Hallo Licht
Nubis stellt viele Fragen die mich als neugierigen Menschen natürlich auch brennend interessieren, nur inwieweit haben wir das Recht aus den Tagebüchern eines Menschen Dinge zu erfahren, ohne sein, oder ihr Einverständnis? Es ist schon schlimm genug, dass es die eigene Mutter gelesen hat.
Zweifellos wird sich durch dieses Lesen der Gedanken deiner Tochter vieles in dir verändern, du hast Dinge erkennen müssen die aus ihrer Sicht anders gesehen wurden, jedoch genau so richtig sind. Du wirst in Zukunft vermutlich viel mehr zuhören was sie zu sagen hat, insofern hat die an und für sich negative Sache des Lesens diesen einen Vorteil.
Auf keinen Fall würde ich einen direkten Bezug zwischen dem was du gelesen hast in einem Gespräch herstellen, denn deine Tochter würde sofort merken , dass du das Tagebuch gelesen hast. Das Vertrauen wäre dadurch zerstört und lange Zeit nicht mehr vorhanden, wenn überhaupt je wieder... , sondern viel mehr einfach das Gespräch suchen und ihren Nöten und Ängsten zuhören, daraus ergibt sich dann eher etwas fruchtbares.
"Ich liebe meine Tochter über alles, konnte aber nie mit ihr darüber sprechen, das und wie schlecht es mir ging.
Sie empfand es immer als Ablehung, aber das war es nicht".
Ich weiss nicht wie schwer krank du bist, aber Kinder von psychisch kranken Eltern gehören von Anfang an betreut, denn oftmals geben sie sich selber die Schuld am Zustand der Eltern und müssen, ob sie wollen oder nicht, ständig Rücksicht, oder sogar die Elternrolle übernehmen, dies scheint aber bei dir nicht der Fall, du machst auf mich einen gefassten und relativ sicheren Eindruck. Natürlich kann ich mich auch täuschen.
Dieses "sie empfand es immer als Ablehnung" hat mich den Satz kopieren lassen.
Genau so empfand ich es bei meiner Mutter auch. Ich denke es ist unglaublich wichtig zu kommunizieren, dass die eigene Krankheit und die Stimmungswechsel, wie auch die Impulsivität und was sonst noch für Kinder ganz schlimm ist, Teil einer Erkrankung ist und dass man das Kind liebt und es nichts dafür kann.
Man sollte nach jedem dieser Ausbrüche etwas später, wenn man sich wieder beruhigt hat darüber reden und sich auch öfters Mal dafür entschuldigen, auch wenn man selber nichts dafür kann.
Meine Mutter hat damals genau das Falsche getan, nach ihren Ausrastern hat sie mich zusätzlich bestraft, indem sie tagelang kein Wort mehr mit mir redete. Die schlechten Gefühle zogen sich so ins unendliche... und ich verstand überhaupt nichts mehr.
Die Einsicht, dass dieses Tun falsch ist hilft dem Kind, es besser zu verarbeiten, denn die Spuren einer Eruption sind trotzdem vorhanden und wirken nach.
Gerade Z.B. bei Borderlinern sind verbale Prügel teilweise extremst verletzend, ich habe immer körperliche Gewalt vorgezogen, als diese verbalen Ergüsse meiner Mutter zu ertragen, denn die waren vernichtend und wirken bis heute nach.
Wie oft hätte ich gerne gewusst warum meine Mutter sich so seltsam verhält. Ich verstand auch nicht wie man tagelang nur im Bett liegen kann, ohne dass man krank ist, verstand nicht wie man müde werden kann ohne gearbeitet zu haben, verstand nicht warum man ausrastete, nur weil man mit den Geschwistern eine Meinungsverschiedenheit hatte die belanglos war, verstand die vielen Strafen nicht, die willkürlich ausgeteilt wurden. Lange dachte ich, dass meine Mutter böse war, das Wort psychisch krank, oder Psychiater war in unserem Haus ein absolutes Tabu.
Meine Geschwister wurden meiner Meinung nach auch bevorzugt behandelt, sie verstanden es auch bestens sich in die Rolle des lieben Kindes zu manövrieren und ließen mich schlecht aussehen. Ich wurde immer schwieriger und die Strafen die ich nicht verstand dadurch immer massiver.
Na ja, so war es bei mir, ich hoffe dass es bei dir total anders ist, wollte es einfach noch einmal erwähnen.
""Der Vater ist nicht bemüht. Sie werden geparkt..und wieder abgeholt.""
Dieser Satz hat mich ebenfalls sehr berührt. Scheidungskinder werden leider allzu oft als Spielball der eigenen Wut benutzt.
Ich sage jetzt natürlich nicht, dass du auch so bist, möchte dir keinesfalls etwas unterstellen.
Meine Eltern haben sich wahnsinnig gehasst, ich musste immer vorsichtig sein was ich erzählte. Ja nichts positives vom Vater erwähnen, aber auch umgekehrt. "Dein Vater holt euch nur weil er muss"... Solche Sätze sind mir deshalb gut bekannt. Aber auch: "Du bist genau so wie dein Vater", oder "du wirst deiner Mutter immer ähnlicher", wenn ich nur daran denke wird mir schon schlecht... Ich wollte nicht wie mein Vater, oder meine Mutter sein, ich wollte ICH sein.
Darum kann ich aus der eigenen Betroffenheit heraus nur empfehlen, niemals solche oder ähnliche Sätze in Gegenwart der Kinder zu verwenden, denn die lieben beide Elternteile und geraten zwischen Stuhl und Bänke, weil sie sich nicht für eine Seite entscheiden wollen. Also niemals ein schlechtes Wort über den Expartner verlieren. Ist zwar schwer, aber ich habe einige Freunde die dies geschafft haben.
Kinder haben das Recht sich selber eine Meinung zu bilden und wenn es so ist , dass er sich nicht bemüht, werden sie es erkennen.
Ich finde es unglaublich traurig wie manche Eltern, die sich notabene einmal so geliebt haben um Kinder in die Welt zu stellen, sich nach Trennungen verhalten.
Natürlich kann man nicht steuern wie sich der Expartner verhält, aber selbst vor leben wie es sein sollte, ist immer das Beste.
Alles Liebe
Epines