen seines Selbst betrachtet. Je nachdem, in welchem Bereich/zu welchem Thema Y sich geäußert hat, kann die Gegenreaktion von X natürlich unterschiedlich heftig ausfallen. Unter Umständen kann X sich von Y betrogen fühlen, weil er denkt, Y hätte ihm die ganze Zeit der 'Freundschaft' etwas vorgemacht und ihn in Wirklichkeit immer nur belächelt/auf ihn herab geschaut/nicht ernst genommen etc. Eine weitere Möglichkeit ist, dass X sich als kompletter Mensch in Frage gestellt fühlt, weil Y eine Kleinigkeit an ihm bemängelt/anzweifelt o.ä. Es kann aber auch eine einfache Schutzreaktion von X sein, der sich durch die Kritik von Y auf einmal wieder ungeliebt bzw. nicht gemocht fühlt und als sofortige Gegenmaßnahme zum Selbstschutz in den Angriff übergeht.
...Je nachdem, was von Y geäußert wurde...
Was da bei X passiert ist natürlich eine sehr subjektive Sache, die tiefe Verletzung/Enttäuschung ist objektiv an sich kaum bis gar nicht zu erklären. Für X ist es aber auch wahnsinnig schwierig aus diesem Muster auszubrechen...
Das sind nur einige Beispiele, wie ich eine ganze Zeit lang solche Situationen erlebt habe. Bei mir habe ich grundsätzlich das geringe Selbstwertgefühl als 'Problemherd' ausgemacht - was ich allerdings nicht als eigenes "Krankheitsbild" bezeichnen würde. Ich weiß aber nicht, ob das auch anderen so geht. Wie gesagt: sehr subjektiv.
Ich hoffe, ich hab damit ein wenig den Kern deiner Frage am Anfang getroffen und konnte dir X's Gedankenwelt ein wenig näher bringen!? ;)
Liebes, Mai