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Autor Thema: Irgendwann geht es nicht mehr...  (Gelesen 630 mal)

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kraftlos(Guest)

  • Gast
Irgendwann geht es nicht mehr...
« am: 04 Oktober 2009, 22:54:12 »

Hallo zusammen und danke, dass es dieses Forum gibt!

Ich finde es wahnsinnig schön, dass es hier so viele liebe Menschen gibt, die sich gegenseitig Kraft und Halt geben und jeden hier so lieb aufnehmen. Nichts selbstverständliches heutzutage.

Ja, wo fange ich an?

Ich habe schon seit Jahren immer wieder dieses Problem. Plötzlich kann ich nicht mehr. Es geht nicht mehr. Ich kann nicht mehr zur Schule (bin 17, besuche zur Zeit die 13. Klasse), ich kann niemanden mehr treffen, ich kriege einfach nichts mehr hin. Ich bin fertig. Am Ende.
Immer wieder kam das. Ich konnte es immer wieder irgendwie bekämpfen, hab mich selbst da raus geholt, habe mich therapiert, indem ich mir eigene kleine Welten erschaffen habe (meist Filmwelten wie in Herr der Ringe oder Ähnliches), in denen ich jemand anders war und mich nicht meinen Problemen stellen musste. Meine letzte Kraftquelle habe ich in einer Theatergruppe gefunden, die mir unheimlich viel positive Energie gegeben hat und in der ich auch meine erste große Liebe kennenlernen durfte (dazu später mehr).
Aber, was nun? Ich bin wieder in einer solchen Phase, schlimmer als je zuvor. Ich sitze hier abends vor dem PC und heule mir die Augen aus. Dieser Druck, der da auf mir lastet, der ist nicht mehr zu ertragen. Besonders die Schule stellt so eine große Belastung dar. Und dabei bin ich eine ziemlich gute Schülerin, mein Zeugnis aus der 12 hatte einen Durchschnitt von 1,9. Meine Eltern machen mir keinen Druck, haben Verständnis auch für schlechte Noten. Woher dann dieser riesige Druck? Ist es meine eigene Schuld? Ja, ich will ein Abiturzeugnis haben, auf dem mindestens ein Durchschnitt von 1,9 steht. Aber es ist nicht zwingend erforderlich. Ich kann auch mit was Schlechterem leben. Oder? Ich verstehe und kenne mich selbst nicht mehr. Ich weiß einfach nicht, was ich will. Anfang diesen Jahres hat sich meine große Liebe von mir getrennt, was mich in ein riesiges Loch gestürzt hat. Und zu allem Überfluss haben wir trotzdem noch über Monate hinweg miteinander geschlafen. Wenn man blind vor Liebe ist tut man eben sowas und ich hatte auch immer die Hoffnung, dass er mich eines Tages doch wieder zurückhaben will.
Das wollte er auch. Aber erst beichtete er mir, dass er während unserer Affärenzeit noch was mit einer anderen hatte, die sich auch in ihn verliebt hatte. Man mag mich blöd nennen, aber ich habe es ihm verziehen und inzwischen läuft die Beziehung so gut wie nie. Wirklich, so etwas Schönes habe ich nie erlebt und deshalb bereue ich auch keine meiner Taten. Was mich im Moment noch stört ist, dass er noch immer eine Freundschaft zu dem anderen Mädchen hält, was mich wirklich sehr verletzt.
Zu dieser Beziehung gibt es noch eine ganz lange traurige Vorgeschichte, aber sie soll nicht Thema dieses Beitrags werden. Ich versuche nur die Ursache dafür zu ergründen, wieso es mir so schlecht geht. Nunja, dieses Loch in das ich Anfang des Jahres gefallen bin, aus dem bin ich seitdem nicht mehr wirklich rausgekommen. Dann hatte ich vor drei Wochen noch einen heftigen Streit mit meinen Eltern, der sogar so weit ging, dass sie mich von zuhause rauswarfen. Bin dann zwei Wochen zu meinem Freund gezogen und inzwischen auch wieder zuhause, aber die Verletzung bleibt trotzdem. Ich fühle mich hier nicht mehr zuhause, ich habe keinen Ort an den ich mich zurückziehen kann. Bin letzten Montag in einem Heulkrampf zusammengebrochen, habe mit einem Freund telefoniert, der Psychologie studiert, er sagte mir, ich solle diese Woche ersteinmal zuhause bleiben und nicht in die Schule gehen, zumal ich drei Klausuren schreiben musste, vor denen ich eine unfassbare Panik hatte (war früher eigentlich immer ganz entspannt, bei Klausuren). Meine Hausärztin hat mir nun Antidepressiva verschrieben und ich stehe momentan auf der Warteliste für eine Psychotherapie. Das Medikament nehme ich jetzt seit 3 Tagen, aber ich spüre noch nichts und das macht mich fertig. Zumal allein der Fakt, DASS ich überhaupt diese Tabletten benötige belastend genug ist. Das tut alles so weh.

Mein Freund unterstützt mich wo er kann. Und nur bei ihm habe ich das Gefühl wieder richtig lachen zu können, weil er mich ablenkt, mich unterhält, sich die wahnwitzigsten Dinge ausdenkt, nur um mich zum Lachen zu bringen. Ganz abgesehen davon, dass er mir ständig sagt, dass er mich über alles liebt.
Das freut mich ja. Und ich liebe ihn auch.
Und trotzdem, wenn ich hier abends allein sitze, muss ich einfach nur weinen und will mich vor das nächste Auto werfen (war vor ein paar Monaten mal wirklich kurz davor das zu tun).
"Ruf mich bitte immer an, wenn es dir schlecht geht!", hat mein Freund mir gesagt.
Ich kann nicht.
Ich will ihn nicht mitziehen. Er tut so viel für mich und unter anderen Umständen wäre ich wohl das glücklichste Mädchen der Welt. Aber er schafft es nunmal nicht, mich von dieser Krankheit zu heilen, selbst, wenn es ihm das Herz bricht. Und ich will ihn nicht belasten und ihm nicht das Herz brechen. Deshalb greife ich auch nicht zum Telefon, sondern sitze hier und ziehe mich selbst nur runter. Höre melancholische Musik, damit es nochmal richtig schmerzhaft wird.
Hatte schon den Gedanken mich selbst zu verletzen, aber irgendwie schaltet sich da mein Verstand ein und ich komme mir selbst einfach nur lächerlich vor. Vielleicht fange ich auch an zu rauchen. Irgendwie muss man doch diesen Druck abbauen können!
Ich habe eine Scheiß-Angst vor morgen, wenn ich wieder in die Schule muss. Ich habe das Gfeühl mich gleich übergeben zu müssen, wenn ich nur daran denke. Ich kann nicht mehr. Und ich will nicht mehr.
Aber was ist man denn in meinem Umfeld schon ohne Abitur? Meine ganze Familie, meine Freunde, alle haben oder machen Abitur. Und ich kleines, dummes Kind kriege es einfach nicht auf die Reihe, weil ich zu schwach bin.

Manchmal hasse ich mich selbst so sehr, dass es unerträglich wird. Ich verstehe wirklich nicht, wieso sich Menschen überhaupt noch für mich interessieren. Ich verstehe es wirklich nicht. Ich bin doch allen nur eine Last.


Es tut mir Leid, dass dieser Beitrag so lang wurde, aber ich musste mich gerade einfach mal auskotzen.
Danke!
Gespeichert

Leilasmum21

  • Gast
Re: Irgendwann geht es nicht mehr...
« Antwort #1 am: 05 Oktober 2009, 11:02:47 »

Hallo "kraftlos"!

Erst mal herzlich willkommen im Forum!

Wie ich das rauslese, überfordert dich die Schule, deine Eltern und du machst dir selber den Druck, ein sehr gutes Abi schaffen zu wollen.
Anfangs, ja, da konntest du deine kraftlosen Phasen gut selber besiegen. Das waren schon Vorboten deiner jetztigen Depression.
Du nimmst seit 3 Tagen ein Antidepressivum. Die Wirkung dieses Medikaments baut sich aber erst nach ca. 2-3 Wochen regelmäßiger Einnahme auf. Um diese Zeit zu überbrücken, wäre es natürlich gut gewesen, wenn du schon einen Therapieplatz hättest.
Aber es gibt auch Selbsthilfegruppen, wo die Symphtomatik Depression besprochen wird und du Tipps erhalten kannst, wie du jetzt mit dir weiter umgehen kannst, das es dir ein wenig besser geht.
Führst du ein Tagebuch? Ein ganz normales, wo du deine Tage reflektierst, aufschreibst, was gut war, was nicht, was du vielleicht gern anders gemacht hättest...

Das du deinen Freund da nicht mit belasten willst, ist verständlich, aber auf Dauer auch nicht die beste Lösung. Weiß er, das du eine Depression hast? Wenn nicht, dann überleg mal, ob du nicht zusammen mit ihm dich über die Krankheit informierst.
Klar, es zieht auch an deinen Nerven, denn du hast Angst,ihn zu verlieren.
Aber Ehrlichkeit ist wichtig!

Ich würde auch dir raten, dich einige Tage krank schreiben zu lassen, wenn du diese Prüfungen nicht schaffst. Stärke dich und deine Seele erst mal, bevor du wieder volle Power gibst!

Lieben Gruß
Dani
Gespeichert

21HEIDI

  • Gast
Re: Irgendwann geht es nicht mehr...
« Antwort #2 am: 06 Oktober 2009, 20:14:47 »

Hallo Kraftlos!

Ich würde mal sagen,daß bei Dir alles zusammenkommt.
Was in der Vergangenheit alle passiert ist...
Daß Du Dich zu Deinen Eltern nicht mehr richtig hingezogen fühlst...
Daß Du Dich zu Deinem Freund nicht mehr richtig hingezogen fühlst...
Da ist dieses Loch,was Du erst mal verarbeiten mußt,aber auch die innere Angst,daß er Dich wieder verlassen könnte,
daß ihm die Andere doch mehr bedeutet,u.s.w...
"Was wird sein,wenn er .............?"Die Ungewissheit...
Stimmts?
Und das alles zusammen zerfrißt Deine Seele und langsam auch Dich!

So blöd und so hart es auch klingt:
Du mußt Dir innerlich sagen,daß NUR DU ZUERST mal kommst.
Daß das alles NUR FÜR DICH ist!
NUR FÜR DICH und Dein späteres Leben!
Wünsche Dir dazu viel,viel Kraft!!!
Lieben Gruß,
HEIDI (45J. )   :-)

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